Beitragsarchiv

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Auf dem Weg ins OlympiastadionErinnerung
Mein Vater hatte 1971 für sich und seine Familie Karten für eine Vormittags-Veranstaltung mit Leichtatlethik im Olympiastadion bestellt. Niemand von uns ahnte damals, dass ich die Olympischen Spiele nicht als Besucherin sondern als Platzanweiserin in der Basketballhalle erleben würde. Auf diesem Foto hat er seine Familie auf dem Weg zum Olympiastadion fotografiert. Ich (rechts) trage dabei meine Uniform als Platzanweiserin und die dazugehörige Sonnenbrille. Heidi H.
Der Klang der Glocken für Olympia 72Musik
Immer wenn ich am ehemaligen Coubertinplatz und jetzigen Hans-Jochen-Vogel-Platz stehe bedauere ich daß das Carillon - Glockenspiel, das extra für die Olympischen Spiele 1972 angeschafft worden ist, nicht mehr erklingen kann. Glücklicherweise habe ich von damals noch einige Fotos und Audioaufnahmen um die Erinnerung nicht ganz zu verlieren.
OlympiaparkErinnerung
Für mich war es immer wieder ein schöner Moment, wenn wir, die Mitarbeiter des OK wieder einen neuen Baum auf dem Gelände begrüßen durften, es ist doch ein schöner vielfältiger Park daraus geworden.
Schulfrei aus traurigem AnlassErinnerung
Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir Schüler*innen des Werner-von-Siemens-Gymnasiums in Berlin-Zehlendorf am Tag nach dem Attentat ab der zweiten Schulstunde schulfrei bekamen. Damit verbunden war der Auftrag, die Gedenkfeier im Olympiastadion zuhause am Fernseher zu verfolgen. Spannend war für mich als damals 12-Jährige die Frage, ob die Spiele weitergehen oder nicht. Gabi Versümer   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Begeistert dabei – Olympia 1972Erinnerung
Die sportbegeisterte und mehrsprachige Sylvia Schuster-Seiwald bewarb sich im Sommer 72 als Olympiahostess. Obwohl die Bewerbungsphase eigentlich schon abgeschlossen war, wurde sie genommen. Die interessanten internationalen Begegnungen, die Sportereignisse und das vielseitige kulturelle Angebot - all das faszinierte sie sehr, wie sie eindrücklich erzählt. Mit dem Attentat am 5. September und seinen traurigen Folgen hatte das Motto der "heiteren Spiele" für die Zeitzeugin seine Bedeutung verloren. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Wie ich mit 9 Jahren den Olympiaturm bewachteErinnerung
Meine junge Tante Gisela war die erste Olympiahostess Münchens. Ich durfte sie oft auf das große, noch im Bau befindliche Olympiagelände und auch bei ihrer Arbeit begleiten, was ich als 9-Jährige natürlich toll fand. In einer aufblasbaren Halle stand das Modell des Münchner Olympiageländes, das mir als Kind so riesig erschien. An diesem Modell wurde den Besuchern aus aller Welt das Olympiagelände vorgestellt. Meine Tante hielt den Vortrag und zeigte mit einem ausfahrbaren Zeigestab auf die Teile des Modells. Ich durfte dabei das Raumlicht bedienen. Sie übertrug mir auch die wichtige Aufgabe, auf den Fernsehturm zu achten. Zirka 20 Zentimeter groß wurde er gerne als Souvenir geklaut. Besonders gut musste ich nach dem Vortrag aufpassen. Wenn die Gäste verabschiedet wurden und die Halle verließen, war die Diebstahlgefahr am größten. Claudia Probst Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Die Erste im OlympiabeckenErinnerung
Meine junge Patentante war die erste Olympiahostess Münchens. Ich war 9 Jahre alt und begeistert, denn sie nahm mich oft mit auf das Olympiagelände – so auch zu einem Pressetermin in die noch unfertige Schwimmhalle. Es war ein Treffen mit Journalisten. Im Verlauf des Treffens wurde plötzlich ein Aufhänger für den Artikel gesucht. Kurzerhand wurde entschieden, das Kind – also ich –soll ins Wasser hüpfen! Ich war eher schüchtern, das Wasser kalt und das Becken noch gar nicht ganz fertig, aber ich habe mich getraut. Mit meiner Tante habe ich dann verabredet, nichts zu Hause zu verraten – es sollte eine Überraschung werden. Die nächsten Tage bin ich morgens vor der Schule an den Zeitungskasten gelaufen und habe die Zeitung durchgeblättert. Endlich, am dritten Tag war ein Foto von mir in der Zeitung, zusammen mit Marc Spitz, dem legendären Schwimmer, auf einer Seite! Mittags nach der Schule schnell nach Hause. Stolz zeigte ich meiner Mutter mein Foto in der Zeitung. Sie meinte nur, das Kind sieht dir schon ähnlich … - vielleicht um mich zu necken? Unter dem Foto stand: „Sie wollte gar nicht mehr aus dem Wasser. Die zehnjährige Claudia durfte als allererste ins Olympiabecken springen.“ Ja, genau so war es, ich war die allererste im Olympiabecken und fand das ganz toll. Übrigens hatte ich mich gegenüber den Journalisten älter gemacht: Die 10-Jährige Claudia - das klang doch viel schicker.   Claudia Probst Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Olympia 1972 - aus der Sicht einer 9-JährigenErinnerung
Olympia 1972! Das waren nicht nur die längsten Sommerferien, alles war Olympia. Wir spielten Olympia, erfanden neue Disziplinen und maßen uns in Wettkämpfen. Meine Tante war die erste Olympiahostess Münchens. Sie hat mich und meine zwei Jahre jüngere Schwester Christina schon lange vor den Spielen oft auf das Olympiagelände mitgenommen. Wir sind zusammen im offenen Kübelwagen bei Sonnenschein über diese riesige Baustelle gefahren, haben den Baufortschritt erlebt und jubelten zur Probe schon mal auf den unfertigen Rängen des Olympiastadions. Die Identifizierung mit den Spielen war für mich und meine ganze Familie - mein Vater war Architekt - schon im Vorfeld sehr groß. Die heute noch moderne Architektur, die Leichtigkeit, die die Bauwerke ausstrahlen, die bunten Farben der Poster und der Piktogramme, das entsprach unserem Lebensgefühl damals, so wurde München zu meiner Stadt. Das Attentat war die heftigste Zensur, die Spiele waren damit für uns beendet: Meine Eltern haben zu Hause die schönen Plakate abgenommen und wir alle waren wie erstarrt und voller Trauer um die Opfer. Claudia Probst Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
"Schwarzmarkt" am OdeonsplatzErinnerung
Ich hatte das Glück, 1971 als junger Mann beruflich von Würzburg nach München zu wechseln. Dadurch erlebte ich schon früh einen Teil der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele. Insofern habe ich auch mitbekommen, dass bereits zu Beginn der Spiele am Odeonsplatz ein kleiner „Schwarzmarkt“ für Eintrittskarten stattfand. Dort wurden überwiegend von Studenten Karten für diverse Sportveranstaltungen angeboten. So ergatterte ich eine Karte für einen äußerst spannenden Leichtathletik-Tag im Olympiastadion, u.a. mit Heide Rosendahl und Ulrike Meyfarth, an den ich heute noch gerne denke. Klaus Lurati Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Unfreiwilliger BoxkampfErinnerung
Während der Olympischen Spiele 1972 war ich nahezu täglich in meiner Mittagspause auf dem Odeonsplatz, um auf dem dort stattfindenden kleinen Eintrittskarten-„Schwarzmarkt“ an Karten zu kommen. Tatsächlich gelang mir dies für Rudern und Boxen. Dabei wollte ich eigentlich nicht wirklich zum Boxen, hoffte aber, die Karte wieder gegen Leichtathletik tauschen zu können. An dem Tag, an dem die besagten finalen Boxkämpfe stattfanden, gelang mir aber kein Tausch, sodass ich abends nochmals vor der Halle mein Glück versuchte. Leider ohne Erfolg. Weil es für mich selbstverständlich war, die Karte nicht verfallen zu lassen, beschloss ich also, doch selbst die Boxkämpfe anzusehen. Zu meiner Überraschung war es dann doch interessanter als gedacht: die Kämpfe waren fair, und als Höhepunkt gewann der Deutsche Dieter Kottysch die Goldmedaille, und zwar im Halbmittelgewicht. Dadurch war eine grandiose Stimmung in der Halle, von der ich mich mitreißen ließ. Klaus Lurati
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Unverhofft bei der SchlussfeierErinnerung
Auf der Tauschbörse am Marienhof, direkt  hinter dem Rathaus, konnte man noch interessante Karten für die Spiele erwerben. So gelangte ich unverhofft an Karten für die Schlussfeier. Klaus Bartoszyk Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Gepackt vom OlympiafieberErinnerung
Wochen vor den Spielen besorgten meine sportbegeisterte Familie und ich uns über das Amtliche Bayerische Reisebüro - abgekürzt ABR - in Regensburg für einzelne olympische Wettkämpfe Karten. Wir hatten Glück und unsere Wünsche konnten erfüllt werden. Klaus Bartoszyk Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Olympic MapSammelsurium
1972 war ich 6 Jahre , wir wohnten in Olching und hatten Besuch aus der Eifel und besuchten gemeinsam das Olympiagelände .. ich bekam dort einen Waldi - Schlüsselanhänger und ein hellblaues Olympia - Fähnchen mit Holzstab.. Beides habe ich leider vor vielen Jahren „ aussortiert“ .. nur die Sonderkarte ist geblieben…
LeichtigkeitErinnerung
Für mich war der Olympiapark ursprünglich der Schuttberg, wo wir als Kinder Schlitten gefahren sind. Als 19-Jährige war ich während der Spiele als Besucherin auf dem Gelände, das einen totalen Charme der Jugendlichkeit versprühte. Man ist hingegangen wie zu einem Event, auch wenn man keine Karten hatte. Besonders sind mir die Konzerte, die auf der Seebühne stattfanden, in Erinnerung geblieben. Das Highlight waren für mich die zugelosten Karten für die Leichtathletik im Olympiastadion. Zuerst war ich ein bisschen enttäuscht, weil mein Interesse an diesem Sport noch nicht geweckt war. Aber dann wurde ich mitgerissen von der Stimmung und man konnte auch nicht widerstehen, mitzuschreien. Ich habe zu dieser Zeit nicht mehr in München gewohnt und habe das Attentat daher nur noch am Rande mitbekommen. Erst im späteren Verlauf erkannte ich die Tragweite. Gabi Steffe Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Digitaler ErinnerungsortAttentat
Anlässlich des 50. Jahrestages des Olympia-Attentats von 1972 wurde vom Landkreis FFB ein digitaler Erinnerungsort geschaffen. Dieser besteht aus einer multimedialen Website und einer interaktiven AR-App, abgerundet wird das Projekt mit einer begleitenden Social Media-Strategie.
Olympiaplakate in StudentenwohnheimenSammelsurium
Ich bin im Frühsommer als Student nach München gekommen, wohnte zuerst in einer Gastarbeiterbaracke, dann ab Sept. 72 im Studentenwohnheim Geschwister Scholl. Mir sind die fröhlichen Tage noch sehr gut in Erinnerung - und auch, dass die Gemeinschaftsküchen mit Olympiaplakaten ausgestaltet wurden. Gemeinsam fieberten wir immer bei den Wettbewerben mit. Leider kann ich nur ein Bild hochladen, ich hätte da noch mehr, müsste im Archiv nachsehen.
Eine Hostess der kanadischen MannschaftAttentat
Eine Hostess der kanadischen Mannschaft erinnert an das Attentat und muss sich nicht nur um die kanadische Mannschaft kümmern, die direkte Nachbarn der israelischen Mannschaft waren, sondern hat auch eine seltsame Begegnung im Stadion gehabt.
Die neue S-BahnAttentat
Eine Zeitzeugin erinnert an die ersten S-Bahnen in Planegg und muss bekennen, dass das Attentat bei ihr eine Zäsur in ihrer Erinnerung verursacht hat.
Das erste geschossene Tor im FußballstadionErinnerung
Das aller erste Tor, das im Fußballstadion geschossen wurde war nicht etwas von einem der Spieler. Stattdessen hat sich der Vater von einem Zeitzeugen noch vor dem ersten Spiel das 1:0 erzielt.
Amerikanische Sportler am TegernseeErinnerung
Auch am Tegernsee sind Gäste untergekommen. Eine Zeitzeugin berichtet von den amerikanischen Besuchern, die ihr damals noch äußerst fremd vorkamen.
Der Bau des StadionsErinnerung
Ein Zeitzeuge berichtet von der Errichtung des Stadions und wie während der olympischen Spiele seine Arbeit im Stadion ablief.
Ein kleiner Junge sieht Mark Spitz beim SchwimmtrainingErinnerung
Ein Zeitzeuge war noch ein kleiner Junge während der olympischen Spiele und berichtet von seinen Erinnerungen.
Israelische Sportlerinnen nach dem AttentatAttentat
Eine Zeitzeugin erzählt von ihrer Begegnung mit dem israelischen Botschafter, der nach dem Attentat im Olympiadorf eine Gruppe Sportlerinnen abgeholt hat.
Das gestohlene BierfassErinnerung
Karl-Heinz Meißner erinnert sich an ein geklautes Bierfass, das er während seiner Arbeit im Stadion gefunden hat.
Frischer Wind für eine StadtErinnerung
München war die Stadt meiner Träume und tatsächlich zogen wir 1967 aus Cham im Bayerischen Wald dorthin. Die Ankündigung, dass die Olympischen Spiele 1972 in München stattfinden würden, war für mich wie ein großes Versprechen. Dieses Versprechen wurde eingelöst - insbesondere durch die einmalige Spielstraße. Schon der Weg dorthin war für mich ein kleines Abenteuer. Die neue U-Bahn brachte mich in eine neue Welt: alles bunt, alles grün, alles freundlich, alles heiter. Mittendrin der See und drumherum das fröhliche Treiben - überwältigende Glücksgefühle. Besonders beeindruckt war ich von einem Zelt mit Videokunst, es war wie ein einziger Augendonner. Tagelang spielten wir dort nach der Schule und freuten uns des Lebens. Und dann kam die Katastrophe. mingo ingrid rauchfuss Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Ein Amerikaner in MünchenErinnerung
Als ich Anfang der 1960er-Jahre aus der Gegend von St. Louis als 14-Jähriger nach München kam, hatte ich von einer Großstadt ein anderes Bild: Wolkenkratzer suchte man hier vergebens. Stattdessen machte die Stadt auf mich einen eher beschaulichen Eindruck. Umso erstaunter war ich, dass München 1966 den Zuschlag als Austragungsort eines Weltereignisses bekam - die Olympischen Spiele. Nach dieser Entscheidung verfolgte ich gespannt die Veränderungen in der Stadt: Graue Nachkriegsfassaden erstrahlten in neuem Glanz. Von einem Klassenzimmer an der Lazarettstraße aus, sah ich den Olympiaturm in die Höhe wachsen. Regelmäßig fuhr ich nach der Schule mit dem Rad auf das Olympiagelände und beobachtete die Baufortschritte. Meine Vorfreude war groß. Ben Bowman Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Vom Berg ins StadionErinnerung
Für mich begannen die Spiele auf dem Olympiaberg. Stunden vor der Eröffnungsfeier marschierte ich wie viele andere dorthin, um einen möglichst guten Blick in das Stadion zu haben - es lohnte sich. Von dort aus hatte ich sogar einen fantastischen Blick auf die Ereignisse. Bei weiß-blauem Himmel sah ich, wie sich Gelände und Stadion mit Menschen füllten. Von „meinem“ Berg aus konnte ich den Einzug der Nationen zur Musik von Kurt Edelhagen wunderbar verfolgen. Fünf Tage später war ich dann selbst im Stadion und erlebte die Wettkämpfe aus unmittelbarer Nähe. Unvergesslich bleibt mir Heide Rosendahl beim Weitsprung. Ben Bowman Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Als Chorsänger im Olympischen DorfErinnerung
Den 3. September verbinde ich mit einer ganz besonderen olympischen Erinnerung: Als Sänger im Chor des Europäischen Ensembles hatte ich das Glück auf Einladung der Stadt München im Olympischen Dorf aufzutreten. Einer unser Chorsänger beschrieb das Ereignis später so: Wir betraten das Olympiadorf am Aufgang zur Rampe Straßbergerstraße. Zur Kontrolle genügte ein Passierschein in Kombination mit dem Ausweis. Für die Mitwirkenden war es ein faszinierendes Erlebnis, das olympische Dorf betreten zu dürfen. Menschen aus aller Herren Länder waren unterwegs, die einen eilig, die anderen entspannt, man unterhielt sich, wenn nötig, mit Händen und Füßen. Ein Flair von Aktivität, Konzentration, Spannung, Siegeshoffnung, aber auch von Begegnung und entstehenden Freundschaften lag in der Luft. Besser hätte ich dieses Erlebnis nicht beschreiben können. Ben Bowman Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Architekten StreitOlympiaberg Wanderung
Diskussion während der Olympiabier Wanderung über den "Architekten Streit" bezüglich des Umbaus des Olympiastadions.
Zwischenhalt OlympiaErinnerung
Heiner Lünstedt reiste von den späten 1960er-Jahren an mit seinen Eltern und seiner Schwester regelmäßig in den Sommerferien mit der Bahn von Hamburg nach Rimini. In München musste die Familie immer umsteigen. 1972 wurde der Aufenthalt verlängert, um sich die Olympiaanlage und auch München anzusehen. Wieder zurück in Hamburg, besuchte die Familie Kiel und die dortigen Segel-Wettkampfstätten. Ein Fotoalbum zeugt von dem Urlaub in Rimini und vom Zwischenstop in München. Auch der Besuch der Kieler Olympiastätten wurde fotografisch festgehalten. Das Album befindet sich noch heute im Besitz von Heiner Lünstedt. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Autogrammjäger bei OlympiaErinnerung
Um möglichst viele Autogramme zu bekommen, wartete Michael Amtmann als 9-Jähriger zusammen mit anderen Kindern am Olympischen Dorf auf Sportler. Die Schar von Autogrammjägern wurden bald bekannt unter den Sportlern und manchmal gab es auch kleine Geschenke. Das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft beendete jedoch die Autogrammjagd. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Bilder aus nächster NäheErinnerung
Astrid Marie-Luise war als 21-Jährige als Hostess bei den Olympischen Spielen. Ihr späterer Ehemann hat das Training der Sportler, das Treiben auf dem Olympiagelände und auch den Arbeitsplatz von Astrid auf einem Super-8-Film festgehalten. Bei diesen Aufnahmen aus nächster Nähe profitierte er von dem uneingeschränkte Zugang, den Astrid Marie-Luise als Hostess genoss. Die Fotos zeigen Astrid Marie-Luise in Ihrer Hostessen-Kleidung auf dem Olympia-Gelände. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Eröffnungsfeier - persönliche ErinnerungenErinnerung
Richard Berndt war als 19-Jähriger "vom Lande" bei der Eröffnungsfeier dabei und filmte die Feierlichkeiten mit der Super-8-Kamera. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Vielseitigkeitsreiten in PoingErinnerung
Familie Berndt filmte den Geländeritt der Vielseitigkeits-Wettkämpfe in Poing und hielt nebenbei auch Gäste wie Prinz Philip und Tochter Anne fest. Richard Berndt, Oktober 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Impressionen Olympiade 1972Erinnerung
Mein Mann war begeisterter Sportler und so sind wir so oft wie möglich mit den Kindern zum Olympiagelände gegangen. Wir waren begeistert als Ulrike Meyfahrt die Goldmedaille im Hochsprung gewonnen hat und  haben die Geher bewundert. In der Fußgängerzone genossen wir die Stimmung. Monika Umpfenbach Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Pferdenarren beim Modernen FünfkampfErinnerung
Mein Vater Georg filmte den Familienausflug nach München Riem. Dort sahen wir bei schönsten Wetter das Einzelspringen des Modernen Fünfkampfs. Michaela Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Vom Stachus zum StadionErinnerung
Auf dem Weg zur Eröffnungsfeier filmte mein Vater Georg die Fußgängerzone, die U-Bahn-Fahrt und den Fußweg zum Olympiastadion. Michaela Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Eröffnungsfeier und Stabhochsprung-Wettbewerb im OlympiastadionErinnerung
Mein Vater Georg filmte große Teile der Eröffnungsfeier und viele Leichtathletik-Wettbewerbe - wie hier den Stabhochsprung, bei dem ich auch dabei sein konnte. Michaela Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Fackellauf in Bad TölzErinnerung
Mein Vater Georg hat während der gesamten Olympischen Spiele mit seiner Super-8-Kamera für den privaten Gebrauch gefilmt. Michaela Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Down Under goes PasingErinnerung
Axel Birkens Eltern kamen dem Aufruf der Stadt München nach, Zimmer an Olympiabesucher zu vergeben. So kam es, dass ein australischer Gast von der anderen Seite des Erdballs während der Olympischen Spiele in dem Kinderzimmer von Axel Birken und seiner Schwester in Pasing wohnte. Die Fotos zeigen das Olympiastadion 1972, Axel Birken im Alter von etwa 12 Jahren und heute sowie ein geselliges Zusammensein der Familie Birken mit den internationalen Gästen - ganz links der Gast aus Down Under. Axel Birken, November 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Ein Schüler als VIP-FotografErinnerung
Für die olympischen Spiele 1972 in München habe ich einen klaren Auftrag aus meiner Familie bekommen. Als junger Mann von 18 Jahren sollte ich auf dem Olympiagelände möglichst viele Prominente fotografieren. Bei einem Spaziergang durch den Olympiapark kam mir die Idee, mich an den VIP-Eingang des Olympiastadions zu schmuggeln. Was mir am Tag der Eröffnungsfeier dann auch tatsächlich gelang. Heute fast nicht vorstellbar, stand ich plötzlich eine Armlänge entfernt von Bundespräsident und Bundeskanzler. Auch viele andere Prominente aus Politik und Gesellschaft kamen mir vor die Linse. Darunter war z.B. der Architekt der deutschen Ostpolitik Egon Bahr (Foto 1, rechts), hier mit dem damaligen bayerischen Ministerpräsident Alfons Goppel und seiner Frau, das monegassische Fürstenpaar oder der Stadionsprecher Blacky Fuchsberger (Foto 2). Ich war dann auch noch beim Einzug der Nationen aus kurioser Perspektive dabei (Foto 3, britisches Team). Am Ende war meine Tante mit meiner Ausbeute hochzufrieden. Erich Weichselgartner Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
WindjammerparadeErinnerung
Das majestätische Fortbewegungsmittel Erinnerungen von Anne Richter Als leidenschaftliche, aber nicht besonders talentierte Geräteturnerin im örtlichen Sportverein TSV Trappenkamp in Holstein zogen die Olympischen Spiele 1972 nicht spurlos an mir vorüber. Natürlich wollte ich Olga Korbut nacheifern und bei den nächsten Spielen Medaillen für Deutschland holen. Wie unrealistisch das Erreichen dieses Ziel war, konnte ich mir in meinem kindlichen Eifer nicht vorstellen, denn es thronte ein aufblasbarer Olympia-Dackel Waldi in meinem Kinderzimmer. Dieser sei sicher auch als persönliches Maskottchen für mich da, so meine Überzeugung. Abgesehen von dieser Fernteilnahme am Geschehen im Olympiastation in München, die durch schwarz-weiß Fernseher in der Nachbarschaft ermöglicht wurden, erlebt ich die Olympischen Spiele aber auch hautnah. Als erstes wurde in meiner Wahrnehmung der Ort Wankendorf an der B 404 mit einem Stück Autobahn umrundet. Damit die Gäste der Segelolympiade nicht im Stau stünden, so wurde mir erklärt. Das leuchtete mir ein, denn ich hatte schon öfter in unserem Auto – damals ohne Klimaanlage – im Stau gestanden und konnte mir vorstellen, wie unerträglich heiß so ein Stau im Hochsommer sein würde. Dann begriff ich, dass in Schilksee ein ganzes Dorf für die ausschließlich männlichen Segler in unmittelbarer Nähe des neuen Segelhafens entstand. Das befand ich als okay, musste es aber nicht weiterverfolgen, denn das war ja Männersport. Das änderte sich, als mein Vater mich und meine Schwester ins Auto lud und ans Ostufer der Förde fuhr, um die 1. Windjammerparade auf der Kieler Förde mitzuerleben. Es war strahlendes Wetter und so wenig Wind, dass die 70 Großsegler unter vollen Segeln in die Förde einliefen. Diese Bilder der Schönheit und Freude gingen um die Welt. Besonders majestätisch empfand ich die strahlend weißen Segel der Gorch Fock. Besonders ungerecht empfand ich, dass ich dort nie an Bord gehen würde, weil das Segelschulschiff der deutschen Marine den Soldaten, also den Männern vorbehalten war. Aber wir Mädchen bekamen ein Eis, was den Tag zu einem besonders Guten machte. Heute weiß ich, dass fast eine halbe Million Menschen am 3. September 1972 die Ufer der Kieler Förde säumten, und ich war mittendrin. Als die Großsegler ihre Segel wieder eingeholt hatten und vor Anker gingen, begaben wir uns zurück zu unserem Auto und direkt in den längsten Stau für die kürzeste Strecke meiner Kindheit. Dass ein kleines Stück Autobahn (jenes auf der Höhe von Wankendorf) gar nichts bringt, wenn alle Zuwege und Straßen verstopft sind, weiß ich seitdem. Aber die majestätische Fortbewegung allein durch Wind hat mich an diesem Tag überzeugt, Autofahrten wurden dafür noch unbeliebter. Als Jugendliche habe ich später doch noch als Regattateilnehmerin der Kieler Woche in Schilksee geschlafen. An Bord eines Marinekutters trat unsere gemischte Schulmannschaft gegen Marinebesatzungen und andere Schulen an. Ich war eine von zwei Frauen in der Regatta. Ein Turnturnier habe ich nie bestritten. Fazit: 1. Das Live-Erlebnis hat in seiner Auswirkung auf meine Biografie die Fernsehberichte aus München geschlagen. 2. So kann frau irren.
Eine verhinderte VerabredungErinnerung
Während der Spiele habe ich als Hostess in einem Informationszentrum im Olympischen Dorf gearbeitet. Am Tag des Anschlags auf die israelische Mannschaft war ich tagsüber in Nymphenburg und habe mir Reit-Wettkämpfe angesehen. Eine Freundin hatte mir einen Zeitungsartikel über das Attentat gezeigt, aber ich hielt es für eine Zeitungsente. Am Abend war ich mit einem Sportler von der Elfenbeinküste im olympischen Dorf verabredet. Auf dem Weg dorthin musste ich aber feststellen, dass das komplette Dorf hermetisch abgeriegelt war. Also ging ich zu einer Telefonzelle, um ihn anzurufen. Als ich ihn am Telefon nicht mehr verstehen konnte, fragte ich, was der Lärm im Hintergrund sei. Er antwortete, dass das die Helikopter sind, die gerade über ihn hinwegfliegen. Zurück in meiner Unterkunft, dem Studentenheim Freimann, verfolgte ich die ganze tragische Entwicklung der Situation. Zuerst hatten wir noch Hoffnung, bevor nachts die Schreckensnachricht über uns hereinbrach. Evelyn Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Unverhoffte BegegnungErinnerung
Im August 1972 war ich als eine der holländischen Hostessen vor Beginn der Spiele am Flughafen für die Begrüßung und Begleitung bestimmter Athletengruppen eingeteilt, darunter war auch die israelische Olympiamanschaft. Sie war zunächst nicht direkt erkennbar, erst an der Gepäckannahme konnte ich anhand der speziellen Gepäckanhänger sehen, dass es die Sportler waren, für die ich zuständig war. Ich kam daraufhin auch mit André Spitzer ins Gespräch, weil er eine besonders freundliche Ausstrahlung hatte. Später habe ich ihn anhand seines Brillengestells sofort als eines der Attentat-Opfer erkannt. Dieses Bild wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Evelyn Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Eine verhinderte EinladungErinnerung
Als holländische Hostess bekam ich in meiner damaligen Unterkunft, dem Studentenheim Freimann, einen Brief vom damaligen niederländischen  Generalkonsul. Darin wurde ich für einen Empfang am 9.9.72 eingeladen, bei dem auch die damalige Prinzessin Beatrix und der damalige Prinz Claus anwesend sein würden. Drei Tage vorher, am 6.9., also einen Tag nach dem Attentat, erhielt ich jedoch leider eine offizielle Absage. Evelyn Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Platzanweiserin beim BasketballErinnerung
Als 17-jährige Schülerin, aus einer Kleinstadt im Nordschwarzwald kommend, hatte ich das große Glück für die Olympischen Spiele 1972 in München als Platzanweiserin angenommen zu werden. Ich wurde in der Basketballhalle eingesetzt, auch beim legendären, umstrittenen Endspiel URS-USA 51:50. Die drei Wochen, die ich wegen Olympia in München verbracht habe, gehören zu den schönsten Erlebnissen in meinem Leben. Inzwischen wohne ich seit 45 Jahren in München, weil es meine Lieblingsstadt ist. Heidi H.
565,1 mt hochOlympiaberg Wanderung
Mein erstes Mal auf dem Olympiaberg dank des interessanten Workshops „Auf, neben und unter dem Olympiaberg". 565,1 m ü. NHN und diese Aussicht
„Warum liegt hier Stroh?“Olympiaberg Wanderung
„Das Stroh liegt, da morgen hier an der Olympiaalm ein Crosslauf vorbeikommt. Das Stroh ist ein Hinderniss für die Läufer, von Kindern bis zu Olympiasiegern.“
Berg mit AussichtOlympiaberg Wanderung
Vom Olympiaberg aus kann man den besonderen Flair Münchens sehr gut verstehen. Die Nähe zu den Alpen ist einfach umwerfend. Worauf man dort oben steht, sollte uns viel mehr Mahnmal sein, gerade angesichts des Krieges gleich in unserer Nähe, in der Ukraine.
FreizeitOlympiaberg Wanderung
Auf den Turm, hoch hinaus und sich am nächsten Tag der Schwerkraft hingeben - einen Tag nach dem Blick vom olympiaturm kam meine Tochter zur Welt.
OlympiastadionOlympiaberg Wanderung
Während ich als Knirps in einem Kinderheim betreut wurde, hat meine Mutter hier zur Olympiade als Platzanweiserin gearbeitet. Für sie war das eine besondere Zeit.
FreizeitOlympiaberg Wanderung
Eine unverhoffte Verschnaufpause auf der versteckten Olympia Alm.
KatakombenOlympiaberg Wanderung
Die Katakomben sind geöffnet. Ein mulmiges Gefühl, angesichts des unsäglichen Angriffskriegs in der Ukraine.
OlympiahalleOlympiaberg Wanderung
Vom Kunstturnen zur Kunsthalle: die Olympiahalle ist immer noch ein beliebter Ort für Konzerte und Events. Gut, dass es immer noch in der Stadtgesellschaft ein belebter Ort ist.
Oly-SchwimmhalleOlympiaberg Wanderung
Olympia Schwimmhalle, auch mein Ort für Schwimmwettkämpfe. Danke an den SC Wasserfreunde München, der immer noch Schwimmsport betreibt.
freizeitOlympiaberg Wanderung
Ein Picknick im Sommer, nachts.
FreizeitOlympiaberg Wanderung
In den frühen Morgenstunden über verschlungene Wege auf dem Olympiaberg joggen.
FreizeitOlympiaberg Wanderung
Erinnerungen an Freizeit, Ferien,Feiern und Freunde.
Die Nacht vom 05. September 1972Erinnerung
Die Nacht vom 05. auf den 06.09.1972 verbrachten mein damaliger Gefährte und ich auf einem der Schuttberge im Zelt. Wir hatten es aufgestellt, weil wir weder im Männerheim noch im Katholischen Mädchenheim, wo wir jeweils untergebracht waren, eine gemeinsame Nacht verbringen konnten. Ab circa 22Uhr hörten wir Flugzeuglärm, sodass wir kurz das Zelt verliessen und nach oben schauten. Das war kein normaler Passagierverkehr, das war etwas Aussergewöhnliches. Wir krochen ins Zelt und machten das Radio an. Das Gehörte schockierte und verwirrte uns. Es mutete unglaublich und gespenstisch an, was wir da hörten. Ein Lifebericht über ein Attentat. Wobei ich nicht erinnere mit welchen Worten der Reporter das Geschehen begleitete. Anderntags als wir unsere Essensmarken für eine Woche abholten, erhielten wir ungefragt Marken für mehrere Wochen. Das Durcheinander, die Unsicherheit, ja Angst waren allgemein. Das Organisationskomitee stellt uns frei, unser Engagement bis zum Ende aufrecht zu erhalten oder es zu beenden. Am 07.09.1972 verliessen wir München. ASVégh, Basel 22
Das IOC im Hotel Vier Jahreszeiten in der Maximilian StrasseErinnerung
Die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees waren im Luxushotel Vier Jahreszeiten untergebracht. Dort fanden wichtige Sitzungen statt, z.B. die Wahl von Lord Kilanin als Präsident als Nachfolger von Avery Brundage und die Entscheidung für die Fortführung der Spiele nach dem Attentat. Jedem der Mitglieder stand ein Ehrenbegleiter und ein Wagen zur Verfügung. Das Protokoll war dort vertreten, 3 Chefhostessen und 15 Hostessen sorgten sich um Wohl und Wehe der Gäste. Die Mitglieder waren mit Ehefrauen angereist, für die es ein besonderes Damenprogramm gab.
Spaß auf dem SchulwegErinnerung
Da ich ab meinem 12. Lebensjahr, das war 1970, für meinen Schulweg von Lochham nach Pasing den Zug benutzen musste, und zu dieser Zeit aufgrund der Olympischen Spiele die S6 neu eingeführt wurde, stellte sich für mich jeden Morgen die spannende Frage, welcher Zug nun kommen würde: der alte Regionalzug oder die neue S-Bahn. Kam tatsächlich eine S-Bahn, erinnere ich mich an eine große Freude, denn selbstöffnende Türen, fast ebenerdiger Zugang und ein helles und sauberes Inneres fand ich toll und super modern. Im Gegensatz zu den alten, dunklen und klapprigen Zügen, die ich durch die Stufen und die schwer zu öffnenden Eisentüren nicht mochte. Für mich bedeutete die S-Bahn auch die Vorfreude auf das Großereignis „Olympische Spiele“. S.D., September 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Witzige NachleseErinnerung
Einige Jahre nach den Olympischen Spielen lernte ich als Messe-Hostess der Mode-Woche-München eine ehemalige VIP-Hostess der olympischen Spiele kennen, die damals eine Kollegin von Silvia Sommerlath war. In diesem Zusammenhang erzählte sie mir von einer Anekdote: Als Frau Sommerlath von ihrem Einsatz der Betreuung von Kronprinz Carl Gustav von Schweden zurückkam, war sie völlig begeistert, hin und weg, und schwärmte in vollsten Zügen von diesem Mann. Die Reaktion der Hostessen-Kolleginnen damals: „Na dann heirate ihn doch“. S.D. im September 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
GoldsprungErinnerung
Als 14-Jährige nahmen mich meine Eltern mit zu einem Leichtathletik-Wettkampftag. Ich erinnere mich noch gut an die Aufregung, den Olympiapark aus der Nähe zu sehen und in diesem beeindruckenden Rund des Stadions zu sitzen. Besonders eingeprägt hat sich mir der Moment, als Heide Rosendahl Gold im Weitsprung gewonnen hat und der Jubel im Stadion losbrach. S.D., September 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Für gute Stimmung bei den Schiedsrichtern sorgenErinnerung
Heinz Reible war bei den Spielen von München als Wettkampfhelfer beziehungsweise Schiedsrichterbetreuer unterwegs. „Den Job bei Olympia“, erzählt Herr Reible, „habe ich als Basketballspieler bei einem Münchner Verein über den zuständigen Verband angeboten bekommen – und gerne angenommen.“ Genauso gerne blickt der gebürtige Münchner heute auf das Jahr 1972 zurück. Denn obwohl Heinz Reible an den Sportstätten reichlich zu tun hatte – er und ein Kollege waren die einzigen Ansprechpartner der Basketball-Schiedsrichter –, waren die Olympischen Spiele für Heinz „nicht nur Arbeit, sondern auch Spaß“. So unternahm er mit den Schiris aus aller Welt an einem wettkampffreien Tag einen Ausflug an den Eibsee. Ein andermal besuchte er mit ihnen Münchner Wirtschaften und Weinlokale – „um für gute Stimmung zu sorgen und sie für das Deutschlandspiel positiv zu stimmen“, wie er scherzhaft erzählt. Dass er sich tagein tagaus um seine Schützlinge bemüht, wissen die Wettkampfrichter mehr als nur zu schätzen. Als Dankeschön erhält er von den Schiedsrichtern aus Kanada und Ägypten, aus Polen und von den Philippinen Andenken wie Münzen und Anstecker, die sich bis heute in Heinz Reibles Besitz befinden. Insgesamt, so der Münchner, habe er die Olympischen Spiele „sehr genossen“. Aber nicht nur er, sondern die ganze Stadt habe von den Spielen profitiert: „Da braucht man doch nur an die U-Bahn zu denken.“   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Heinz Reible
Anruf vor der WachablösungAttentat
Am frühen Morgen des 5. September 1972 klingelt in der Waldmann-Kaserne – zwischen dem Münchner Stadtteil Schwabing und dem Olympiagelände – das Telefon. Den Anruf nimmt Sanitätsgefreiter Brunner entgegen. Er versorgt unter anderem auch Mannschaftsmitglieder, die an den Olympischen Spielen teilnehmen. In der Nacht zum 5. September aber ist er als stellvertretender Wachhabender in der Waldmann-Kaserne eingeteilt. Weil Brunner von Natur aus hilfsbereit ist, bereitet ihm seine Arbeit beim Sanitätsdienst viel Freude. Jedenfalls bis zu diesem Anruf kurz vor der Wachablösung. Am anderen Ende ist das Verteidigungsministerium. Auf die israelische Olympia-Mannschaft sei ein Überfall verübt worden. Möglicherweise wollen die Täter Waffen aus der Waldmann-Kaserne in ihren Besitz bringen, heißt es aus Bonn. Weitere Informationen erhält Brunner zu diesem Zeitpunkt nicht. Weisungsgemäß weckt er seine Kameraden und informiert den Unteroffizier. Wie ernst die Lage ist, wird kurz darauf deutlich. In der Kaserne schaltet sich ein General ein. Brunner unternimmt einen Kontrollgang und bemerkt hinter einem Militärlastwagen prompt eine verdächtige Person. Doch bei dem Mann handelt es sich zum Glück nur um einen Kameraden, der einen Hund ausführt. Ein harmloser Vorfall also, der schnell vergessen ist. Die fürchterlichen Geschehnisse dagegen, die sich zur selben Zeit im Olympischen Dorf abspielen und von denen der Sanitätssoldat erst durch das Radio erfährt, beschäftigen Brunner noch Jahre danach.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Herrn Brunner
Die Zeit vor den SpielenErinnerung
Glück muss man haben – oder die passenden Beziehungen. Die Zeitzeugin jedenfalls hatte die Karten für ein Fußballspiel im Rahmen von Olympia 1972 von einem großzügigen Spender geschenkt bekommen. 29 Jahre alt war die Münchnerin damals und im Verkauf eines Baustoffunternehmens tätig. Und just ihre Firma lieferte Zement für ein Bauprojekt auf dem Olympiagelände. Das Richtfest wurde bereits 1970 gefeiert. Wohl auch deshalb findet die Zeitzeugin die Zeit vor den Olympischen Spielen rückblickend „am interessantesten“. Diese Jahre sind ihr besonders in Erinnerung geblieben, aber natürlich auch die schrecklichen Geschehnisse vom 5. September. Vom Attentat im Olympischen Dorf hatte sie übers Radio erfahren und letztlich, wie Abermillionen Menschen in aller Welt, vom grausamen Ende der Geiselnahme gehört.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit der Zeitzeugin
Der entscheidende Hockey-BallErinnerung
Es gibt viele Souvenirs, die ihre Besitzer:innen an die Olympischen Spiele von 1972 erinnern. Ein einmaliges Andenken allerdings hat Susanne Schraud vorzuweisen: den Ball des Hockey-Finalspiels Deutschland gegen Pakistan, das die Gastgeber völlig überraschend gegen die hoch favorisierte Mannschaft aus Pakistan gewinnen. Dass Susanne Schraud den Ball aus dem dramatischen Match besitzt, hat sie ihrem Vater zu verdanken. Der Architekt hatte an der Ausschreibung für den Bau der olympischen Sportstätten teilgenommen und den Zuschlag für die Tribüne des Hockeystadions bekommen. Tochter Susanne ist bei dem historischen Hockeyfinale dabei, interessiert sich aber „weniger für den Sport“, wie sie erzählt, „als vielmehr für das bunte Drumherum“. Davon zeugen zahlreiche Fotos. Die Jahre ihrer Vorbereitung und die Wochen der Olympischen Spiele selbst hat Susanne Schraud als „wunderbare Zeit“ in Erinnerung, als „Zeit des Aufbruchs“. Der Ball der entscheidenden Hockeypartie – das einmalige Erinnerungsstück hatte nach den Spielen seinen festen Platz auf dem Zeichentisch ihres Vaters – steht für Tochter Susanne „stellvertretend für diese Zeit“. Ein weiteres Andenken, das Susanne Schraud an Olympia 1972 erinnert, ist ein Schild mit der Aufschrift „Spielstraße“, damals Hinweis auf eine weitere Einrichtung der heiteren Spiele von München.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Susanne Schraud
EDV-Spezialist für die neue TechnikErinnerung
Der Zeitzeuge, ein EDV-Spezialist, war während der Olympischen Spiele von München „zusammen mit 260 Techniker-Kollegen rund um die Uhr im Einsatz“. Kein Wunder, denn überall an den Sportstätten waren Monitore – damals noch Datensichtgeräte genannt – aufgestellt worden, die es zu überwachen galt. Darunter für damalige Verhältnisse auch große Bildschirme, auf denen die sportlichen Ereignisse beziehungsweise Ergebnisse ersichtlich waren. Eine damals ebenso neue wie wichtige Art der Datenübermittlung, nicht zuletzt für die vielen Journalist:innen aus aller Welt, die aus München über die Spiele berichteten und jetzt immer und überall abrufen konnten, wie die Wettkämpfe verliefen. Der Aufgabenbereich des Zeitzeugens war dabei die reibungslose Elektronische Datenverarbeitung der großen Rechner im Stadion und an allen anderen Sportstätten. Im Hintergrund zwar, aber hauptverantwortlich für diese frühe Form der IT, war das Unternehmen Siemens. Für seine spezielle Aufgabe in diesem Zusammenhang war der Zeitzeuge bestens qualifiziert. Bevor er 1965 nach München kam, hatte er in Köln ein auf EDV ausgerichtetes Studium absolviert. Bei den Olympischen Spielen dann musste er jederzeit erreichbar sein. „An jedem Tag der Spiele habe ich gearbeitet“, erzählt der Zeitzeuge und erinnert sich trotz der vielen Arbeit an eine „freundliche, fröhliche Atmosphäre“. Allerdings nur bis zum 5. September, dem Tag des Attentats auf Mitglieder der Olympiamannschaft aus Israel. Danach, so der Zeitzeuge, habe eine „sehr gedämpfte Stimmung“ geherrscht. Die vielen schönen, wegen seiner beruflichen Tätigkeit auch interessanten Momente der Spiele von München überwiegen allerdings deutlich in seiner Erinnerung. An diese Augenblicke erinnert ihn auch ein Paar Manschettenknöpfe aus Silber, das er als Dank für seinen Einsatz bei Olympia 1972 vom Olympischen Komitee geschenkt bekommen hatte.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Grundsteinlegung der Olympiabauten(Stadt-)Bau
Das Zeitungspapier ist vergilbt, die Erinnerung aber ist präsent. Die Zeitung, das ist die „Süddeutsche“ vom 15. Juli 1969. Und das große Foto auf der Titelseite zeigt den damals 19-jährigen Zeitzeugen zusammen mit Franz Josef Strauß. Der damalige Bundesfinanzminister steht da im Politikerzivil, der Zeitzeuge in seiner weißen Maurerkluft. Im Hintergrund zwar, aber ebenfalls auf dem Foto, ist Münchens OB Hans-Jochen Vogel samt Amtskette zu sehen. Anlass des Zusammentreffens war die Grundsteinlegung für die olympischen Bauten auf dem Oberwiesenfeld. Dort, auf dem ehemaligen Flugplatz, absolvierte der Zeitzeuge einen Teil seiner Maurerlehre. Auf dem Politikerfoto mit dabei zu sein, erzählt er lachend, darum habe er sich damals „nun wirklich nicht gerissen“. Aber er sei nun einmal dafür abgestellt gewesen. Bei den Olympischen Spielen drei Jahre später wollte der Zeitzeuge aber sehr wohl dabei sein. Damals Architekturstudent mit schmalem Budget, leistete er sich „lieber drei günstige Karten für Vorentscheidungen als ein einziges Ticket für ein Finale“. Mit einer Karte für eine Vorentscheidung hatte der Zeitzeuge auch Zutritt zu der Trauerfeier im Olympiastadion für die Opfer des Attentats vom 5. September. Ein Foto zeigt ihn neben dem Olympischen Feuer. Tief ergriffen sei er damals gewesen, erzählt der Zeitzeuge, „von dem grausamen Attentat im Olympischen Dorf, aber auch von den zuvor so heiteren Spielen mit Sportlern zum Anfassen, nicht wie heute, abgeschirmt oder mit Bodyguards“. Im Olympiajahr 1972 wird München für „den Burschen aus dem Dorf Trudering“, zu „seiner“ Stadt. Anders als das alte habe das neue München „regelrecht gestrahlt“, und er sei „unfassbar stolz“ gewesen, „dass Athleten aus aller Welt in meine Stadt gekommen waren“. Als Architekturstudent hatte der Zeitzeuge auch einen besonderen Bezug zu den olympischen Bauten. „Der Architekt Günter Behnisch war 1972 mein großer Guru“, erzählt er und denkt 50 Jahre später zurück an eine Zeit, die ihn bis heute nicht losgelassen hat.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
IsraelreiseAttentat
Peter Mayer, damals 20 Jahre alt und Maschinenbaustudent in Regensburg, fand die Olympischen Spiele als sportliches Großereignis „zunächst gar nicht so aufregend“. Was möglicherweise auch daran lag, dass er in der Zeit der Wettkämpfe zusammen mit einem Kommilitonen durch Israel reiste. Dort allerdings gab es ab dem 5. September, Tag des Attentats auf Mitglieder der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf, kein anderes Thema mehr. An diesem Tag, erinnert Peter Mayer sich, herrschten in den Straßen von Israel „Aufruhr und blankes Entsetzen“. Er selbst habe den Ortsnamen „Fürstenfeldbruck“ verstanden. Erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland aber erfuhr der Student vom ganzen Ausmaß des Dramas im Olympischen Dorf und von seinem grausamen Ende auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. Die Erinnerung daran ist bis heute geblieben. Doch nicht nur an die Geiselnahme denkt Peter Mayer, wenn von Olympia 1972 die Rede ist. Vor dem Attentat sei es „einfach eine tolle Zeit“ gewesen, sagt er rückblickend. Überhaupt kann Mayer den Spielen im Nachhinein viel Gutes abgewinnen. „Immer noch fasziniert“ sei er zum Beispiel davon, „in welch kurzer Zeit München so viel moderner wurde“. Aber nicht nur die Bauten, U- und S-Bahn, sondern auch ein kleiner Begleiter erinnert Peter Mayer an das Jahr 1972: eine Edelversion des Olympia-Dackels „Waldi“ aus Pelz, genäht von Mayers Mutter, einer Modistin. Sein Vater dagegen, ehrenamtlicher Schiedsrichter in Regensburg, hielt es eher mit Fußball.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Peter Mayer
Explosion in der NachtAttentat
Monika wohnt 1972 in Fürstenfeldbruck und wird am Abend des 5. September „aufgeschreckt von klirrendem Fensterglas, von Schüssen und Explosionen“. Tagsüber war die Studentin in München gewesen und auf eine große Menschenmenge aufmerksam geworden, die „entsetzt vor einem Fernsehgeschäft stand“. Auf dem Bildschirm war die Geiselnahme im Olympischen Dorf zu sehen. Da ahnt Monika noch nicht, dass sie abends hören wird, wie das dramatische Geschehen auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck enden wird. Alle elf israelischen Geiseln der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September sterben, dazu ein Polizist und fünf Geiselnehmer. Die heiteren Spiele von München münden in Angst und Trauer. Dennoch, heute wohnt Monika im Olympischen Dorf – zufrieden. Die Orte des Gedenkens an die Opfer des Terroranschlags vom 5. September aber, die Monika auf ihren Spaziergängen sieht, werfen noch immer lange Schatten. Dabei hat die 71-Jährige auch schöne Erinnerungen an Olympia 1972. Die Wettkämpfe im Turmspringen etwa und im Kunstturnen mit der sechsfachen Medaillengewinnerin Olga Korbut aus der damaligen Sowjetunion. Auch für München selbst seien die Olympischen Spiele ein Gewinn gewesen, sagt Monika heute. Dabei denkt sie nicht zuletzt an den U- und S-Bahn-Bau, der mit Blick auf das sportliche Großereignis vorangetrieben worden sei: „Das hat der Stadt und den Menschen viel gebracht.“   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Monika
Siegerehrungs-HostessErinnerung
Sabine Ritgen, Siegerehrungs-Hostess bei den Olympischen Spielen von München und damals 25 Jahre alt, steht zusammen mit ihren Kolleginnen auf der VIP-Tribüne Spalier, als ihr ein Athlet aus Kanada eine Münze mit dem olympischen Emblem zuwirft. Das seltene Erinnerungsstück hat Frau Ritgen fünf Jahrzehnte lang gehütet. Bis heute fasziniert sie in ihrem Job als Hostess „so viele Sportler aus nächster Nähe gesehen zu haben – und das in dieser tollen Stimmung“. Eine weitere Erinnerung aus dieser Zeit: „Extra geschminkt in einem eigens eingerichteten Kosmetikstudio und die Haare gemacht“, so Frau Ritgen schmunzelnd, „stand für meine Kolleginnen und mich ein VW-Bus mit Chauffeur bereit. Das war damals natürlich das Höchste.“ Wie die anderen Siegerehrungs-Hostessen hatte auch Frau Ritgen, damals bereits ausgebildete Sportlehrerin, „lernen müssen, zu laufen und Medaillen zu tragen“. Zudem wurden „Größe und Aussehen gecheckt, und ob man fließend Englisch und Französisch sprechen konnte“. Insgesamt, erzählt Frau Ritgen, habe es 42 Siegerehrungs-Hostessen gegeben, unterteilt in Vierergruppen und mit jeweils eigener Tracht. Sie selbst habe ein Berchtesgadener Dirndl getragen. Überhaupt sei alles bunt und fröhlich gewesen in dieser Zeit, „es herrschte eine Wahnsinnsstimmung“. Aber eben nur bis zum 5. September, dem Tag des Attentats auf Sportler und Betreuer der Olympia-Mannschaft aus Israel. Weinend, erinnert Sabine Ritgen sich, habe sie an diesem Tag vor dem Fernseher gesessen und kaum glauben können, was da passierte: „Es war wie im Film, es fühlte sich komplett unwirklich an.“ Dem Terror zum Trotz denkt Frau Ritgen gern an die vielen schönen Momente der Olympischen Spiele von München zurück – und auch an ihren ganz praktischen Nutzen. In den Jahren nach den Spielen und als ehemalige Siegerehrungs-Hostess konnte die Sportlehrerin Sabine Ritgen bei den Bundesjugendspielen in ihrer Schule in perfekter Weise die gewonnenen Medaillen verleihen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Sabine Ritgen
Wie eine lange FeierErinnerung
Aus einer kleinen Stadt in Nordbayern in die große Stadt München. Die Zeitzeugin war gerade mal neun Jahre alt, als sie im Jahr 1972 diesen Weg zusammen mit ihrer Familie zurücklegte. Grund der Reise waren die Olympischen Spiele. Drei Wochen lang durften sie damals bei Bekannten wohnen, und noch heute erinnert sich die Zeitzeugin „an eine tolle Zeit“. Wie eine lange Feier sei ihr der Aufenthalt in München vorgekommen, „und alles war neu für mich“. Den sportbegeisterten Vater interessierte in erster Linie das olympische Fußballturnier. Die Zeitzeugin jedoch war eher von den vielen Sehenswürdigkeiten der großen Stadt beeindruckt. Persönliche Erinnerungen an München und die Olympischen Spiele sind die vielen Fotos, die ihr Vater 1972 gemacht hatte. Noch heute schaut sie sie gerne an.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit der Zeitzeugin
Die rhodesische MannschaftErinnerung
Der Zeitzeuge (80) freut sich bis heute über zwei ganz besondere Andenken an die Olympischen Spiele von München: über einen Kupferbecher mit dem Wappen der Republik Rhodesien (seit 1980 Simbabwe) und eine Brosche mit kunstvoller Blüte. Beides bekam er 1972 als Anerkennung für seine Dienste zum Wohl der rhodesischen Mannschaft. Als Bundeswehrsoldat hatte sich der Ingolstädter bei den Spielen um Verpflegung und überhaupt um alles gekümmert, was den Athlet:innen aus Südostafrika einen angenehmen Aufenthalt in München ermöglichte. Das war dringend nötig geworden, nachdem das afrikanische Team kurzfristig nicht zur Teilnahme an den Spielen zugelassen worden war, aber bereits nach München angereist war. Das IOC hatte sich damit dem Druck anderer afrikanischer Staaten gebeugt, die den rhodesischen Staat nicht anerkannten. Nach kurzem Aufenthalt im Olympischen Dorf wurden die Sportler:innen in einer Kaserne untergebracht und konnte die Wettkämpfe wenigstens vor dem Fernseher verfolgen. Genau wie Speis' (von einem Münchner Delikatessenladen) und Trank (von zwei Münchner Brauereien) hatte Wolfgang Dingler auch die TV-Geräte besorgt. Ein großes Sportgeschäft hatte zudem eine Tischtennis-Ausstattung und Fahrräder zur Verfügung gestellt. Alles auf Initiative des agilen Soldaten. Der sah, wie er erzählt, „nur einige Wettkämpfe“. Zu viel Arbeit stand an. Die aber wurde ihm gedankt – mit Kupferbecher und Brosche.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Rock'n'Roll auf der EisbahnErinnerung
1974 tanzen Barbara Menzel und Djamal Benhacine auf der Eisbahn im Olympia-Park Rock'n'Roll, acht Jahre später werden sie ein Ehepaar. Und beide hatten 1972 ihr ganz eigenes Olympia-Erlebnis. Im Falle von Barbara sogar eine Vielzahl von Erlebnissen. Unter der Leitung von Dr. Gertrude Krombholz studiert die junge Münchnerin Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre zusammen mit 25 anderen Frauen an der Sportakademie Grünwald. Frau Menzel, heute 72 Jahre alt, erinnert sich: „Irgendwann kam Frau Dr. Krombholz auf uns zu und fragte, 'Wer will Olympia-Hostess werden?' Und dann ging alles ganz schnell und unbürokratisch. Wer sich gemeldet hatte und angenommen worden war, bekam eine Einweisung und war schon kurz darauf Teil des Hostessen-Teams.“ Bei den Spielen ist Barbara als Informations-Hostess im Einsatz und erinnert sich an eine „herrlich unbeschwerte Zeit, an Spiele im wahrsten Sinne des Wortes.“ Im Olympischen Dorf tanzen die jungen Leute zu „Popcorn“, dem Hit von 1972. Doch dann der Tag des Attentats auf Sportler und Betreuer der israelischen Mannschaft. Ein Tag, der alles verändert, auch für Djamal Benhacine. Der sportbegeisterte junge Mann aus Paris, der an der Sorbonne Germanistik studiert, ist am 5. September unterwegs nach München, will über Straßburg nach Deutschland einreisen. Ohne Erfolg. Vor dem Hintergrund der Geiselnahme in München durch die palästinensische Terrororganisation Schwarzer September wird Djamal Benhacine die Einreise verweigert. „Das habe ich nie vergessen“, sagt er, „das war mein ganz persönliches Olympia-Erlebnis.“ Bald nach den Olympischen Spielen geht Barbara Menzel – sie studiert jetzt Französisch und Italienisch auf Lehramt – im Rahmen eines Austausch-Studienjahres als Assistant Teacher nach Paris und lernt dort Djamal kennen. 1974 geht’s dann zum Rock’n’Roll auf die Eisbahn im Olympia-Park. Heute lebt das Ehepaar abwechselnd in München und Südfrankreich.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Barbara Menzel und Djamal Benhacine
Waldi auf ReisenErinnerung
Dr. Tatjana Eckerlein und München, das ist eins. Die Stadt, ihre Menschen, die Wiesn und insbesondere alles, was die bayerische Landeshauptstadt mit den Olympischen Spielen verbindet. Aus jeder Pore der promovierten Hochschullehrerin (Lehrstuhl Lernbehindertenpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität) spricht die Begeisterung, wenn es um Olympia 1972 geht. Der Enthusiasmus von Frau Eckerlein gründet auf frühen Besuchen im Olympischen Dorf und, wie sie es nennt, „dem glücklichen Umstand“, dass sie im Jahr 2009 als Lehrerin der Förderschule im Olympischen Dorf zugewiesen wurde. Dort nahm die Liebe zu Olympia ihren Lauf – zu ihrer Schule, den Kindern und ihren vielfältigen und vor allem gefahrlosen Möglichkeiten in dem „Dorf in der Stadt“, zu seinen Einwohner:innen und auch zu der oft geschmähten, aber einmaligen und für viele besonders reizvollen Architektur. So kommt es nicht von ungefähr, dass Tatjana Eckerlein ebenso sachkundig wie begeistert interessierte Besucher:innen durch das Olympische Dorf mit seinen vielen Facetten führt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass Tatjana im Jahr der Olympischen Spiele gerade mal 18 Monate alt war. Im Erwachsenenalter wird die Münchnerin dann zur Globetrotterin. Sie reist in die entlegensten Regionen, nach Simbabwe etwa und nach Malawi, nach Komodo in Indonesien und sogar ins diktatorische geführte Nordkorea. Auf allen Reisen mit dabei und dokumentiert auf vielen Fotos: Olympia-Dackel Waldi. Apropos Waldi, übers ganze Reihenhaus von Tatjana Eckerlein, natürlich im Olympischen Dorf gelegen, sind Memorabilien aller Art zu den Spielen von 1972 verteilt. In Zahlen ausgedrückt? Tatjana Eckerlein überlegt einen Moment, lächelt und sagt dann: „Viele.“ Manches davon ist sogar mit Hilfe von Medien zusammengekommen. Natürlich hat Tatjana Eckerlein auch Lieblingsstücke: „Viereinhalb Dirndl etwa, die original Hostessen-Sonnenbrille samt Etui, ein hellblaues Outfit der 72er Ordnungsdamen, Waldis in allen Variationen und eine rare Olympia-Armbanduhr der Marke Longines, offizieller Zeitnehmer der Spiele von München.“ Nicht so sehr an Wettkämpfen interessiert sei sie, sagt Tatjana Eckerlein über sich selbst, „aber sehr sportlich“. Davon zeugt auch ihr Einsatz als Bedienung beim Oktoberfest. Ein Foto davon zeigt sie beim Stemmen von elf Maßkrügen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Dr. Tatjana Eckerlein
Zwei BewerbungenErinnerung
Als die Olympischen Spiele von München schon Geschichte waren, erwachten sie für Dagmar Carra (geborene Hein) zu neuem Leben. Zuvor hatte sie sich auf eine Annonce beworben, in der eine Sekretärin für die Führungsspitze eine internationale Organisation gesucht wurde. Frau Carra hatte einen Abschluss in Englisch vorzuweisen und legte ihrer Bewerbung zudem eine Urkunde bei, die sie als ehemalige Olympia-Hostess auswies. Am Ende waren ihr Bemühungen von Erfolg gekrönt. Sie bekam den Job und wurde Sekretärin von NOK-Präsident Willi Daume. „Dass ich Hostess gewesen war“, so Frau Carra, „hatte bei meiner Bewerbung sicher nicht geschadet.“ Willi Daume, damals oberster deutscher Olympia-Repräsentant, beschreibt Dagmar Carra als „schwierigen Chef “. Heute, mit 69 und nach so vielen Jahren allerdings mit einem nachsichtigen Lächeln. Die Olympischen Spiele selbst hat Frau Carra als heiteres, staatenverbindendes Ereignis in Erinnerung. Was heute allerdings nur noch schwer vorstellbar ist: Im Vorfeld der Spiele gab es für die angehenden Hostessen neben einer inhaltlichen Schulung auch einen Kosmetikkurs, in dessen Verlauf die jungen Frauen „lernen“ sollten, „wie man sich besonders vorteilhaft schminkt“. Von derlei Befremdlichkeiten abgesehen hatten die Hostessen im Laufe der Spiele durchweg sinnvolle Aufgaben – als Übersetzerinnen etwa oder als Anlaufstelle für Fragen aller Art. So auch Dagmar Carra, damals 19 Jahre alt und Betreuerin der Athlet:innen aus Kanada. Dagmars Büro im Olympischen Dorf lag in Sichtweite der Unterkunft des Olympia-Teams aus Israel. Am Morgen des Attentats auf israelische Sportler und deren Betreuer ist dieser Bereich abgesperrt. Ein Moment hat sich bei Dagmar Carra besonders eingeprägt. An der Absperrung sieht sie an diesem Morgen einen Mann, der mit Tränen in den Augen sagte, „sie haben meinen Freund erschossen“. Nach dem Attentat ist es vorbei mit den heiteren Spielen von München. Die Wettkämpfe gehen in gedrückter Stimmung zu Ende. Dass die Spiele fortgesetzt wurden, findet Dagmar Carra allerdings bis heute richtig. Im Falle des Abbruchs hätte der Terror einen Sieg davongetragen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Dagmar Carra
Urlaub bei OlympiaErinnerung
„Das war einfach eine tolle Zeit – so bunt, so fröhlich, so dynamisch.“ Wenn die Zeitzeugin (83) über die Olympischen Spiele von München spricht, geht ein Strahlen über ihr Gesicht. „Es lag eine wunderbare Aufbruchstimmung in der Luft“, erzählt sie, „die 60er Jahre mit Beatles und Minirock waren ja gerade erst vorbei.“ Die Zeitzeugin erinnert sich an eine bayerische Landeshauptstadt, die sich heiter und weltoffen präsentierte und die jetzt mit U- und S-Bahn auch noch öffentliche Verkehrsmittel anbieten konnte. Obwohl selbst „gar nicht sportlich“, verbringen sie und ihr Mann den Jahresurlaub nicht in einer klassischen Urlaubsregion, sondern bei Olympia in München. „Die Spiele“, sagt sie rückblickend, „waren ja ein einmaliges Erlebnis, da mussten wir einfach hin“. Tochter und Sohn sind „noch zu klein“ und werden von einer Bekannten betreut. Im Stadion ist die Zeitzeugin besonders von der Leichtathletin und Mehrfach-Medaillengewinnerin Heide Rosendahl beeindruckt. Rosendahl tritt unter anderem beim Weitsprung an und sichert sich mit 6,78 Meter und nur einem Zentimeter Vorsprung auf Diana Jorgowa aus Bulgarien die Goldmedaille. „Die Heide Rosendahl“, erinnert sich die Zeitzeugin, „hat vor den Sprüngen Sand durch die Finger laufen lassen, damit sie sehen konnte, aus welcher Richtung der Wind kam. Das muss man sich mal vorstellen.“ Erlebnisse wie dieses sind bei ihr bis heute so präsent, als ob sie sich gestern ereignet hätten. Das gilt allerdings auch für den 5. September, den Tag des Attentats auf Mitglieder der israelischen Mannschaft. Noch heute, erzählt sie, könne sie die Hubschrauber mit den Geiseln auf dem Flug nach Fürstenfeldbruck hören. Dass die Spiele nach dem Attentat fortgesetzt wurden, sieht die Zeitzeugin nach wie vor positiv: „Eine mutige, aber richtige Entscheidung.“ Der Terror, ergänzt sie, habe nicht siegen dürfen. Auch heute noch kann sie sich „für Sport aller Art begeistern“. Für die Champions League ebenso wie für Handball oder Biathlon und auch die Formal 1.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit der Zeitzeugin
Olympia im ItalienurlaubErinnerung
Mit acht, so alt war Bernadette Eberlein im Jahr der Olympischen Spiele in München, hätte sie sich das nicht träumen lassen: Viele Jahre nach Olympia und längst erwachsene Frau, organisiert Bernadette geschäftliche Meetings, die im Restaurant des Olympiaturms stattfinden. Dabei hatte sie die Spiele von München nur indirekt erlebt – vor dem Fernsehgerät ihrer sportbegeisterten Familie im heimischen Günzburg. Aber der olympische Funke war auch in die bayerische Kreisstadt übergesprungen. Bernadette Eberlein schwärmt noch heute von einer „Atmosphäre wie bei der Mondlandung“. Obwohl noch ein Kind, verfolgt sie Wettkämpfe in sämtlichen Sportarten. Der Großmutter bleibt die Begeisterung ihrer Enkeltochter für Olympia nicht verborgen. Sie schenkt Bernadette den Olympia-Dackel Waldi in einer handlichen Version und zudem ein Blatt, auf dem das komplette Olympiagelände nebst Briefmarken abgebildet ist. Gut zehn Jahre später, mit 19, zieht Bernadette Eberlein für ihr Studium nach München und sieht sich das Olympiagelände „in Echt“ an. Erneut ist sie begeistert. Das gilt auch für Konzerte, die Bernadette dort besucht. Heute in Ismaning zuhause, erinnert sich Frau Eberlein auch immer noch an eine Begebenheit aus den 80er Jahren. Damals im Italien-Urlaub, entdeckt sie in einem Laden mit Bade-Utensilien ein Kissen im Olympia-Design. Der Griff zur Geldbörse ist unausweichlich.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Bernadette Eberlein
Ein Los der GlücksspiraleErinnerung
A. E. Schmid hatte Glück. Mit einem Los der „Glücksspirale“ hatte sie 1972 eine Eintrittskarte für die Eröffnungsfeier gewonnen. Auf diese Weise war die junge Frau aus Augsburg, damals 21 Jahre alt und nach einem beruflichen Praktikum in München in Weilheim wohnhaft, eine von 62.000 Zuschauer:innen, die den Auftakt von Olympia 1972 hautnah miterleben konnten. Übernachten in München auf Kosten der „Glücksspirale“ war für Frau Schmid nach der feierlichen Eröffnung der Spiele allerdings nicht drin. Die Rückfahrt nach Weilheim, hieß es damals, sei zumutbar. Was A. E. Schmid nicht davon abhielt, nicht nur die Eröffnungsfeier, sondern auch einige Wettkämpfe zu besuchen, im Ringen beispielsweise, aber auch in Leichtathletik und Volleyball. Den Rest verfolgte Frau Schmid vor dem Fernseher. Ihr erstes Gerät war das – klein, tragbar und, wie sie schmunzelnd erzählt, „ohne Farbe“. Ihre olympischen Erlebnisse hat A. E. Schmid in einem Album festgehalten. Darin enthalten sind private Aufnahmen ebenso wie offizielle Bilder und Zeitungsartikel.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit A. E. Schmid
Drei Mal OlympiaErinnerung
Angelika Gruber (70) hat Olympia ´72 gleich dreimal erlebt: vor, während und nach den Spielen. 1963 war sie mit ihren Eltern in die Peripherie des späteren Olympiageländes gezogen und hatte von dort – nachdem München 1966 den Zuschlag als Austragungsort für die Spiele erhalten hatte – beobachten können, wie die Olympia-Bauten emporwuchsen. „Als erstes“, erinnert Frau Gruber sich, „wurde die Eissporthalle fertig.“ Sie sei öffentlich zugänglich gewesen, und so habe sie in dem neuen Gebäude Eislaufen gelernt. Später dann, bei den Spielen selbst, war Angelika Gruber dabei, als die Athletin Ulrike Meyfahrt mit 1,92 Meter beim Hochsprung Gold für Deutschland gewann. Erst später habe sie realisiert „wie toll dieser Tag war“. Viele Jahre nach Olympia, die Spiele von München waren schon Geschichte, nahm Frau Gruber eine Arbeitsstelle bei einem Unternehmen an, das auf Korrosionsschutz spezialisiert und mit seiner Expertise an der Verwirklichung des Olympia-Dachs beteiligt gewesen war. Das habe zwar nach ihrem Eintritt in die Firma schon mehr als zwei Jahrzehnte zurückgelegen, sei aber immer wieder ein Thema gewesen. Die Olympischen Spielen selbst hat Angelika Gruber „zwiespältig in Erinnerung“. Einerseits sei da die „tolle Veranstaltung“ gewesen, anderseits aber auch „das schreckliche Attentat auf die israelischen Sportler, das alle traurig gemacht hat“. Damals war sie bei ihren Eltern, also in der Nähe des Olympia-Geländes, und noch heute kann sie sich an das Geräusch der Hubschrauber erinnern, mit denen die Opfer und deren Entführer nach Fürstenfeldbruck ausgeflogen worden sind.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Angelika Gruber
Auf AutogrammjagdErinnerung
Sie war nicht wirklich dabei, aber trotzdem ganz nah dran. Olympische Wettkämpfe hat Annette Gasteiger 1972 nur im Fernsehen gesehen. Ihr eigenes Olympia fand auf dem Gelände der Spiele statt. Damals 15 Jahre alt, war Annette dort mit ihrem Autogrammheft unterwegs. „Sportler sind da überall rumgelaufen“, erzählt Frau Gasteiger, „das war ganz anders als heute, da gab es keine große Distanz.“ Überhaupt habe damals „jeder jeden gemocht, es herrschte eine tolle, lockere Atmosphäre“. Gern erinnert Annette Gasteiger sich „an die vielen Gäste aus aller Welt, an ihre bunten Kostüme“. Ein Höhepunkt, sagt sie, sei aber auch gewesen, dass sie den damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann aus der Nähe gesehen habe. Und noch jetzt meint sie im Rückblick auf die Spiele: „Draußen hat man mehr erlebt als im Stadion.“ Obwohl sie längst in der Nähe von Dachau lebt, sieht Frau Gasteiger sich bis heute als „Münchner Kindl“. Auf diese Art mit der Stadt verbunden, freut sie sich immer noch über die vielen positiven Dinge, die Olympia den Bürger:innen gebracht habe: „U- und S-Bahn beispielsweise, aber natürlich auch die schönen Stadien.“ Von der Geiselnahme im Olympischen Dorf, so Annette Gasteiger, habe sie damals „übers Radio erfahren“ und das schreckliche Geschehen dann „im Fernsehen weiterverfolgt“. Niemand, sagt sie, habe mit einer derartigen Tat rechnen können. Und doch sei es dazu gekommen. Trotzdem, in der Erinnerung von Frau Gasteiger überwiegen eindeutig „die vielen positiven Erlebnisse“ bei Olympia 1972. Erlebnisse, von denen auch zwei ihrer Lieblingsstücke zeugen: ein T-Shirt, das die junge Annette damals auf dem olympischen Gelände trug, und ein Foto von Goldmedaillen-Gewinnerin Heide Rosendahl samt Autogramm.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Annette Gasteiger
Von oben bis unten buntErinnerung
Manchmal ist es ein nur ein Kleidungsstück, das die Erinnerungen an die Olympischen Spiele von 1972 wieder lebendig werden lässt. Im Falle von Tilman Sachße ist es eine Jacke in Olympia-Grün. Der 66-Jährige zeigt sie stolz vor und erzählt, was es damit auf sich hat: „Die Jacke gehörte meinem Vater, der Hindernisrichter war. Das waren die Wettkampfrichter, die beim Reiten direkt neben den Hindernissen platziert waren.“ Sachßes Vater Erich, von jeher leidenschaftlicher Reiter, ist aus Liebe zu seinem Sport bei den Olympischen Spielen als Ehrenamtlicher tätig. Sein Einsatzort war der Streckenabschnitt der Vielseitigkeitsreiter:innen in der östlich von München gelegenen Gemeinde Poing. Sachße Senior († 1999) wacht über die Sprünge und zeigt an, wenn Reiter:innen und Pferd Fehler unterlaufen. Dabei trägt er die grüne Jacke, entworfen vom französischen Spiele-Couturier André Courrèges, farblich gestaltet von Olympia-Designer „Otl“ Aicher und zu sehen auf einem Foto, das Erich Sachße zusammen mit seinen drei Söhnen vor einem der Hindernisse in Poing zeigt. Die Aufnahme weckt bei Tilman Sachße sowohl Erinnerungen an seinen Vater als auch an die Zeit der Spiele generell. Aber auch das akribisch geführte Tagebuch seines Vaters, auf den einzelnen Seiten versehen mit den olympischen Ringen, rückt die 16 Tage der Spiele von München wieder ins Bewusstsein von Tilman Sachße – ihre hellen, aber auch ihre dunklen Tage. So schreibt der in Reiterkreisen bestens vernetzte Erich Sachße unter dem 28. August: „Abends mit den Klimkes (gemeint sind der vielfache Medaillengewinner Dr. Reiner Klimke und dessen Ehefrau) im Circus Krone, auf Einladung der Familie Sembach.“ Sie waren also Gäste der Direktoren-Familie. Unter dem 5. September, Datum des Attentats auf Mitglieder der Olympia-Mannschaft aus Israel, findet sich ein Eintrag aus nur zwei Worten, der jedoch widerspiegelt, was Menschen auf der ganzen Welt damals dachten: „Schwarzer Tag“. Der nächste Eintrag, unter dem 6. September, lautet: „Trauriges Erwachen im Teufelskreis des Hasses und des Mordens.“ Alle in der Familie von Erich Sachße teilen die Trauer des Vaters. Jahre später aber bekommt der Ort des Attentats, das Olympische Dorf, für Tilman Sachße eine neue Bedeutung. Als Student in München bezieht er einen Bungalow im ehemaligen Dorf der Sportler:innen, der ihm für die nächste Zeit als Unterkunft dient. Und damit der Flachbau nicht traurig-grauer Beton bleibt, malt ihn Tilman Sachße „in allen möglichen Farben und von oben bis unten bunt an“.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Tilman Sachße
Sanitätsdienst am MarathontorErinnerung
Für Conrad Pfafferott ist die Erinnerung an die Olympischen Spiele von 1972 lebendig wie eh und je. Dafür sorgt auch seine Andenkensammlung: ein ganzer Ordner mit Zeitungsausschnitten zum Beispiel, eine orangefarbene Kappe mit Autogrammen von Olympia-Athlet:innen und 23 Anstecker aus diversen Ländern auf Samt. So viele Pins sind es, weil er von dem einen oder anderen Sportler mit einem Anstecker beschenkt wurde. Als Sanitäter während der Olympischen Spiele gab es für ihn einen festen Dienstplan. Bis heute gibt dieser Plan Auskunft darüber, wo genau er im Einsatz war, etwa am Marathon-Tor mit vielen erschöpften Läufern. Vom Anschlag auf Mitglieder der Olympia-Mannschaft aus Israel hörte Conrad Pfafferott an seinem freien Tag. Die Trauerfeier für die Opfer erlebte er im Stadion. Die Spiele an den folgenden Tagen fortzusetzen, sei eine „schwierige Entscheidung“ gewesen, sagt Herr Pfafferott rückblickend, „aber man wollte ja auch die restlichen Wettkämpfe noch sehen“. Dabei sei jedoch immer die Trauer um die Opfer des Attentats spürbar gewesen. „Die Stimmung war dann bis zum Ende der Spiele gedrückt.“   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Conrad Pfafferott
Hockey-Boom nach OlympiaErinnerung
Ein Fotoalbum und ein Heft mit Autogrammen von Hockeyspielern wecken bei Bernhard Welker viele schöne Erinnerungen an die Olympischen Spiele von München. Auch ein Originalschreiben der Olympia-Verantwortlichen befindet sich im Fundus des heute 62-Jährigen. Denn als Balljunge des Hockeyturniers galt der junge Bernhard als offizieller Wettkampfhelfer mit ebenso offizieller Kleidung (die leider verloren gegangen ist). Für das olympische Hockey war Bernhard wie geschaffen. Der Münchner spielte das schnelle Spiel schon damals selbst mit Freunden im Westpark und war auch Mitglied eines Hockeyvereins. Bei den Olympischen Spielen erlebt er dann große Momente seines Sports. Deutschland gewinnt gegen Pakistan, das wie auch Indien als unbesiegbar galt, mit 1:0 und holt damit Gold. Doch danach folgt der Skandal. Obwohl selbst nicht im Stadion dabei, erinnert Bernhard Welker sich genau: „Das pakistanische Team, voll auf Gold fixiert, war wegen seines Abschneidens so empört, dass es bei der Siegerehrung die Silbermedaille nicht akzeptierte.“ Wieder in der Heimat, habe sich der Frust der Mannschaft noch verstärkt. Pakistan, so Welker, hatte als Siegerprämie für die Sportler Häuser gekauft. Am Ende aber und „nur“ mit Silber nach Hause gekommen, seien die Spieler nach ihrem Auftritt in München leer ausgegangen. In Deutschland hingegen, ist Bernhard Welker sich sicher, habe Hockey einen regelrechten Aufschwung erhalten. Außerdem habe das siegreiche deutsche Team dazu beigetragen, dass sein Sport in der Folge deutlich internationaler geworden sei.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Bernhard Welker
Die Eröffnungsfeier - eine langwierige ProzedurErinnerung
Glück muss man haben. Im Falle von Volker Lässing und seiner Schwester Gisa war es ein Los der Glücksspirale. Das hatten die Eltern der beiden gekauft und prompt zwei Karten für die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele gewonnen. Um am 26. August 1972 bei dem Großereignis dabei sein zu können, reist das Geschwisterpaar per Bahn von Albstadt in Baden-Württemberg nach München. Dann allerdings, angekommen in Block Q2 des Stadions, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Etliche Stunden auf dem Stehplatz bei wolkenlosem Sommerwetter sorgen für schwere Beine. Und so setzt Volker Lässing sich „ein paarmal“ auf eine Stufe der steilen Stadiontreppe. Überhaupt wären dem Sportfan und leidenschaftlichen Fußballspieler spannende Wettkämpfe lieber gewesen als die feierliche Eröffnung der Spiele. Den Sport erlebt Volker Lässing dann nach der Rückreise vor dem heimischen Fernsehgerät. „Wir hatten Ferien und konnten deshalb mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringen“, wie der heute 66-Jährige erzählt. Doch am 5. September rückt der Terror in den Mittelpunkt des Geschehens. Der erst 16-jährige Volker ist von dem Attentat auf die Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft erschüttert. Und die Entscheidung „The games must go on“, sei zu Recht umstritten.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Volker Lässing
Als Chefhostess bei den SpielenErinnerung
Als Franziska E. sich im Vorfeld der Olympischen Spiele von 1972 um einen Job als Chefhostess bewirbt, möchte sie in erster Linie „bei diesem einmaligen Event mitwirken“. Die junge Frau hatte bei ihrer Bewerbung gute Karten, denn sie spricht Russisch und Französisch „auf hohem Niveau und außerdem etwas Spanisch“, wie sie erzählt. Zusätzlich geschult von Ausbildungshostessen, geht Franziska 1972 also ihre Aufgabe an. Sie betreut unter anderem eine Reihe bekannter Persönlichkeiten, etwa die Tochter des NOK-Präsidenten Willi Daume bei einer Fahrt an den Starnberger See. Dort warten in einer Villa VIPs wie Gunter Sachs, Joachim Fuchsberger und Willy Bogner. Auch als die Olympischen Spiele von München schon Geschichte sind, hat Franziska noch einen direkten Bezug zu dem sportlichen Großereignis. Als Touristikerin in einem Reisebüro ist sie auch im Bereich „Olympiareisen“ tätig. In diese Zeit fallen die Vorbereitungen der Spiele von 1980, die in Moskau stattfinden (allerdings von vielen Nationen wegen des Einmarschs sowjetischer Truppen nach Afghanistan boykottiert). Mit ihrem guten Russisch ist Franziska bestens geeignet für die Betreuung von Reisenden, die trotz Boykotts den Weg zu den Spielen antreten wollen. Stressig seien damals die vielen Stornierungen von Reisen nach Moskau gewesen, so Franziska. An ihre eigene Zeit bei Olympia, also als Chefhostess bei den Olympischen Spielen von München 1972, erinnern Franziska diverse Fotos von sich selbst und mit ihren Kolleginnen aus dem Hostessen-Team.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Franziska E.
Die Dolmetscherin von RomErinnerung
Sehr an der Bewerbung Münchens als Austragungsort interessiert und weniger an sportlichen Spitzenleistungen, bewirbt sich die Zeitzeugin Mitte der 60er Jahre „sehr zurückhaltend und schüchtern“ bei den zuständigen Olympia-Organisatoren um eine Stelle als Dolmetscherin. Und obwohl die Zeitzeugin das Auswahlgremium wissen lässt, sie sei „für die Aufgabe eher ungeeignet“, bekommt sie den Job kurz darauf zugesprochen. Zu diesem Zeitpunkt weiß sie noch nicht, dass sie am 26. April 1966 Zeugin eines Ereignisses von historischer Dimension werden soll. Beim Auswahlverfahren für die Olympischen Spiele, das in Rom stattfindet, setzt München sich gegen die Konkurrenten Montreal, Madrid und Detroit durch. Die deutsche Delegation ist bei der Entscheidung zugunsten von München unter anderem durch Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel und NOK-Präsident Willi Daume vertreten. Etliche Fotos aus dieser Zeit zeigen die Olympia-Dolmetscherin mit Prominenten, denen sie damals begegnet ist: mit OB Hans-Jochen Vogel und dem Zweiten Bürgermeister Georg Brauchle, mit Sportamtsleiter Ralf Schielein, mit Willi Daume und König Konstantin von Griechenland. Die VIP-Liste ist beeindruckend. Den Münchner Oberbürgermeister allerdings hat die Zeitzeugin in besonderer Erinnerung. Er sei damals „wahnsinnig streng“ gewesen und habe ihr „klare Anweisungen“ gegeben. Später allerdings und längst zurück in München – die bayerische Olympia-Delegation war aus Rom kommend in einer Sondermaschine auf dem Oberwiesenfeld gelandet – gibt es für die Zeitzeugin und ihre vier Kolleginnen ein Dankesschreiben von Hans-Jochen Vogel und eine Einladung zum Essen. Und auch nach ihrer Zeit als Dolmetscherin für Politiker, Funktionäre und andere Olympia-VIPs bleibt sie den Spielen von München verbunden. Jahre nach dem sportlichen Großereignis ist im Alten Rathaus eine Ausstellung zum Thema Olympia 1972 zu sehen, die 16.000 Besucher:innen verzeichnet. Die nötigen Informationen dazu gibt ihnen unter anderem die Dolmetscherin von Rom.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit der Zeitzeugin
Ein tragischer Unfall im Vorfeld der SpieleErinnerung
Helmut Bauer, Jahrgang 1950, verbindet mit den Olympischen Spielen von München in erster Linie ein tragisches Erlebnis. Im Vorfeld der Spiele arbeitet er „auf dem Bau“. Auf dem Bau, das ist eine der Großbaustellen für Olympia 1972. 600 Arbeiter aus den unterschiedlichsten Ländern sind dort tätig und setzen die Pläne der Architekten in die Realität um. Manche der Arbeiten finden in beträchtlicher Höhe statt. Keine ungefährliche Tätigkeit also, die nicht nur die nötigen handwerklichen Fähigkeiten erfordert, sondern auch Konzentration und Vorsicht. Doch Fehler passieren, so auch an jenem Tag auf der Baustelle von Helmut Bauer. Einer seiner Kollegen stürzt ab und verletzt sich so schwer, dass er den Unfall nicht überlebt. Helmut Bauer ist Augenzeuge – und wird den tragischen Vorfall nicht mehr vergessen. „Die Stille nach dem Unfall“, erinnert er sich, „war einfach erdrückend.“ Und so hat Bauer noch heute als erstes den verunglückten Kollegen vor Augen, wenn von den Olympischen Spielen in München die Rede ist. Davon erzählt er im Münchner Stadtmuseum, das 20 Jahre lang sein Wirkungskreis war. Denn bei seiner Arbeit auf der Olympia-Baustelle hatte es sich lediglich um einen Studentenjob gehandelt. Später promovierte Bauer als Kunsthistoriker. Im Jubiläumsjahr der Spiele von 1972 hat er aber auch positive Erinnerung an das Großereignis. Immer schon an Pferdesport interessiert, verfolgte er an verschiedenen Austragungsorten die Wettbewerbe der Reiter:innen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Helmut Bauer
Die Glücksspirale und Olympia-LotterieErinnerung
Auch Olympische Spiele wollen finanziert sein und benötigen Mittel über die staatliche Grundlage hinaus. Das weiß niemand besser als Willi Weindl, der 1972 für die Staatliche Lotterieverwaltung Bayern tätig ist. Weindl arbeitet in der Vertriebsorganisation der Lotterieverwaltung. Diese wiederum ist Schnittstelle zwischen den Lotto-Annahmestellen und der Lotterieverwaltung. Reichlich Arbeit also für Willi Weindl und seine Kolleg:innen. Zumal Weindls Arbeitgeber auch für die Glücksspirale zuständig ist. Sie wurde vom Nationalen Olympischen Komitee, dem Deutschen Lotto- und Totoblock und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen am 6. November 1969 eingeführt, um über die Olympia-Lotterie hinaus Geldmittel für die Sommerspiele zu generieren. Das gelingt dann auch, denn zusammen nehmen Glücksspirale und Olympia-Lotterie gut 420 Millionen D-Mark ein. Ein ansehnlicher Beitrag also zur Finanzierung der Sommerspiele von 1972, und zwar einschließlich der Segelwettbewerbe in Kiel. Bei den Wettkämpfen selbst allerdings stehen für Willi Weindl nicht die Finanzen im Vordergrund, sondern allein der Sport. Sein besonderes Interesse gilt der Leichtathletik. Highlight für den „Pasinger aus München“ ist der Sieg und die damit verbundene Goldmedaille für Ulrike Meyfahrth im Hochsprung. Überhaupt hat Willi Weindl die Olympischen Spiele in München und seine eigene, jahrelange Vorarbeit in der Staatlichen Lotterieverwaltung „als positive Zeit in Erinnerung“. Nach der Geiselnahme im Olympischen Dorf aber, so der heute 89-Jährige, sei es mit den heiteren Spielen vorbei gewesen. Für Weindl auch wegen des Vorgehens der Sicherheitskräfte: „Die Verantwortlichen waren total überfordert, das war ein einziges Desaster.“ Es habe Jahre gedauert, sagt Willi Weindl rückblickend, „bis sich die Spiele von 1972 davon erholt hatten“.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Willi Weindl
Ein selbstgenähtes OlympiaoutfitErinnerung
Erinnerungen zum Anfassen an die Olympischen Spiele von 1972 hat die Zeitzeugin und ihr Partner. Am 22. August 1972 zehn Jahre alt geworden, bekommt die Zeitzeugin den Olympia-Dackel „Waldi“ als Geburtstagsgeschenk, der heute noch bei ihr im Flur steht. Ihre Mutter stattet sie sogar mit einem selbst zusammengestellten Olympia-Outfit aus – mit einer grünen Cordhose und einem T-Shirt mit den weltberühmten Ringen, aufgenäht von der Mutter selbst. So geht’s dann ins Stadion zu den Wettkämpfen der Leichtathlet:innen, besonders in Erinnerung geblieben ist ihr der Gold-Erfolg von Speerwerfer Klaus Wolfermann. Nicht weit von der Zeitzeugin und ihrem Vater sitzt der bekannte Schauspieler und Stadionsprecher Joachim Fuchsberger. Und die Zehnjährige macht etwas für sie bis heute „bahnbrechendes“. Sie geht zu Fuchsberger herüber und bittet ihn um ein Autogramm. „Der erste Moment in meinem Leben, in dem ich mich wirklich etwas traute“, wie die Zeitzeugin lachend erzählt. Selbst Gestalterin, ist sie bis heute auch bekennender Fan des grafischen Designs der Olympischen Spiele und dessen Entwickler Otto „Otl“ Aicher. Umso mehr freut sich die Zeitzeugin über die olympische Originalurkunde, die ihr von der mit ihr zusammenarbeitenden Druckerei Kriechbaumer geschenkt wurde. Aber auch ihr Partner kann ein seltenes Souvenir vorweisen: ein Fernglas, versehen mit dem Olympia-Logo. Das rare Erinnerungsstück war „vermutlich ein Geschenk“, das seine Eltern, sie hatten bei den Spielen einen Würstl-Stand, von einem Lieferanten erhalten hatten.   Beitrag entstanden im Erzähcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit den Zeitzeug:innen
Zwischen Theater, Disco und Carrera-BahnErinnerung
Später und lange nach Olympia hatte Eugen Gerl beruflich Kontakt zu Otto „Otl“ Aicher, arbeitete als studierter Designer mit dem berühmt gewordenen Olympia-Gestalter auf dem Gebiet der Produktentwicklung zusammen. Angefangen aber hatte alles ganz anders. Als Angehöriger der Bundeswehr war Gerl, zur Zeit der Spiele 20 Jahre alt, als Gästebetreuer im Freizeitpark der Spiele von 1972 eingesetzt. Dort vergnügten sich die Sportler:innen unter anderem beim Tischtennis oder bei Autorennen auf der Carrera-Bahn. In einer umgebauten Turnhalle hatte sogar ein Theater seinen Platz. Zauberer:innen sowie Musiker:innen sorgten für ein buntes Programm. „Eigentlich“, erinnert Eugen Gerl sich, „war das Theater mehr ein Ort für unterschiedliche Show-Programme“. Aber egal, die Sportler:innen hatten eine Menge Spaß. Auch eine Disco gab’s. „Da war abends die Hölle los“, erzählt Eugen Gerl schmunzelnd. Überhaupt sei die Stimmung „toll“ gewesen, „frei und lässig, vom Geist der 68er geprägt“. Am frühen Morgen des 5. September aber wird alles anders. Nach dem Überfall von Terroristen auf Mitglieder der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf herrscht „schlagartig eine gespenstische Stimmung“, so die Worte von Eugen Gerl. Dass die Spiele nach dem blutigen Anschlag fortgesetzt wurden, findet er „bis heute richtig“. Die grausamen Geschehnisse seien zwar „ein kolossaler Bruch“ gewesen, sie hätten aber richtigerweise nicht zum Abbruch der Spiele geführt. Wäre es anders gewesen, so Eugen Gerl, hätten die Terroristen einen Sieg davongetragen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Eugen Gerl
Arbeiten im Olympiapark-HotelErinnerung
Im Jahr der Münchner Spiele gerade mal 17 Jahre alt, hat Ursula Maier noch heute Andenken an das olympische Jahr 1972. Das Kissen, eine Stickvorlage, zierte nach dem sportlichen Großereignis das Sofa von Ursula, landete aber später im Schrank. Den kleinen Schallplattenkoffer mit applizierten Olympischen Ringen nutze sie nach den Spielen als Schultasche für die Hotelberufsfachschule und wurde im Laufe der Jahre zu einer liebgewonnenen Memorabilie. Besondere Bedeutung für Ursula Maier aber hat das Dirndl mit den weltberühmten Ringen im Futter. Denn genau dieses Kleidungsstück trug die junge Frau damals auf dem Weg zur Arbeit. Und dieser Weg führte Ursula geradewegs ins damalige Olympiapark-Hotel. Dort arbeitete sie im Jahr der Olympischen Spiele als Zimmermädchen. Von den Wettkämpfen allerdings, erzählt sie, habe sie relativ wenig mitbekommen: „Für mich waren die Olympischen Spiele in erster Linie Arbeit.“ Sehr präsent in der Erinnerung von Ursula Maier sind aber die Stunden der Geiselnahme im Olympischen Dorf. Auf dem Weg zu ihrer Arbeit im Hotel sei sie streng kontrolliert worden, erinnert sich die heute 67-Jährige. Im Hotel sei sogar telefonisch nachgefragt worden, ob sie die Person sei, für die sie sich ausgebe. Ein Reporter, erzählt Frau Maier, habe ihr geraten auf sich aufzupassen. Ihre Erinnerungsstücke aber, so viel ist sicher, lassen das Zimmermädchen von einst an die schönen Stunden von Olympia 1972 zurückdenken.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Ursula Maier
Ein Tagebuch über OlympiaErinnerung
Sehr nah dran an den Olympischen Spielen in München war Dorothea Licht. In erster Linie allerdings durch die Tätigkeit ihres Mannes. Als Angehöriger der Bundeswehr – Guntram Licht hatte an der Hochschule in Neubiberg junge Offiziere in Taktik, Methodik und Logistik unterrichtet – fungierte der damals 54-Jährige als Verbindungsmann zwischen 2.000 Soldaten und den Olympia-Organisatoren. Bei dieser Aufgabe, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit war eine Grundvoraussetzung, kam Licht seine Erfahrung als Lehrer an der Bundeswehrhochschule zugute. Auf dem Olympia-Gelände bildete der Offizier eine Bürogemeinschaft mit dem Sportfunktionär Walther Tröger. Der spätere Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) war 1972 Bürgermeister im Olympischen Dorf. Der gehobenen Position ihres Mannes hatte es Dorothea Licht zu verdanken, dass sie „immer wieder Wettkämpfe besuchen konnte“, erzählt sie. Auch das Olympische Dorf fand Frau Licht „sehr spannend“. Nicht zuletzt auch für ihre vier Kinder, denn im Münchner Quartier der Athlet:innen kamen am Abend, so Dorothea Licht, „alle Nationen zusammen“. Für ihren Mann allerdings sollte das Olympische Dorf noch eine traurige Bedeutung bekommen. Sein Büro und das von Walther Tröger lag gegenüber der Connollystraße 31, dem Ort des Überfalls auf Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft. So wurde Licht unmittelbar Zeuge des dramatischen Geschehens. Unter anderem bemerkte er, dass die Terroristen an einem Fernsehgerät verfolgen konnten, wie es um die Bemühungen stand, die Geiselnahme zu beenden (an den Verhandlungen mit den Terroristen war auch Walther Tröger beteiligt). Seine Erlebnisse hielt Guntram Licht in einem Tagebuch fest – neben den schrecklichen allerdings auch die schönen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Dorothea Licht
Welcome-StationErinnerung
Der Zeitzeuge, damals 19 Jahre alt, Gymnasiast und gut 2 Jahre vor dem Abitur, verfolgte die Olympischen Spiele im August / September 1972 an seinem Wohnort Sendling vor dem Fernseher. Aktiv als Zuschauer besuchte er damals nur den Wettbewerb im Military-Reiten in Poing unweit München. Sein Vater war damals mit seinem Team verantwortlich für die Betankung der auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck landenden Flugzeuge (neben München-Riem als weiterer genutzter Flughafen). Als Service wurden dort ankommende Sportler:innen, Begleiter:innen und Besucher:innen von der für die Betankung zuständigen Mineralölgesellschaft in einer „Welcome-Station“ mit einem kleinen Stadtplan von München und einer Dose Münchner Bier begrüßt.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen (ein am Rande Betroffener)
Verpflegung für die MannschaftenErinnerung
Sport und Spiele sind vom Thema Speis' und Trank nicht zu trennen. Davon weiß auch der Zeitzeuge zu erzählen. Zur Zeit der Olympischen Spiele in München 32 Jahre alt, organisiert dieser die Verpflegung von schätzungsweise 7.000 bis 8.000 Sportler:innen und Betreuer:innen. Beschäftigt bei Kempinski, bereiten der Zeitzeuge und sein Team die Beköstigung der Mannschaften generalstabsmäßig vor. Bis alles so funktioniert wie vorgesehen, dauert es ein halbes Jahr. Probe gekocht wurde zuvor im Münchner Hotel „Vier Jahreszeiten“. Die Grundrezepte bestanden hauptsächlich aus Fleisch, Nudeln, Reis und Salat. Die Variationen dagegen waren vielfältig. Dennoch ist europäisches Essen nicht nach jedermanns Geschmack. „Exotische Länder“, erinnert der Zeitzeuge sich, „hatten ihre eigenen Köche dabei und ließen sich von denen verpflegen.“ Catering wie man es heute kennt, mit Gerichten aus aller Welt, gab es vor 50 Jahren noch nicht. Am Ende aber klappte die Verpflegung zu aller Zufriedenheit. Davon zeugt auch die Urkunde, die der Zeitzeuge im Nachgang der Spiele für seine Verdienste ums Olympia-Essen erhielt.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Olympia-Hund samt Uniform und AusweisErinnerung
So eng können Heiterkeit und Trauer beieinander liegen. Die Zeitzeugin, damals 36 Jahre alt, verbringt bei den Olympischen Spielen von 1972 viele schöne Stunden, erlebt aber auch den Terror aus nächster Nähe. Als Wohnbereichsleiterin im Olympischen Dorf ist die gebürtige Französin aus Brest für die Koordination der Sportler:innen zuständig und sich um das Wohl der einzelnen Delegationen kümmern. Dazu zählen die Sportlerinnen aus Russland, Israel und der damaligen DDR. Die Russinnen, erzählt die Zeitzeugin noch heute amüsiert, seien „mit großen Portionen Kaviar angereist“, auch zum Verkauf gegen harte D-Mark fürs Shopping in der Innenstadt. Den Job im Olympischen Dorf hatte sie über ihren Mann bekommen. Der Hauptmann war im Hinblick auf die Spiele von der Bundeswehr als Logistik-Verantwortlicher abgestellt worden. Selbst die Familien-Hündin Titine ist bei Olympia dabei. Sie zieht sämtliche Blicke auf sich und wird immer wieder fotografiert. Kein Wunder, trägt Titine doch eine von Bundeswehrsoldaten eigens für sie geschneiderte Uniform samt Olympia-Ausweis. Überhaupt sei es im Olympischen Dorf „höchst lebendig“ zugegangen, erzählt die Zeitzeugin rückblickend, „unter anderem auch durch die Tanzlokale“. Die Sportlerinnen der DDR allerdings hätten kaum einen Schritt ohne Aufpasser:innen gehen können. Selbst das gemeinsame Fernsehen habe abseits der anderen Athletinnen stattgefunden. Insgesamt seien die Spiele auch im Olympischen Dorf sehr heiter verlaufen. Am frühen Morgen des 5. September aber ist es damit vorbei. Von ihrem Büro aus kann die Zeitzeugin das Haus sehen, in dem Mitglieder der israelischen Delegation von einem Terrorkommando als Geiseln genommen worden sind. Auf dem Balkon sieht sie „zwei Männer mit Gewehren“. Der israelische Botschafter erkundigt sich bei ihr nach einer Gruppe israelischer Sportlerinnen, die im selben Haus wohnen. Den jungen Frauen ist nichts geschehen. Der Tag aber endet in einer blutigen Tragödie mit tödlichem Ausgang. Die heiteren Spiele sind zu Ende. Und auch für die Zeitzeugin sind es nicht mehr dieselben Spiele. Sie trauert um die Opfer des Attentats.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit der Zeitzeugin
Gruß der JugendErinnerung
Nicht nur fröhlich, sondern auch feierlich sollten sie werden, die Olympischen Sommerspiele von 1972. Ganz besonders natürlich die Eröffnungsfeier am 26. August. Martin Retzer war damals, zusammen mit 3.000 anderen Jugendlichen, beim “Gruß der Jugend” im Olympiastadion dabei. Zuvor hatte es eine Generalprobe gegeben. Als es dann soweit war, tanzte die ganze Klasse von Martin Retzer mit. Zwölf Jahre war er zur Zeit der Olympischen Spiele alt und ging im Münchner Stadtteil Solln zur Schule. Die Dimension des sportlichen Großereignisses, so Martin Retzer heute, habe er damals „gar nicht richtig erkannt, aber die Stimmung war fantastisch”. Als kleine Belohnung hatten die Teilnehmer:innen am „Gruß der Jugend” überzählige Eintrittskarten für einige Wettkämpfe beziehungsweise Vorläufe erhalten, etwa für Ruder- und Fußball-Ausscheidungen. Was Martin Retzer bis heute bedauert: „Leider war unser Fernseher zur Zeit der Spiele kaputt. Wichtige Wettkämpfe konnte ich daher nicht mitverfolgen.” Doch dafür besitzt der jetzt 62-Jährige immer noch seine Ausstattung für den “Gruß der Jugend”: ein Trikot, die dazugehörige Hose und das passende Paar Socken.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Michael Retzer
Eine Marathonstrecke in "Waldiform" - eine Herausforderung für den VermesserErinnerung
Die Aufgabe von Dipl. Ing. FH Gerhard Fanderl (*1943) im Vorfeld der Olympischen Spiele erforderte ein hohes Maß an Durchhaltevermögen und große Genauigkeit: Als Diplom-Ingenieur in Diensten des Bayerischen Landesamtes für Maß und Gewicht war er zusammen mit einem Kollegen aus dem Organisationskomitee der Spiele dafür zuständig, die olympische Marathonstrecke zu vermessen. Kein einfacher Job, denn die Distanz musste exakt 42,195 Kilometer betragen und führte im Falle von München nicht nur 18 Kilometer weit durch den Englischen Garten, sondern auch vorbei an den Münchner Sehenswürdigkeiten. Die Strecke ging quer durch und rund um die Stadt, denn die Marathonstrecke sollte sich der Form des Olympia-Maskottchens „Waldi“ annähern.
Verwendet wurde hierfür ein Spezialfahrzeug, dessen Radumfang einen Meter betrug und auf einen halben Millimeter genau stimmen musste und durch ändern des  Reifendrucks justiert werden konnte. Zur Vermeidung von Temperaturschwankungen, die den Reifenumfang ändern konnten, wurden die Vermessungen überwiegend nachts durchgeführt. So mussten immer wieder Kontrollmessungen und Neujustierungen vorgenommen werden – bis zu 40 oder 50 Mal auf manchen Streckenabschnitten.
Spektakulär in Erinnerung ist Gerhard Fanderl z.B. auch die diagonale Querung der Ludwigstraße bei vollem Verkehr, die für viel Wirbel gesorgt hat. Die Messfahrten wurden natürlich immer von einem Polizeifahrzeug eskortiert. Auch ein Probelauf stand auf dem Programm und verursachte nach Fanderls Einschätzung den bis dahin „längsten Verkehrsstau in der Münchner Stadtgeschichte“. Gerhard Fanderl, zum Zeitpunkt der Spiele 29 Jahre alt, war zwei Jahre mit den Vermessungsarbeiten beschäftigt. Eines der Andenken an diese Zeit ist ein Faltplan der Marathonstrecke in „Waldiform“ und ein Foto, auf dem er selbst (vorne rechts) mit den Leitern des Eich- und Messwesens aus den damaligen westlichen Bundesländern bei einem Ortstermin zu sehen ist. Bis heute ist dem gebürtigen Ingolstädter allerdings auch das Attentat auf Mitglieder der israelischen Mannschaft in Erinnerung. Den Einsatz der deutschen Ordnungskräfte, der zum Ziel hatte, die Geiseln zu befreien, beurteilt Fanderl als unprofessionell und ordnet dies in die Zeit ein. Für die Polizei waren Ereignisse dieser Art neu, die Spiele waren kaum gesichert. Die Marathonstrecke war beispielsweise gar nicht gesichert.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Dipl. Ing FH Gerhard Fanderl
Die Olympia-KücheErinnerung
Die Münchnerin Claudia Urschbach, Jahrgang 1978, wächst im Stadtteil Giesing auf. Schon als Kind ist der Olympiapark ein Ausflugsziel für sie und bis heute mit schönen Erinnerungen verbunden. Sei es ihre Teilnahme an Streetball-Turnieren oder der Besuch des Olympiastadions als FC-Bayern-Fan. Im Geschichtsunterricht erfährt Claudia von der historischen Bedeutung des Schuttbergs auf dem Olympiagelände, der mit den Olympischen Spielen eine Umdeutung erfahren hatte: Aus dem Kriegsschutt war etwas Neues, etwas Schönes entstanden. Überhaupt beschäftigt Claudia Urschbach sich zu dieser Zeit mit dem Erscheinungsbild von Olympia 1972 und so auch mit dem bahnbrechenden Design des Gestalters Otto „Otl“ Aicher. Ein Design, das Deutschland in einem neuen, positiven Licht erscheinen ließ. Vor allem die Heiterkeit der Gestaltung begeistert Frau Urschbach, das Internationale und Gleichberechtigte der Farben als politisches Signal. Je intensiver sie sich mit den Spielen befasst, desto stärker wird ihr bewusst, wie sehr München von den Olympischen Spielen geprägt ist und wie anders sie aufgewachsen wäre ohne U-Bahn, S-Bahn und Olympiapark. Dann wechselt Claudia den Wohnsitz und kehrt erst nach sieben Jahren London nach München zurück. Wieder daheim, beginnt sie ihre erste eigene Wohnung mit Olympia-Memorabilien auszustatten. Zunächst sind es die Plakate, dann kommen Gläser, Geschirr und Bücher dazu. Später sogar eine ganz besondere Rarität – ein original Olympia-Toaster von Siemens. Damit ihre Sammlerstücke angemessen zur Geltung kommen, dekoriert Claudia ihre Wohnung um. Danach ist ihre Küche „ganz 1972”. Als Frau Urschbach Besuch aus den USA bekommt, bemerkt ihre Freundin die Olympia-Leidenschaft von Claudia und erinnert sich daran, als sie einige Zeit später die Ferienwohnung ihrer Tante in Vermont ausräumt. Dabei fällt ihr ein Teller in die Hand, den ihre Tante als Souvenir von ihrem Besuch der Münchner Spiele von 1972 mitgebracht hatte. So kehrt der Teller zurück nach München und in die Küche von Claudia Urschbach. Es ist seine zweite Reise über den Atlantik.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Claudia Urschbach
Die Goldmedaille von Hildegard FalckErinnerung
Dietlinde Weinberger hat Besonderes zu berichten. Eigentlich Chefhostess bei Olympia 1972, kann sie damals so ganz nebenher eine Goldmedaille präsentieren. Allerdings besitzt sie die begehrte Trophäe nur leihweise. Eigentümerin der Medaille ist nämlich Hildegard Falck, die den 800-Meter-Lauf der Frauen für sich entschieden hat. Nur kann die siegreiche Olympionikin nicht immer selbst auf das Edelmetall aufpassen und bittet daher die ehemalige Chef-Hostess diese Aufgabe einmal für sie zu übernehmen. Da kann Frau Weinberger, damals 32 Jahre alt, nicht widerstehen und legt die Medaille für einen kurzen Augenblick an. Doch der Reihe nach. Als Olympia-Hostess wird Dietlinde Weinberger ausgewählt, weil sie als Sportlehrerin und Dozentin in Würzburg ideale Voraussetzungen für diese Aufgabe mitbringt. In München beaufsichtigt Frau Weinberger im Sommer 1972 dann um die 40 junge Kolleginnen. „Ihre“ Hostessen betreuen die vielen Funktionäre, beantworten sämtliche Fragen die Spiele betreffend oder besorgen Eintrittskarten für Konzerte und Theateraufführungen. Die Arbeitszeiten des Hostessen-Teams sind, nun ja, fließend. „Trotzdem war der Job cool“, wie Dietlinde Weinberger auch 50 Jahre danach noch sagt. Für die Arbeit der verantwortlichen deutschen Stellen nach der Geiselnahme im Olympischen Dorf dagegen schämt die Chef-Hostess sich jetzt noch. Noch heute spricht sie von einem „dilettantischen Verhalten“. Die Entscheidung des IOC, die Spiele nach dem Attentat fortzusetzen, fand Dietlinde Weinberger „damals falsch“. Fünf Jahrzehnte später aber sieht sie den Beschluss in einem anderen Licht: „Die Wettkämpfe fortzusetzen war am Ende doch richtig. Olympia durfte sich einfach nicht in die Knie zwingen lassen.“   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Dietlinde Weinberger
Im EinsatzErinnerung
Im Sommer 1972 versieht Roland Krack, gerade erst mit der Ausbildung zum Polizeibeamten fertig, seinen Dienst an verschiedenen Schauplätzen der Olympischen Spiele in München. Er ist unter anderem bei Großdemonstrationen in der Innenstadt eingesetzt. „Die Polizei war damals noch relativ unbedarft“, so Krack, Schutzkleidung wie heute üblich gab es nicht. Insgesamt aber hat er die Zeit, in der er als junger Polizist unterwegs war, in guter Erinnerung. Die Olympischen Spiele stehen für Krack auch „als Zeit des Aufbruchs“. Doch dann, am frühen Morgen des 5. September, missbraucht ein Terrorkommando die bis dahin so heiteren Spiele für seine Absichten. Roland Krack ist als Polizist von Frühmorgens bis Mitternacht Zeuge des verbrecherischen Geschehens. Nachdem die Attentäter mit ihren israelischen Geiseln per Hubschrauber von München zum Fliegerhorst Fürstenfeldbruck gebracht worden sind, ist die Lage dort für die Sicherheitskräfte unübersichtlich. Auch für Roland Krack, damals 24 Jahre alt, und seine Kollegen, die bei Dunkelheit nahe an den Hubschraubern positioniert worden waren. Dann jene Bilder, die um die ganze Welt gehen – Schüsse, Explosionen, brennende Hubschrauber. All das erlebt Roland Krack aus nächster Nähe, wird als beteiligter Polizist Zeuge von Szenen, die ihn noch lange danach im Schlaf verfolgen. Der Kollege Anton Fliegerbauer hatte in Fürstenfeldbruck sein Leben verloren. So stehen bei Kracks Erzählung von Olympia `72 denn auch die schrecklichen Geschehnisse im Vordergrund. Und der heute 74-Jährige meint, das Attentat vom Sommer 1972 müsse dauerhaft Teil der Münchner Erinnerungskultur sein. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Roland Krack
Süßigkeitenverkäufer bei OlympiaErinnerung
„Überall herrschte Euphorie“, erinnert Rainer Hoffmann sich an Olympia 1972. Weil er damals „unbedingt mitmachen“ wollte, bewirbt sich der zu dieser Zeit 17-Jährige um einen Job als Süßigkeitenverkäufer – und wird angenommen. Sein Mitarbeiterausweis ermöglicht Hoffmann den Zugang zu fast allen Olympia-Bereichen sowie zu sämtlichen Wettkämpfen und Anlässen. So ist der junge Münchner auch bei der Eröffnungsfeier dabei und sitzt in dem Block, in dessen direkter Nachbarschaft das Olympische Feuer entzündet wird. „Ein großer Moment“, wie Rainer Hoffmann noch heute sagt. Auch bei den Wettkämpfen selbst fiebert er mit. Obwohl er seine Süßigkeiten verkaufen muss, bleibt doch Zeit fürs Zuschauen. Der damals 17-Jährige ist beim Hockey dabei, beim Schwimmen und beim Fußball. Auch Silvia Sommerlath, die spätere Königin von Schweden, damals aber noch Olympia-Hostess, lernt Rainer Hoffmann im Jahr 1972 kennen. Am 5. September aber hat all das ein Ende. Die Athleten und Betreuer der israelischen Mannschaft sind Opfer eines Attentats geworden. „Jede Minute nach dem Überfall“, erinnert sich Rainer Hoffmann, der am 5. September seinen freien Tag hat, „habe ich vor dem Radio verbracht“. Das Attentat sei „eine Katastrophe“ gewesen, es habe ihn „regelrecht wütend gemacht“. Den Tag der Trauer erlebt der junge Mann im Olympiastadion. Dass danach die Spiele fortgesetzt werden, findet er „richtig“. Richtig sei auch gewesen, am Ende der Geiselnahme „die Forderungen der Täter nicht zu erfüllen“.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Rainer Hoffmann
Spielstraße: "Der Gang der Moritaner"Erinnerung
1972 waren wir (meine Frau und ich) von Köln nach München gereist, um dort vor allem das Kulturprogramm zu erleben. Unvergesslich: Das arme Theater von Grotowski, "Sternennacht" im Englischen Garten von Stockhausen und das Zelt mit Musik von John Cage, das um Mitternacht begann. Vor allem auch der Besuch der Spielstraße mit Timm Ulrichs im Hamsterrad und Fritz Schwegler mit seinen "Effeschiaden" Wir erwarben eine "Zehnerschaft", die wir uns selbst zusammenstellen konnten, darunter das Blatt mit dem "Gang der Moritaner". In dem Begleitbrief schrieb uns Schwegler am 13.7.72: "Nachdem der Gang der Moritaner sich verwirklichte [ist nicht viel weiter entstanden...]"
Ein eigenes OlympiafeuerErinnerung
„Wir hatten unser eigenes Olympisches Feuer“, erzählt Hermann Benker heute lachend. Damals 21 Jahre alt, gehört Benker 1972 an der Regattastrecke in Oberschleißheim zur Einsatzgruppe Wasserrettung. Entlang der Wettkampfstrecke sind die Wasserretter im Abstand von 500 Metern an speziell eingerichteten Posten präsent. Man ist also gerüstet für den Fall der Fälle. Zu einem echten Ernstfall kommt es dabei in Oberschleißheim aber nicht. Dafür allerdings zu geselligen Abenden am Grillfeuer der Wasserretter. Hermann Benker: „Das Feuer brannte eigentlich immer, wie die Olympische Flamme eben.“ Und das Beste: Auch viele Sportler:innen aus dem In- und Ausland statten den Rettungsschwimmern einen Besuch ab. „Dabei ging es völlig unbeschwert zu“, erinnert Hermann Benker sich. „Wir hatten jede Menge Spaß, auch mit Sportlern aus Russland.“ Und nicht nur dort, in Oberschleißheim, kam Benker mit bekannten Athlet:innen zusammen. Ausgestattet mit einem Helfer-Ausweis für alle Bereiche der Spiele, hat er im Jahr 1972 auch Zutritt zum Olympischen Dorf in München. Dort begegnet ihm, Hermann Benker hat den Moment noch genau vor Augen, der US-Rekordschwimmer Mark Spitz. „Das war ein völlig unkomplizierter Bursche“, erinnert sich der einstige Wasserretter, „ein rundum sympathischer Typ mit null Allüren.“ Wie bodenständig der Sportstar aus den Vereinigten Staaten wirklich ist, zeigt sich, als er den Olympia-Helfer zu einem kleinen Wettkampf der besonderen Art einlädt. „Ganz locker“, so Hermann Benker, „haben wir dann eine Partie Flipper gespielt.“   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Hermann Benker
Mein SchicksalsjahrErinnerung
„1972 war mein Schicksalsjahr“, sagt Erich Sedlmayr. Nicht direkt wegen der Olympischen Spiele, indirekt allerdings schon. Denn Herr Sedlmayr, damals 24 Jahre alt und ein echter Obersendlinger, lernt am 23. August seine künftige Ehefrau kennen, also exakt drei Tage vor der Eröffnungsfeier. Seine Frau stammt aus Mainz, fühlt sich aber schon bald als Münchnerin. Die Olympischen Spiele wollte die junge Frau aus Rheinland-Pfalz keinesfalls verpassen. Dass daraus eine Bindung auf ewig entstehen sollte, hatte sie nicht geahnt. Ihr Mann Erich erinnert sich an Olympia '72 als „positive Veranstaltung mit einer spritzigen Stimmung“. Der Aufwand „das alles hinzukriegen“ sei zwar hoch gewesen, habe sich aber gelohnt. Nicht zuletzt wegen der Infrastruktur: „Denken Sie nur an die U-Bahn und an die S-Bahn. Davon profitieren wir noch heute und auch in Zukunft.“ Von dem Attentat während der Spiele in München zeigt Erich Sedlmayer sich immer noch erschüttert, findet aber „es war richtig die Wettkämpfe fortzusetzen.“   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Erich Sedlmayr
Hoher BesuchErinnerung
Wer kommt schon einer angehenden Königin nahe? Wohl kaum jemand. Die Zeitzeugin (80) aber kann genau das von sich behaupten, misst dem aber spürbar keine große Bedeutung bei. In dem Haus im Münchner Stadtviertel Gern, in dem auch die Zeitzeugin und ihr Mann wohnen, taucht einige Zeit nach Olympia „eine Dame mit Hut und Sonnenbrille“ auf, um ihre Patentante zu besuchen. „Wohl, um sich nach Schweden zu verabschieden“, wie die Zeitzeugin rückblickend glaubt. Bei der Dame handelt es sich natürlich um Silvia Sommerlath, der damals noch künftigen Königin von Schweden. Als offizielle Hostess der Olympiaorganisation lernte die junge Frau aus Heidelberg bei den Sommerspielen in München den schwedischen Thronfolger Carl Gustaf kennen. Die Hochzeit der beiden fand am 19. Juni 1976 in Stockholm statt. Deutlich wichtiger aber als der hohe Besuch im Nachgang der Olympischen Spiele war der Zeitzeugin und ihrem Mann 1972 das Großereignis selbst. Da von Gern aus das Olympiagelände schnell zu erreichen ist, sind sie dort oft und gern unterwegs gewesen und haben sich „die Szenerie auch schon mal vom Schuttberg aus angesehen“. Das besondere Interesse des Ehemanns galt dabei den spektakulären Bauten der Spiele. Als Architekt hatte er beruflich Kontakt mit dem Olympia-Baumeister Günter Behnisch. Aber egal ob Sport oder Architektur, insgesamt hat die Zeitzeugin die Olympischen Spiele von 1972 „als sehr schöne Zeit in Erinnerung.“   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit der Zeitzeugin
Die Olympiabauten vor dem FensterErinnerung
Die gebürtige Münchnerin erlebte nicht nur die Olympischen Spiele, sondern zuvor auch den Bau der Sportstätten. Denn die Zeitzeugin war ganz nah dran an den Arbeiten. Ihre Wohnung, erzählt sie, lag „ganz in der Nähe der Stadionbaustelle“. Vom stetigen Emporwachsen der olympischen Anlagen war die damals 28-Jährige regelrecht fasziniert. Im Verlauf der Spiele haben es der jungen Frau vor allem die Wettkämpfe im Reiten angetan. Und ihre Begeisterung wird belohnt. Am Ende führt die Bundesrepublik Deutschland mit zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze den Medaillenspiegel im Reiten an. Der Mann der Zeitzeugin brennt zudem auch für die Leichtathletik- und Fußball-Wettkämpfe. Noch heute „hört“ die Zeitzeugin „den Jubel der 80.000 Leute im Stadion“ bei besonders imponierenden Leistungen, speziell natürlich bei denen von Sportler:innen aus der Bundesrepublik. Nach den Geschehnissen vom 5. September aber habe sich „die Stimmung spürbar verändert“, sei plötzlich „so gedrückt“ gewesen. Auch sie persönlich habe eine Veränderung wahrgenommen: „Beim Geräusch eines Hubschraubers war mir sofort unwohl. Und nicht nur mir. Viele hatten einfach Angst vor einem weiteren Anschlag.“ Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit der Zeitzeugin
Hallenordner beim BasketballErinnerung
Sport hat für ihn auch ohne Olympia eine wichtige Rolle gespielt. Jetzt aber, im Jahr 1972, bekommt das Thema Wettkampf eine zusätzliche Dimension. Selbst aktiver Spieler, erhält der Zeitzeuge über seinen Basketballverband die Möglichkeit, die Olympischen Spiele als Ordner zu begleiten. Damit er sofort als Ordnungskraft erkannt wird, gibt’s für ihn die Uniform zum Job (das rare, orangefarbene Kleidungsstück ist bis heute erhalten). Seinen Dienst verrichtet der Zeitzeuge als Hallenordner in „seiner“ Sportart, dem Basketball. Das schnelle Spiel mit dem Ball hatte es ihm schon als Student angetan – er war für das Studium der Sozialgeographie von Ulm nach München gezogen. Und nicht nur das schafft für den Zeitzeugen eine direkte Verbindung zu den Spielen von München. Ein Freund hat im Team um den Olympia-Gestalter Otto „Otl“ Aicher an der Entwicklung der Piktogramme mitgearbeitet, einer für jeden verständlichen Zeichensprachen. Natürlich erinnert sich der Zeitzeuge aber auch an spannende Wettkämpfe bei sich in der Basketball-Halle, wo es auch für Ringer und Judoka um Medaillen geht oder Leitathletik und Fußball. Das Attentat im Olympischen Dorf empfindet er als Zäsur, die Fortsetzung der Spiele aber trotz der Trauer als richtige Entscheidung. Schon allein der Athlet:innen aus aller Welt wegen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Die unvergesslichen SpieleErinnerung
24 Jahre alt ist Norbert Helgert im Jahr der Olympischen Spiele von München - und Fußball-Fan durch und durch. Da ist es „geradezu eine Fügung“, dass ein „Spezl“, wie Helgert ihn nennt, Mitarbeiter der Olympiaorganisatoren ist. Helgerts Freund ermöglicht dem Hobby-Fußballer im Vorfeld der Spiele einen Besuch des Stadions. „Da stand ich dann auf dem heiligen Rasen“, schwärmt Norbert Helgert noch heute, „und war hin und weg. Hinter dem Stadion konnte ich den Olympiaturm sehen. Diesen Anblick werde ich nie vergessen.“ Überhaupt sind die Olympischen Spiele von 1972 für Helgert unvergesslich. „Und dass nicht nur wegen Heide Rosendahls Goldsprung von 6,78 Meter“, wie er betont. Ganz allgemein, so der Sportfan, seien die Spiele für München „etwas ganz Besonderes“ gewesen: „Alle waren so freundlich in der Stadt, sogar die sonst so grantigen Bedienungen. Alle haben sich bemüht. Es herrschte ganz einfach eine tolle Atmosphäre.“ Bis zum frühen Morgen des 5. September. Nach der Geiselnahme und den schrecklichen Verbrechen in deren Folge sei alles anders gewesen, sagt Norbert Helgert und erzählt von einem weiteren Freund, der bei den Spielen für den Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) tätig war. Er hatte die besten Absichten, erinnert Helgert sich, „und wollte den Leuten den lieben Gott näherbringen.“ Damit steht Helgerts Freund vor dem Attentat auf verlorenem Posten. Fast niemand interessiert sich für ihn. Nach dem 5. September aber wollen plötzlich sehr viele Menschen mit ihm reden. Der junge Mann vom CVJM wird zum Seelsorger.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Norbert Helgert
Der jüngste Fackelläufer von MünchenErinnerung
Sport hat im Leben von Helmut G. schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Als Jugendlicher zum Beispiel bei FC Bayern, wo er als junger Spieler leistungsmäßig hervorsticht. Beste Voraussetzungen also, um beim offiziellen Auftakt der Olympischen Spiele eine besondere Aufgabe zu übernehmen. Helmut G. nimmt vor der Eröffnung der Spiele als jüngster Sportler am olympischen Fackellauf teil. Er ist gerade 16 Jahre alt. Seine Etappe vom Trainingsplatz des TSV 1860 München bis zum Grünwalder Stadion legt G. zusammen mit zwei anderen Läufern „in einer Dreierformation“ zurück. Das Olympische Feuer wird übernommen und dann weitergegeben. Zuvor ist der große Auftritt über eine Strecke von einem Kilometer dreimal geprobt worden. Der Lauf von Helmut G. und seinen Kameraden steht in einer langen Tradition. Bis heute waren bei den Olympischen Spielen insgesamt 6.200 Fackelträger im Einsatz, 1.300 davon allein in Griechenland. Die von ihnen zurückgelegte Gesamtdistanz beträgt genau 5.532 Kilometer. Auch vor diesem Hintergrund empfindet G. seinen eigenen Einsatz „als große Ehre“. Seine Fackel darf der junge Mann als Souvenir behalten. An den olympischen Wettkämpfen weniger interessiert, tritt Helmut G. nach „seinem“ Lauf denn auch den Heimweg an und packt seine Reisetasche. „Zusammen mit einem Spezl“ geht’s in dessen VW Käfer nach Monaco in den Urlaub. Sein Andenken an Olympia '72, die Fackel, kommt erst später wieder zum Einsatz – als Hingucker bei diversen Partys.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Helmut G.
Die schönste Zeit meines LebensErinnerung
„Wir danken Ihnen für Ihren Beitrag zum Gelingen der Olympischen Spiele.“ Unterzeichnet von Willi Daume, Präsident des Organisationskomitees und Walther Tröger, Generalsekretär des Organisationskomitees. Derlei Dank von höchster Stelle hat nicht jeder vorzuweisen, schon gar nicht auf einer offiziellen Urkunde, J. Engelbrecht allerdings schon. Als Wehrpflichtiger, für die Dauer der Olympischen Spiele einquartiert in der Funk-Kaserne am Frankfurter Ring, ist Engelbrecht als Bote zwischen den verschiedenen Pressezentren der Spiele unterwegs und bringt Informationsmaterial von A nach B. Und Engelbrecht, damals 21 Jahre alt, ist nicht nur zwischen den einzelnen Sportstätten unterwegs, sondern auch in der Stadt – „in der großen Stadt“, wie er noch heute betont. Von München „überwältigt“, lernt Engelbrecht 1972 „die verschiedensten Ecken der Stadt“ kennen. Dafür kann er den Tag nutzen, denn seinen Dienst für Olympia versieht er in der Nachtschicht. Ein weiterer Vorteil dieser Schicht: Tagsüber kann Engelbrecht, er hat Freikarten bekommen, auch verschiedene Wettkämpfe besuchen. Bei der uneingeschränkten Freude an München und seinen Spielen bleibt es jedoch nicht. Der tödliche Angriff auf die israelischen Sportler im Olympischen Dorf ist für Engelbrecht „ein großer Schock“, ein Ereignis, das den weiteren Verlauf der Spiele überschattet. Eine Folge des Anschlags ist auch, dass der Bundeswehrangehörige die Kaserne am Frankfurter Ring für eine Nacht nicht verlassen darf. „Es herrschte ein striktes Ausgangsverbot“, erinnert Engelbrecht sich. Insgesamt jedoch zieht er begeistert Bilanz, wenn er an Olympia 1972 zurückdenkt. Aufgewachsen „in einfachen Verhältnissen“, seien die Olympischen Spiele von München „die schönste Zeit meines Lebens“ gewesen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit J. Engelbrecht
Fahrgäste aus aller WeltErinnerung
Der Zeitzeuge ist zur Zeit der Olympischen Spiele in München 24 Jahre alt. Als Zeitsoldat, der sich für zwölf Jahre verpflichtet hat, versieht er seinen Dienst in der Kronprinz-Rupprecht-Kaserne. Die Adresse kennt er bis heute: Schleißheimer Straße 426. Von seiner Stube aus kann er sehen, wie das Olympiastadion nach und nach emporwächst. Das Bataillon des Zeitzeugen wird für Olympia ‘72 allerdings nach Landshut verlegt, denn der Platz in der Kaserne wird für den olympischen Fuhrpark benötigt. Für die teils luxuriösen Karossen braucht man aber nicht nur Platz, sondern auch geübte Fahrer, im Idealfall Profis. Der Zeitzeuge ist so einer, er hat bei der Bundeswehr seine Fahrlehrerprüfung abgelegt und muss deshalb nicht mit seinen Kameraden nach Landshut umziehen. Stattdessen chauffiert er den einen oder anderen interessanten Fahrgast. Wie etwa einen Olympia-Besucher aus Indien. „Der Mann wollte noch etwas echt Münchnerisches erleben, bevor er zum Flughafen musste”, erzählt der Zeitzeuge. „Also bin ich mit ihm und der ihn begleitenden Olympia-Hostess zum Hirschgarten gefahren. Dort gab’s für meinen Fahrgast Brotzeit und Bier, eine Maß und dann noch eine.” Das Münchner Bier schmeckt dem Bayern-Besucher aus Indien so gut, dass sie den Flughafen, damals noch im Stadtteil Riem, erst in letzter Minute erreichen. Doch bevor der Besucher aus Indien zu seinem Gate spurtet, ruft er seinem Chauffeur noch zu, er solle doch mal in den Kofferraum gucken. Gesagt, getan. Der Zeitzeuge öffnet die Klappe und finden einen Koffer vor. Darin befindet sich ein kleines Collier für die Hostess und Manschettenknöpfe für ihn selbst.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Ein Ball mit GeschichteErinnerung
Herr Pfletschinger, Jahrgang 1958, ist schon als junger Mann in sportlicher Hinsicht eindeutig vorbelastet. Sein Vater unterrichtet Sport bei der Bundeswehr und ist bei den Olympischen Sommerspielen von 1972 Co-Trainer der BRD-Volleyballmannschaft. Schon vor den Spielen in München hat Pfletschinger senior internationale Kontakte gepflegt. So lernt er im Rahmen eines internationalen Turniers den Japaner Yasutaka Matsudaira kennen. Matsudaira gilt als Volleyball-Trainerlegende. In München unterstreicht es seinen Ruf als Koryphäe seines Sports, indem er seiner Mannschaft zum größtmöglichen Erfolg verhilft: Japan, physisch den anderen Mannschaften klar unterlegen, erkämpft sich taktisch klug und mit eisernem Willen die Goldmedaille. Seinen Sieg (über die DDR) feiert das Team aus Asien im Hofbräuhaus. Mit dabei ist auch Pfletschinger senior. Zwölf japanische Jurorinnen von Olympia '72 werden in Neuhausen von den Pfletschingers beherbergt. Die Dame des Hauses begleitet ihre Gäste zum Dirndl-Shopping in die Stadt, die Stimmung ist heiter. Bis zum 5. September, dem Tag des Attentats. „Danach“, erinnert Pfletschinger junior sich, „herrschte Stille.“ Die Liebe zum Sport aber bleibt ihm auch nach den Olympischen Spielen erhalten. Ihren Niederschlag findet sie unter anderem im ZHS, dem Zentralen Hochschulsport München. Dessen Heimat ist das einstige Trainingsgelände der Spiele von 1972.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Herrn Pfletschinger
Das Olympiadach zum GeburtstagErinnerung
Gerade mal elf Jahre alt ist der Zeitzeuge, als er 1972 zusammen mit seinem Vater vom Hunsrück aus zu den Olympischen Spielen nach München anreist. Dort angekommen, ist er „deutlich näher dran an den Wettkämpfen“ als die allermeisten seiner Altersgenossen. Grund: Sein Vater arbeitet bei der Presse, bewohnt für die Dauer der Spiele ein Zimmer im Olympischen Dorf und begleitet Athlet:innen von den Wettkämpfen zu den anschließenden Pressekonferenzen. Über seinen Vater bekommt der Zeitzeuge auch einen Sonderausweis. Immerhin, mit diesem Ausweis hat er Zugang zu Bereichen, die „normalen“ Olympia-Besucher:innen verschlossen bleiben und trifft dort auch auf echte VIPs. Unter anderem auf den längst legendären TV-Quizmaster Robert Lembke. „Diese Begegnung“, erzählt der Zeitzeuge, „hat natürlich mächtig Eindruck auf mich gemacht, ich glaube sogar, den größten.“ Kein Wunder, Lembkes Show „Was bin ich?“ erzielt damals höchste Einschaltquoten und ihr Gastgeber ist im ganzen Land bekannt. Mächtig beeindruckt ist der Zeitzeuge aber auch von München als Metropole: „Das war faszinierend“, sagt er rückblickend, „ich war plötzlich in einer richtig großen Stadt.“ Die große Stadt und die spektakuläre Architektur der Spiele sieht er auch von ganz oben – von den Aussichtsplattformen des Olympiaturms aus. 25 Jahre später macht der zu dieser Zeit 36-Jährige seinem Vater zum Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk: eine Kachel vom Dach des Olympiastadions aus einer eigens aufgelegten Spezial-Edition.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Als Dankeschön in den Wiener WaldErinnerung
D. S., im Jahr der Olympischen Spiele von München 24 Jahre alt, ist Dolmetscherin für Russisch und Englisch. 1971 hatte sie ihre Sprachkenntnisse in Russland und den USA zusätzlich vertiefen können. Ideale Voraussetzungen, um sich auf eine Anzeige in einer deutschen Frauenzeitschrift zu melden, in der von einer „Chance für 1.200 junge Frauen“ die Rede ist. Die Chance: Als Olympiahostess die Olympischen Spiele von 1972 hautnah zu erleben. Zunächst aber wird die junge Frau aus Schwabing als „einfache“ Hostess für die Mannschaftsbetreuung eingeteilt. Dann aber, am 8. Juli 1972 (dieses Datum ist ihr in Erinnerung geblieben), erfährt S., dass sie aufgrund ihrer Qualifikation in München Chefhostess werden wird - Olympia kann kommen. Während ihrer Chefhostessenausbildung lernt sie eine Kollegin kennen, die später in die Geschichtsbücher eingehen wird: Silvia Sommerlath, ab 1976 Königin von Schweden. Den Fackellauf erlebt die junge Frau auf dem Königsplatz. Dann, bei der Eröffnungsfeier, ist ihr Stehplatz als Teil eines optischen Bandes aus ganz vielen anderen Hostessen „ganz oben im Stadion, bei einer wirklich einmaligen Stimmung“, wie Frau S. noch heute sagt. Ganz anders ist die Atmosphäre bei der Abschlussfeier, nach dem Attentat auf die Mannschaft aus Israel und dem Gedenken an die Opfer. Die heiteren Spiele von München sind Vergangenheit, die Stimmung ist gedrückt. „Ich musste während der Schlussfeier als Schildträgerin einfach nur weinen“, erzählt S. Die Attentäter vor Augen, habe sie gedacht: „Warum tun sie uns das an, warum unsere Spiele?“ Dennoch hat Frau S. hauptsächlich positive Erinnerungen an Olympia 1972. Nicht zuletzt auch an ihre damalige Chefin, Dr. Emmy Schwabe. Die Österreicherin hat sämtliche Hostessen von München unter ihrer Obhut. Nach dem Abschluss der Olympischen Spiele lädt Emmy Schwabe, die ihre ganze Energie und ihr ganzes Herzblut in das organisatorische Gelingen der Spiele gesteckt hatte, „ihre“ jungen Chefhostessen zu einem Abschiedsessen in den Wiener Wald ein.   Beitrag entstanden im Erzählcafe München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit D. S.
Olympia durch die LinseErinnerung
Im Olympia-Jahr 1972 33 Jahre alt, nimmt Gert Stephan (DGPh) an der Internationalen Fachmesse für Sportartikel und Sportmode, kurz ISPO, auf der Münchner Theresienwiese teil. Der Grund: Stephan hat sich der Sportfotografie verschrieben. Sein Handwerk hat er beim Erkennungsdienst der Münchner Kriminalpolizei gelernt. Zudem arbeitete Herr Stephan 30 Jahre beim Bayerischen Landeskriminalamt. Seine Leidenschaft gilt aber der Fotografie. Bereits 1971 nimmt Stephan, dessen fotografische Arbeit von dem renommierten Fachhersteller Agfa unterstützt wird, an einer internationalen Ausstellung für Sportfotografie und einem Fotowettbewerb im Vorfeld der Olympischen Spiele teil. Preise haben unter anderem NOK-Präsident Willi Daume und Münchens damaliger Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel gestiftet. Außerdem erzählt Gert Stephan stolz in München ein Forum für Fotografie gegründet zu haben und ist von den Olympischen Spielen „bis heute fasziniert“. Seine Liebe galt überhaupt stets dem Sport, so auch als Abteilungsleiter beim Universitäts-Sportclub München (USC). 1972 bei den Olympischen Spielen in München ist Gert Stephan jedoch als Privatperson unterwegs und besucht „nur einige kleinere Wettkämpfe“, im Boxen zum Beispiel und im Gewichtheben. Sein primäres Interesse als Fotograf gilt diesmal nämlich nicht dem Sport, sondern der spektakulären Architektur.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Gert Stephan (DGPh)
Erinnerungen eines LeichtathletenErinnerung
Ich war 1972 als 21-jähriger Sportler aus der DDR Teilnehmer an den olympischen Spielen und habe nicht nur Wettkämpfe (aktiv und passiv), sondern auch die Atmosphäre auf dem Olympiagelände erlebt. K.P. Justus Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Gastarbeiterkind bei den Spielen in MünchenErinnerung
Mein Vater war Gastarbeiter aus Slovenien. Dank meiner engagierten Sportlehrerin konnte ich beim "Gruß der Jugend" an der Eröffnung der Olympischen Spiele teilnehmen. Rosi Verlak Lešnik Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Unbenutzte WischtücherErinnerung
Ein Sportgeschäft in Augsburg macht Werbung für die olympischen Spiele und das Werbegeschenk überlebt vier Umzüge. Frau von Bernuth, Münchner Gästeführerin Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Ungewöhnlicher EintrittskartenkaufErinnerung
Während der Olympischen Spiele war ich fast täglich in der Innenstadt oder auf dem Olympiagelände unterwegs und wollte mir dann auch mal eine Veranstaltung ansehen. Durch eine glückliche Fügung bekam ich die Information, dass ich an den Bürofenstern an der Außenseite der Olympia-Halle nach Karten fragen solle. Ungewöhnlich, aber es hat geklappt – und ich bekam ohne Probleme (und ohne Schlange) Karten über die Fensterbank und habe gleich für eine weitere künftige Veranstaltung bezahlt. Abzuholen war die Karte am Tag der Veranstaltung an gleicher Stelle. Und dann kam das Attentat und Sicherheitsmaßnahmen und mein Zugang zur Fensterbank war versperrt. Mit viel Überredungskunst, freiwilligen Taschenkontrollen und einem „Begleitschutz“ konnte ich dann doch noch meine Karten über die Fensterbank erhalten und erlebt eine beeindruckende Sportveranstaltung. Generell erinnere ich mich daran, dass in der Stadt eine besonders gute und offene Stimmung in der Stadt war – bis zum Attentat. Sylvia Siegesmund Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Als Sportstudentin im OlympiastadionErinnerung
Für mich als Münchner Sportstudentin war 1972 eine tolle Chance eine Olympiade zu erleben. Ich hatte das Glück im Olympiastadion als Platzanweiserin arbeiten zu dürfen und so den Wettkämpfern aus nächster Nähe folgen zu können. Ich sah den Sieg von Heide Rosendahl und fieberte mit Ulrike Meyfarth bis spät in die Nacht. Außerdem bekam ich für viele Wettkämpfe an anderen Orten Freikarten. Ich war oft beim Turnen in der Olympiahalle, in der Schwimmhalle und in Oberschleißheim bei den Ruderwettkämpfen. Ich genoss auch die Atmosphäre außerhalb der Spiele mit seinem reichen, internationalen Kulturprogramm und besuchte unter anderem das Folklore Festival im Circus Krone. Das Attentat am 5. September schockte uns. In der Nacht auf den 6. September machten wir vor Angst und durch den Lärm der Hubschrauber kein Auge zu. In der Früh musste ich zum Dienst bei der Trauerfeier. Die Stimmung im Stadion war sehr bedrückend, aber dennoch war ich froh, dass die Spiele weitergingen. Ilona Schickle-Schwan Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Die "heiteren Spiele" aus Sicht eines jungen Verkehrsplaners(Stadt-)Bau
Manfred Jendreyko war als junger Verkehrsplaner am Bau der Wettkampfstätten im Olympiapark beteiligt. Er verbindet mit dieser Zeit vor allem eine Aufbruchstimmung. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Das Attentat aus Sicht der Verkehrsabteilung (Organisationskomitee)Attentat
Manfred Jendreyko bekam das Attentat als Mitarbeiter der Verkehrsabteilung des Organisationskomitees aus nächster Nähe mit. In dem Audiobeitrag schildert er seine Erlebnisse im Kontakt mit dem Krisenstab. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Traumjob eines jungen Ingenieurs - von der Planung zur Umsetzung(Stadt-)Bau
Manfred Jendreyko war als junger Verkehrsplaner beim Bau der Wettkampfstätten im Olympiapark dabei. Von der Planung bis zur Umsetzung dabei zu sein, war ein Traumjob für ihn. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Spiele der kurzen WegeErinnerung
Manfred Jendreyko war als Ingenieur an der Planung der Wettkampfstätten beteiligt und verantwortlich für das Leitsystem der Besucherströme. Bei einem Testspiel wurde geprobt, wie schnell die Besucher das Stadion verlassen - das führte dazu, dass Manfred Jendreyko mit der Stoppuhr vor dem Stadion stand. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72    
Olympische BotenErinnerung
Jobs bei den Olympischen Spielen gab es viele, als gerade mal 16-Jährige hatten wir einen ganz besonderen: Als Boten für das Organisationskomitee der Olympischen Spiele fuhren wir orangefarbene Dienstmofas. Dabei trugen wir immer einen weißen Jeansanzug und ein orangefarbenes T-Shirt. So ausgestattet waren wir zwischen dem Sitz des Organisationskomitees in der Saarstrasse und den Sportstätten unterwegs. Wir lieferten dringend benötigte Dinge. In einem Fall versorgten wir eine Gruppe von Diplomaten mit ihren bis dahin fehlenden Eintrittskarten. Wenn es einmal besonders schnell gehen musste, nahmen wir auch schon mal die Abkürzung quer über den Olympiaberg bis hin zu den Spielstätten. Bei anderer Gelegenheit sorgten wir mit der Lieferung der berühmten Piktogramme für die bessere Orientierung auf dem Olympiagelände. Für uns als Zeitzeugen waren die Olympischen Spiele rückblickend ein bis heute prägendes Erlebnis - leider nicht nur im positiven Sinne, sondern auch wegen des mörderischen Attentats im Olympischen Dorf. Das Foto zeigt uns heute im Jahr 2022. Das Mofa der Marke Vespa Ciao, Bj, 1971, wurde uns freundlicher Weise von der Firma VESBAR zur Verfügung gestellt. Wir fuhren damals Dienstmofas gleichen Typs mit genau der selben Lackierung Maximilian Bukszpan und Till Meyer München, im Juli 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Das Attentat erlebt in der Pressestelle der Münchner PolizeiAttentat
Ich war von 1969 bis 1974 in der Pressestelle der Münchner Polizei tätig und erlebte das Attentat am 5. September über Fernsehen, Radio und den Polizeifunk. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Erinnerungen eines Verkehrspolizisten am MarienplatzErinnerung
Ich war von 1959 bis 1969 Verkehrspolizist am Marienplatz. Damals fuhren nicht nur die Autos sondern auch die Straßenbahn auf zwei Schienen quer über den Platz. Erst zur Olympiade 1972 wurde der Marienplatz zur Fußgängerzone. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72      
Erfahrungen eines 16-jährigen VolleyballersErinnerung
Als junger Volleyballspieler aus Nordrhein-Westfalen (CVJM Gütersloh) hatte ich die Möglichkeit die Olympiade zu besuchen. Im Rückblick war es das größte Ereignis meines Lebens. Ralf Doktorowski Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72    
Fernsehtechnikerin des WDRErinnerung
Mein Name ist Heidrun Elfring. Ich war vor 50 Jahren als Technikerin des WDR bei den Olympischen Spielen dabei. Um vom WDR nach München geschickt zu werden, durfte ich vorher nicht schwanger werden – es hat geklappt. Unser Studio ist in Köln abgebaut und in München wieder aufgebaut worden. Eine Woche vor den Spielen sind wir nach München gereist, um das Studio vorzubereiten. Wir stellten als Dienstleister die technische Infrastruktur für Fernsehteams aus Israel und den arabischsprachigen Ländern. Eine ungewöhnliche, aber interessante und spannende Aufgabe, die ich mit viel Spaß erledigt habe. Entspannung fand ich in der Spielstraße. Besondere Freude hatte ich an der Kunst zum Mitmachen und Ausprobieren. Der Schock kam am Morgen des 5. September: ein Attentat auf die israelische Delegation. Unser Team musste sofort ins Studio, wo wir zwei Tage für das israelische Fernsehen rund um die Uhr sendeten. Diese Arbeit war nicht nur anstrengend, sondern emotional sehr belastend. Mit der Heiterkeit war es dann vorbei. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Die weißen MäuseErinnerung
Als 1972 an unserer Schule Ferienjobs bei den Olympischen Spielen angeboten wurden, meldete ich mich. Als 14-jährige wurde ich als Pressebotin - aufgrund der Kleidung "weiße Maus" genannt -  der DDR-Nachrichtenagentur ADM zugeteilt. In der Früh mussten wir in der Pressestadt die Postfächer leeren und die Journalisten mit Getränken versorgen. Tagsüber waren wir in Bereitschaft, die wir im Innenhof mit Kicker und Tischtennis verbringen konnten, bis der nächste Auftrag kam. Oft begleiteten wir die Journalisten zu den Wettkämpfen und brachten aktuelle Fotos und Filme in das Agenturbüro. Mit meinem Ausweis hatte ich Zutritt zu vielen Orten: zur Olympiakantine, zu den Sportstätten und sogar zur Disco im Olympiadorf. Fasziniert war ich auch von einer ganzen Wand von Farbfernsehern auf der ich im Pressezentrum die Eröffnungsfeier verfolgte, denn meine Eltern hatten keinen einzigen. Die Schlussfeier sah ich dann live. Die Aufwandsentschädigung von 2 Dollar am Tag – 49 Mark in der Woche – war für mich viel Geld, das umgehend im Olympiaeinkaufszentrum in Plateauschuhe und Schlaghosen investiert wurde. Brigitte W. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72        
Ein Baum für jede Nation(Stadt-)Bau
Als Angestellter im Büro des Landschaftsarchitekten Professor Günther Grzimek war ich als Teil unseres Teams auch an der Pflanzung der sogenannten Nationenbäume beteiligt. Die Nationenbäume waren Geschenke der an den Olympischen Spielen teilnehmenden Länder. Die Idee, im Olympiapark als Gastgeschenk landestypische Bäume zu pflanzen, hatte der damalige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, Willy Daume. Das französische  Gastgeschenk war eine Traubeneiche aus dem Elsass. Sie steht noch heute am Nordhang des Olympiaberges. Gerd Linder, München im August 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Bäumepflanzen für OlympiaErinnerung
Bei Olympia blieb nichts dem Zufall überlassen. Das galt auch für die Planung der Grünflächen. Als Angestellter im Büro des Landschaftsarchitekten Professor Günther Grzimek war ich an der Planung der Freiflächen im Olympiapark beteiligt. Das betraf nicht nur die Grünflächen, sondern auch die Sporteinbauten wie z.B. die Weitsprunganlagen. Bei den regelmäßigen Spaziergängen von meiner Frau und mir im Olympiapark freut uns besonders wie gut sich besonders die Bäume entwickelt haben. Gerd Linder, München im August 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Wie ich begeisterter Münchner wurdeErinnerung
Nachdem ich bereits in Frankfurt am Main in meinem Beruf als Architekt gearbeitet hatte, bewarb ich mich auf eine Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erfolgreich um eine Aufgabe in der Abteilung Technik des Olympischen Organisationskomitees. Das Vorstellungsgespräch fand im Deutschen Museum statt. Kurz darauf wurde ich in das interne „Fernsprechverzeichnis für die XX. Olympiade“ aufgenommen. Zunächst stand bei meinem Aufenthalt in München die bautechnische Vorbereitung der Spiele im Vordergrund. Doch nach und nach entdeckte ich meine Begeisterung für die bayerische Landeshauptstadt und entschied mich, hierzubleiben. Diesen Entschluss habe ich nie bereut, zumal ich einige Zeit nach den Spielen meine Frau kennengelernt habe. Jörg Herrnleben Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Der schwarze DienstagAttentat
Am frühen Morgen des 5. September 1972 nahmen die bis dahin so heiteren Spiele eine dramatische Wende. Ich wunderte mich, dass der Fahrer nicht kam, der mich bis dahin immer pünktlich abgeholt und zu meiner Arbeit als Hostess der Schweizer Delegation gefahren hatte. Als ich mit der U-Bahn am Olympischen Dorf angekommen war, wunderte ich mich über die vielen Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst, den Rettungshubschrauber und die ungewöhnlich strengen Zugangskontrollen am Eingang des Dorfes. Was zu diesem Zeitpunkt passierte, erfuhr ich erst im Mannschaftsquartier der Schweiz. Die Situation war extrem beängstigend, zumal wir uns in Sichtweite des Geschehens befanden. Noch verstärkt wurde das Gefühl der Angst, als wir am Nachmittag erfuhren, dass wir das Olympische Dorf vorerst nicht verlassen durften. Wir waren gezwungen die Nacht im Dorf zu verbringen. Meine Eltern konnte ich nicht mal telefonisch erreichen. Gaby Velte Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Bei der EröffnungsfeierErinnerung
Walter Last war als ehrenamtlicher Sanitäter bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele im Einsatz. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Eine Umarmung vom StadiondirektorErinnerung
Walter Last war ehrenamtlicher Sanitäter bei den Olympischen Spielen 1972. Während seines Dienstes auf der Ehrentribüne des Olympiastadions verfolgte er die Hochsprungwettkämpfe der Frauen mit Ulrike Meyfarth. Seine Dienstkappe nutzte er als "Autogrammheft". Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Ehrenamtlicher Sanitätsdienst im VIP-BereichErinnerung
Walter Last  war 1972 Student und aktives Mitglied der Johanniter-Unfallhilfe, Ortsverband Memmingen. Zusammen mit anderen Johannitern bewarb er sich auf  eine Ausschreibung für den ehrenamtlichen Sanitätsdienst bei den Olympischen Spielen. Die Bewerbung war erfolgreich und Walter Last wurde zusammen mit einer Kollegin sogar für den Einsatz im Ehrengastbereich des Olympiastadions ausgewählt. Das brachte viele Begegnungen mit „Promis“ aller Art mit sich. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Waghalsiger SchnappschussErinnerung
Petra R. ist im Jahr der Olympischen Spiele in München 22 Jahre alt und hat zu Olympia bereits ein besonderes Verhältnis: Ihre Mutter hat 1936 im Rahmenprogamm der Sommerspiele in Berlin als Ruderin teilgenommen. 1953 ist sie zusammen mit ihren Eltern nach München gezogen und 1972 setzt sich die „Olympiageschichte“ von Frau R. dann fort. Eine Freundin arbeitet als Sekretärin im Büro von Willi Daume, damals Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK). Die junge Frau ist für Jürgen Schröder tätig. Der deutsche Ruderer hatte 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio die Silbermedaille im Achter gewonnen. In München ist er persönlicher Referent von Willi Daume. Falls erforderlich, hilft Petra R. also im NOK-Büro aus. Viel Zeit hat die Versicherungsangestellte im Sommer 1972 allerdings nicht, denn sie verfolgt etliche spannende Wettkämpfe. Derweil sammelt ihre Freundin für sie Autogramme von bekannten Sportler:innen. Ein Souvenir allerdings sticht alle anderen aus: ein Foto von Petras Freundin am Schreibtisch von Willi Daume. In einem unbeobachteten Moment hatte sie sich für diesen Schnappschuss in das Büro des NOK-Chefs geschlichen. Ganz schön mutig, denn Daume gilt damals als bedeutendster deutscher Sportfunktionär. „Seine“ Spiele verlaufen fröhlich, jedenfalls bis zum frühen Morgen des 5. Septembers. Die Geiselnahme im Olympischen Dorf und die Verbrechen danach hat Petra R. als „tieftraurigen Einschnitt“ in Erinnerung. Dennoch verfolgt sie die Wettkämpfe weiter: „Besonders für die Sportler war die Fortsetzung der Spiele wichtig.“ Und auch nach 1972 sitzt Frau R. bei Olympia noch vor dem Fernseher und verfolgt die Wettkämpfe. München habe „von den Olympischen Spielen in besonderer Weise profitiert“, sei „vom Dorf zur Weltstadt“ geworden.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Petra R.
Aus nächster NäheErinnerung
Heidi Reiser ist eigentlich keine passionierte Sammlerin. Bei den Olympischen Spielen in München aber macht sie eine Ausnahme. Um später einmal nachlesen zu können, was in den 17 Tagen von Olympia '72 berichtet wurde, legt sie vom 26. August bis zum 11. September Tag für Tag die „Abendzeitung“ zurück. Vielleicht wegen ihrer engen Beziehung zum Thema? Denn Frau Reiser wohnt in der Pressestadt. Wie die Münchnerin erzählt, war sie bei den Spielen „jeden Tag vor Ort“, immer nah dran an den Wettkämpfen. Eines der Highlights: der Leichtathletik-Wettstreit in dem eigens für Olympia gebauten, spektakulären Stadion. Bei der ungetrübten Freude bleibt es aber nicht. Das Attentat vom 5. September verändert die Stimmung radikal. Aus Spielen der Heiterkeit werden Spiele der Trauer. Dennoch, dass die Wettkämpfe nach einem Tag des Gedenkens fortgesetzt wurden, findet Frau Reiser „noch immer richtig, schon wegen der Sportler, die so lange für München trainiert und sich auf die Stadt gefreut hatten“. Die Spiele selbst, so Frau Reiser, hätten München „viel gebracht, denken Sie nur an die U-Bahn“. Und auch über den Olympiapark freut die Münchnerin sich bis heute: „Es ist doch wirklich schön, dass der Park auch 50 Jahren nach den Spielen noch von so vielen Leuten genutzt wird.“   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Heidi Reiser
Feierabend-BierErinnerung
Der Zeitzeuge, Jahrgang 1941, kann auf ein ebenso spannendes wie verantwortungsvolles Berufsleben zurückblicken. Er war Berufssoldat und als Hauptmann einer von 20.000 Bundeswehrangehörigen, welche die Olympiaorganisatoren 1972 tatkräftig unterstützten. Er selbst war unter anderem beim Olympischen Zeremoniell eingesetzt. Für diesen Auftrag ist der Offizier aus dem rheinland-pfälzischen Trier mit dem sogenannten Y-Ausweis ausgestattet. Mit ihm hat der Zeitzeuge Zutritt zu allen Bereichen der Olympischen Spielen, auch zu dem von Stadionsprecher Joachim „Blacky” Fuchsberg, im Hauptberuf Film- und Fernsehstar. Mit ihm trinkt der Hauptmann ein Feierabend-Bier - eine von vielen schönen Erinnerungen an Olympia ‘72. Aber auch der Moment, in dem das Olympische Feuer entzündet wird, ist ihm noch sehr präsent. Auf einigen Fotos von diesem denkwürdigen Augenblick ist er im Hintergrund zu sehen. Immer noch begeistert, denkt der Offizier auch an die Wettkämpfe der Reiter:innen, der Bogenschütz:innen und der Hochspringer:innen zurück. Was Letztere betrifft, natürlich besonders an die Leistung von Goldmedaillengewinnerin Ulrike Meyfahrt. „Bei den Wettkämpfen herrschte eine irre Stimmung, traumhaft, das bewegt mich noch heute”, sagt der Hauptmann, der seine Laufbahn bei der Bundeswehr als Oberst der Luftwaffe beendete. Bei den Olympischen Spielen in München gab es viele emotionale Momente und ein schrecklicher bleibt dem Zeitzeugen besonders im Gedächtnis: die Geiselnahme im Olympischen Dorf und die grausamen Verbrechen im Anschluss daran. Die Nacht von Fürstenfeldbruck, den Feuerschein der brennenden Hubschrauber, erlebt der Hauptmann am Ort des Geschehens. „Damals habe ich geweint”, blickt er zurück und fügt an: „Nach den schrecklichen Ereignissen hätten die Spiele nicht fortgesetzt werden dürfen. Man hätte sie beenden müssen.” Im Guten wie im Bösen: „Die Spiele zählen zu den prägendsten Erfahrungen meines Lebens, ich werde sie nie vergessen”, sagt der Zeitzeuge. 1980 wird der Berufssoldat aus Trier dann Münchner. Im Olympiapark kann man ihn auch heute noch antreffen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Menschen aus aller WeltErinnerung
Ansässig in der Baaderstraße, haben Elisabeth und Max P. (beide 81 Jahre alt) die Olympischen Spiele 1972 hautnah miterlebt. Max P. hatte bereits die Entstehung der Sportstätten verfolgt und sogar einen Blick auf einen Teil der damals noch nicht fertiggestellten Bauten werfen können. Somit zählte der seinerzeit 31-Jährige mit zu den ersten Besuchern der Olympia-Anlagen. Und Max P. freut sich noch heute darüber, „dass die Sportstätten erhalten sind“ und auch noch genutzt werden. Während der Spiele ist das Ehepaar „beinahe täglich“ bei Wettkämpfen in den Arenen, aber auch bei den Reitwettbewerben „draußen in Nymphenburg“. Strahlender Sonnenschein macht das Mitfiebern im Freien besonders attraktiv. So genießen Elisabeth und Max P. vieles von dem, was die Olympischen Spiele in München zu bieten haben. Besonders spannend finden die beiden, dass sie „Menschen aus aller Welt kennenlernen“. Doch dann kommt der Tag der Katastrophe: die Geiselnahme im Olympischen Dorf und die schrecklichen Geschehnisse danach. Die Fortsetzung der Spiele jedoch, glauben Elisabeth und Max P. bis heute, sei auch eine Art des Gedenkens an die ermordeten Sportler gewesen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Elisabeth und Max P.
Systemausfall im unpassendsten MomentErinnerung
Darauf kann sie stolz sein: „Fräulein Barbara Mehling hat durch ihre wertvolle Mitarbeit viel zum Gelingen der Olympischen Spiele in München beigetragen.” So steht es in dem Zeugnis, das „Fräulein Mehling”, heute Frau Barbara Mehling-Bratz, im Januar 1973 vom Betreuungs- und Ordnungsdienst der Spiele erhält. Als offizielle Olympia-Hostess hatte sie an einem Datensichtgerät der Firma Siemens gearbeitet. Das dafür entwickelte Informationssystem „Golem” gab unter anderem Auskunft über den Olympia-Austragungsort München, über Deutschland und über alle Olympischen Spiele bis zu diesem Zeitpunkt. Im Rahmen ihrer Aufgaben an unterschiedlichen Orten auf dem Olympia-Gelände eingesetzt, ist Mehling-Bratz auch im Pressezentrum tätig. Dort herrscht reger Betrieb. Auch als Münchens damaliger Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel zu Besuch ist. Aber just in dem Moment, in dem sich der Olympia-Macher Vogel über die Möglichkeiten von „Golem” informieren möchte, versagt das System seinen Dienst. Das Stadtoberhaupt nimmt’s mit Humor, wie auch Barbara Mehling-Bratz – rückblickend jedenfalls. Doch der Systemausfall ist nicht die einzige Widrigkeit, mit der die ehemalige Hostess in München zu kämpfen hat. Auch Zahnschmerzen plagen die Neunzehnjährige. Die Ursache, ein Weisheitszahn, wird im Olympischen Dorf beseitigt. „Danach”, erzählt Mehling-Bratz sichtlich amüsiert, „habe ich einfach weitergemacht.” Einfach weiter macht Barbara Mehling-Bratz auch, als sie eine Hostess namens Silvia Sommerlath trifft. Was sie damals nicht ahnen kann: Vier Jahre später ist Frau Sommerlath Schwedens Königin. Der Mann, der das Interesse von Barbara Mehling-Bratz an einem Job als Hostess bei Olympia überhaupt erst geweckt hatte, war Herbert Kunze. „Er war der Vater meiner besten Schulfreundin”, erzählt die ehemalige Hostess. Außerdem war Kunze Gründungsmitglied des Deutschen Sportbundes und Generalsekretär des Organisationskomitees der Olympischen Spiele von München. Apropos München: In der bayerischen Landeshauptstadt findet in diesem Jahr vom 11. bis 21. August mit den „European Championships Munich 2022” die größte Sportveranstaltung seit den Olympischen Sommerspielen von 1972 statt. Herzstück der Veranstaltung ist der Olympiapark. 50 Jahre nach den Spielen von München wird Barbara Mehling-Bratz dort wieder anzutreffen sein. Zusammen mit ihrem heutigen Lebensgefährten, der 1972 Bote bei den Olympischen Spielen war, wird sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Bereich Gästebetreuung mithelfen. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Barbara Mehling-Bratz
Reibungslose KommunikationErinnerung
Obwohl „voll und ganz Münchner”, betrachtet der Zeitzeuge (Jahrgang 1940) die Olympischen Spiele in der bayerischen Landeshauptstadt eher leidenschaftslos. „Als dafür abgestellter Fernmeldetechniker”, so der Herr rückblickend, „waren die Spiele für mich in erster Linie Arbeit.“ Die Olympiagesellschaft hatte Siemens, den Arbeitgeber des Zeitzeugens, mit der Montage und Wartung der Komponenten und Anlagen für eine funktionssichere Übermittlung von „olympischen” Nachrichten aller Art beauftragt. Für die reibungslose Kommunikation auf dem Olympiagelände waren Telefon- und Funkanlagen sowie Lautsprecher und Mobilfunkgeräte erforderlich. Das diesbezügliche Fachwissen des Zeitzeugens ist nicht nur bei Olympia in München gefragt, sondern auch im Ausland und bei Prominenten. Dieser hat schon für den Schauspieler und Bond-Bösewicht Gert Fröbe gearbeitet, für den Tenor Rudolf Schock und auch für den „Krebsarzt” Josef Issels. Selbst im Urlaubsdomizil von Altkanzler Adenauer in Italien war er bereits im Einsatz. So ist der Zeitzeuge bei den Olympischen Spielen in München von dem Staraufgebot an Sportler:innen nicht übermäßig beeindruckt. Die Leistungen von US-Schwimmer Mark Spitz allerdings (sieben Goldmedaillen, sieben Weltrekorde) und der deutschen Hochspringerin Ulrike Meyfahrt (Goldmedaille und Weltrekord) beeindrucken ihn nachhaltig. Aber auch die Stimmung in der Stadt ist unvergesslich: „So leicht, so fröhlich, so unbekümmert.” Dann aber das Attentat im Olympischen Dorf. „Danach war alles anders”, erinnert er sich. „Die Atmosphäre war jetzt sehr gedrückt.” Dass die Wettkämpfe nach den schrecklichen Geschehnissen vom 5. September und einem Tag der Trauer fortgesetzt wurden, findet der Zeitzeuge „bis heute richtig”. Der Terror sollte keinen Sieg davontragen.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Das Erscheinungsbild der SpieleErinnerung
Als Journalist und Autor, 1972 arbeitet er in der Kommunikationsabteilung von BMW, hat Gernot Brauer einen besonderen Blick auf die Olympischen Spiele. Der Mann aus Norddeutschland, der seit den späten 60er Jahren in München lebt, sieht sie aus dem Blickwinkel des Öffentlichkeitsarbeiters. Gernot Brauer interessiert nämlich die kreative Arbeit, die im Vorfeld der Olympischen Spiele geleistet worden ist. Seine besondere Bewunderung gilt dem Grafikdesigner Otto Aicher, mit dem Brauer, so erzählt er, zu Zeiten vom Olympia '72 „eine enge Zusammenarbeit” verbunden habe. Als Gestaltungsbeauftragter der Spiele hatte Aicher deren Erscheinungsbild geprägt, insbesondere mit seinen Piktogrammen. Gernot Brauer, zum Zeitpunkt der Spiele 32 Jahre alt, ist damals auch von den Farben der Münchner Spiele begeistert. Ein Enthusiasmus, der bis heute anhält: „Überall in der Stadt sah man diese Regenbogenfarben, dieses natürliche Farbspektrum, das war dermaßen erfrischend!“ Ganz München habe diese wunderbare Heiterkeit ausgestrahlt: „Die Botschaft war doch: dieses Land kann fröhlich sein.” Das Attentat vom 5. September warf jedoch einen schwarzen Schatten auf Olympischen Spiele in München. Dennoch habe die Stadt, so Gernot Brauer, „stark profitiert von den Spielen”. Und das betreffe nicht nur das Image von München, „sondern auch seine Infrastruktur”, wie Brauer betont. In diesem Zusammenhang verweist er auf das U- und S-Bahn-Netz von Stadt und Umland. Dieses brauchte Gernot Brauer im Jahr 1972 aber gar nicht, um das bunte Treiben auf dem Olympiagelände beobachten zu können: „Hoch oben im BMW-Vier-Zylinder", so Brauer, „reichte dafür schon ein Fernglas“.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Gernot Brauer
Spiele, die das Leben verändernErinnerung
Als der Zeitzeuge 1972 von Düsseldorf nach München zieht, ist er 27 Jahre alt. Im Radio hat der gelernte Werkzeugmacher gehört, dass die Organisatoren der Olympischen Spiele noch Personal für diverse Aufgaben suchen. Er bewirbt sich und erhält schon bald darauf eine Zusage. Der Mann aus dem Rheinland wird für die Dauer der Spiele als Reservebote eingestellt und sucht sich daraufhin eine Unterkunft in der Nähe des Olympiaparks. In seinem zeitweiligen Zuhause lernt der Zeitzeuge eine junge Frau kennen, die sein Leben verändern sollte, denn die beiden werden später heiraten. Jetzt aber versieht er erst einmal seinen Dienst auf dem Olympischen Gelände. Genauer gesagt: bei den Tennisplätzen im nördlichen Olympiapark. Zudem führt ihn sein Weg des Öfteren ins Pressezentrum, wo er nach den Wettkämpfen den dort tätigen Journalist:innen die offiziellen Resultate übergibt. Mehrere Wettkämpfte besucht der Zeitzeuge auch selbst, denn als Bote befindet er sich in einer privilegierten Position. „Mit meinem Dienstausweis“, erinnert er sich, „hatte ich Zugang zu fast allen Bereichen. Nicht nur zu den Sportstätten, auch zum Olympischen Dorf. Dort habe ich in der Mensa oft zu Mittag gegessen.” Umso entsetzter ist er, als er von der Geiselnahme in der Connollystraße erfährt. Das Attentat verändert auch für ihn den Blick auf die bis dahin so heiteren Spiele. Über allem liegt jetzt ein dunkler Schatten. Trotzdem blickt der Zeitzeuge heute mit Dankbarkeit auf 1972 zurück. Es war das Jahr, in dem er seine Frau kennengelernt hat - und das damit sein ganzes Leben verändert hat.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Der Autogramm-PassErinnerung
Alles an den Olympischen Spielen war professionell. Selbst für das Sammeln der Unterschriften von Sportlern und Funktionären gab es ein eigenes Heftchen – den Autogramm-Pass. Meiner füllte sich bald, weil ich das Heftchen ständig in der Tasche hatte. Wann immer sich eine Gelegenheit bot, bat ich um eine Unterschrift. Heute ist der Autogramm-Pass Teil meiner Erinnerungen an die Olympischen Spiele. Gaby Velte Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Die Schweizer kommenErinnerung
Ungefähr 10 Tage vor Beginn der Wettkämpfe kam die Schweizer Mannschaft per Zug in München an, um genug Zeit zum Training zu haben und sich mit den lokalen Gegebenheiten vertraut zu machen. Als Mannschaftshostess für die Schweizer Delegation war ich etwas aufgeregt, weil es mein erster Kontakt mit den Sportlerinnen und Sportlern war, die ich während der nächsten Wochen betreuen sollte. Dazu war volle Konzentration gefordert, um weder Athleten und Betreuer noch Gepäck zu verlieren. Vom Bahnhof aus fuhren wir mit Bussen ins Olympische Dorf, wo die Mannschaft ihr Quartier bezog. Zwei Tage später fand die offizielle Begrüßung auf dem Fahnenplatz durch den Bürgermeister des Dorfes, Walther Tröger, statt. Eine Kapelle der Bundeswehr spielte und die Schweizer Fahne wurde gehisst. Die Schweiz war angekommen und meine Arbeit begann. Gaby Velte Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Mannschaftshostess bei der Schweizer DelegationErinnerung
Als Hostess bei den Olympischen Spielen 1972 betreute ich die Sportler und Sportlerinnen aus der Schweiz. Ich war dafür zuständig, dass Besucher am Eingang in Empfang genommen wurden, die Sportler pünktlich zu den Übungsstätten kamen und ihren Weg durch das Olympische Dorf oder zu den Münchner Sehenswürdigkeiten fanden. Des Weiteren durften die Hostessen den Chef de Mission zu offiziellen Anlässen begleiten. Wir hatten vielfältige Aufgaben, aber auch Vergünstigungen: Jeden Morgen wurde ich pünktlich um 7 Uhr von meinem „Privattaxi“ in das Olympische Dorf chauffiert. Nicht selbstverständlich war auch, dass ich die Athleten und Athletinnen gelegentlich bis in die Sportstätten begleiten durfte. Gaby Velte Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Eindrücke eines SanitätersErinnerung
Ulrich Jäger hatte als Sanitäter der Bundeswehr während der Olympiade ein besonderes Erlebnis beim Turnwettkampffinale an den Geräten. Ulrich Jäger, München 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Ein ungewöhnliches AutogrammheftErinnerung
Ich wurde 1972 von der Bundeswehr als Sanitäter nach München abgestellt. Im Ärztezentrum fand ich eine Möglichkeit das Plakat aufzuhängen, auf dem vorbeikommende Sportler unterschreiben sollten. Viele  Sportler haben sich verewigt– später holte ich mir bei einer Autogrammstunde sogar noch die Unterschrift von Mark Spitz.

Ulrich Jäger, München 2022

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72

Mein schönster BundeswehreinsatzErinnerung
Ich hatte das Glück als einer von zwei Sanitätssoldaten vom Standort Bruchsal zur Olympiade nach München entsendet worden zu sein.  Es war ein Traumjob: Jeden Tag an einer anderen Wettkampfstätte, immer an vorderster Front. Ein Erlebnis, das für mich als angehender Sportstudent etwas ganz Besonderes war. Der Einsatz begann mit dem Eintreffen der Sportler und dauerte 6 Wochen lang bis zum Ende der Spiele. In dieser Zeit waren wir in der Kaserne in der Infanteriestraße untergebracht. Es gab wenig zu tun, doch ein Einsatz ist mir in Erinnerung geblieben: Der Boxkampf zwischen einem Kenianer und einem Athleten aus der DDR. Zwei Runden lang musste der Kenianer ein Stakkato an Schlägen abwehren. Doch in der dritten Runde führte ein gezielter Schlag des Deutschen zum K.O. des Kenianers. Für uns bedeutete das ein Abtransport zum Ärztezentrum. Ulrich Jäger, München 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72    
Die Spiele kommen nach MünchenErinnerung
Brigitte Fingerle-Trischler ist seit ihrer Jugend eng mit den Olympischen Spielen von 1972 verbunden. Und an den 26. April 1966, damals war sie 16 Jahre alt, erinnert sich Fingerle-Trischler noch gut. „Ich sehe meinen Vater noch vor mir, als er jubelte 'Wir haben's geschafft'.“ Ihr Vater, das war Prof. Dr. Anton Fingerle. Als erster Stadtschulrat nach 1945 und in dieser Funktion auch mit Sport befasst, war Fingerle im Laufe seiner dreißigjährigen Amtszeit unter anderem Weggefährte von Hans-Jochen Vogel. Wie der damalige Münchner Oberbürgermeister hatte sich auch Anton Fingerle ebenso lange wie vehement dafür eingesetzt, die Olympischen Spiele 1972 nach München „zu holen“. Den Zuschlag erhielt die bayerische Landeshauptstadt dann in Anwesenheit des Stadtoberhaupts und „seines“ Schulrats 1966 in Rom - und setzte sich damit gegen die Konkurrenten Detroit, Madrid und Montreal durch. „Ein großer Erfolg, auch für meinen Vater“, blickt Brigitte Fingerle-Trischler zurück. Obwohl selbst „nicht sonderlich sportaffin“, freut sich die ehemalige Studienrätin bis heute für ihren Vater und natürlich auch für München, „dass es damals in Rom geklappt hat“. Auch abseits der Spiele, so Fingerle-Trischler, habe die Landeshauptstadt ja enorm von den Olympischen Spielen profitiert, etwa durch den Bau der U-Bahn und S-Bahn. Und auch dem Image von München seien die Spiele stark zugutegekommen: „Wie ein frischer Wind kam Farbe in die Stadt, eine neue Lockerheit. München wurde jetzt anders wahrgenommen.“ Brigitte Fingerle-Trischler ist sich sicher, dass dies auch dem ganzheitlichen Konzept für die Spiele zu verdanken ist, „wie überhaupt die Vorbereitung von 1972 das Wertvollste war“. Die Tochter von Anton Fingerle zeigt eine Vielzahl von Broschüren, Bildern und Büchern zum Thema Olympia '72. Ein Highlight unter den zahlreichen Erinnerungsstücken ist optisch unspektakulär und trotzdem besonders wertvoll: ein schmaler Plastikstreifen fürs Revers. Es ist die offizielle Zugangsberechtigung von Prof. Dr. Anton Fingerle zu allen olympischen Sportstätten.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Brigitte Fingerle-Trischler
Faszination seit KindheitstagenErinnerung
Sport ist ein zentraler Bestandteil seines Lebens. Geboren im östlichen Württemberg, hat der Zeitzeuge nach der Schulzeit Sportwissenschaft und Sportgeschichte studiert. Letztere fasziniert ihn in besonderer Weise. Speziell das Kapitel, das vor 50 Jahren in München geschrieben wurde. „Die Olympischen Spiele von 1972 haben mich immer begleitet, bis zum heutigen Tag“, sagt er. Und seine Leidenschaft für das sportliche Großereignis ist dem Golftrainer anzuhören: „Es herrschte diese Heiterkeit damals, diese Dynamik, alles war bunt.“ Als Achtjähriger saß der Zeitzeuge bei den Spielen von 1972 noch zuhause vor dem Fernseher. Jahre später stand er dann im Olympiagelände und legte seine Hand auf ein Element der Dachkonstruktion. „Für mich war das ein großer Moment“, erinnert sich der Zeitzeuge, „das futuristische Dach hatte mich schon immer begeistert. Jetzt konnte ich es anfassen.“ Er hat auch eine umfangreiche Olympia-Sammlung mit einer Vielzahl unterschiedlichster Objekte. Etliche davon sind sogar aus erster Hand. Denn der Zeitzeuge ist mit einem Fechter befreundet, der sowohl 1968 in Mexiko als auch 1972 in München an den Olympischen Spielen teilgenommen hatte und der sich von einem Teil seiner Erinnerungsstücke trennen wollte. Sein besonderer Schatz aus dieser Sammlung ist die von Acrylglas umschlossene Medaille seines Fechter-Freundes über dessen Teilnahme an den Spielen in München. Aber auch das original Olympia-Dirndl von 1972, das er im Internet für seine Lebensgefährtin ersteigern konnte, begeistert den Zeitzeugen. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Restaurant Süd im Olympiapark(Stadt-)Bau
Der Mann ist vom Fach: Helmut Dietrich arbeitete im Vorfeld der Olympischen Spiele von 1972 im Architekturbüro Lanz und betreute dort den Bau des Restaurants Süd im Olympiapark. Das Gastronomieprojekt war ausgelegt für 5.000 Besucher und nach Meinung von Dietrich „wirklich überdimensioniert“. Und mit 6,7 Millionen Mark auch nicht eben billig. Zumal das Gebäude bis zu seinem Abriss nur eine kurze Lebensdauer hatte, ebenso wie die Unterkunft der Olympiabaugesellschaft direkt neben dem Restaurant. Die Innengestaltung des Gastronomiegebäudes hatte sich „an den poppigen Münchner Clubs der damaligen Zeit orientiert“, erklärt Helmut Dietrich. Dafür war sogar eigens ein Künstler aus den USA engagiert worden. In der Olympia-Gastronomie sollte es heiter zugehen, wie bei den gesamten Spielen. Ein Konzept, das verfing. Die Welt schaute auf München, eine bunte und gastfreundliche Metropole – jedenfalls bis zur Geiselnahme im Olympischen Dorf. Die grausamen Geschehnisse sind in der Erinnerung von Dietrich noch sehr präsent und lassen ihn auch an den Terror vom 10. Februar 1970 auf dem damaligen Flughafen von München im Stadtteil Riem denken. An diesem Tag versuchten drei Terroristen eine Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al in ihre Gewalt zu bringen. Bei der missglückten Entführung fand ein Studienkollege von Helmut Dietrich den Tod. Arie Katzenstein warf sich auf eine von den Terroristen geworfene Handgranate und rettete so seinem Vater und weiteren Passagieren das Leben. Auch daran erinnert sich Dietrich, wenn es um Olympia 1972 geht. Aber eben auch an die spannenden Wettkämpfe und an Bauprojekte wie Restaurant, Ringerhalle und Bogenschießanlage – und an die bunte Friedenskapelle des russischen Eremiten Timofej auf dem Oberwiesenfeld.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Helmut Dietrich
Waldi-SchlüsselanhängerErinnerung
Zum Wappentier taugte Waldi eher nicht. Zum Maskottchen der Olympischen Spiele von 1972 aber allemal. Im hellen Blau des olympischen Farbspektrums von Gestalter Otl Aicher gehalten, fand der Münchner Miniaturdackel vielseitige Verwendung. Auf den offiziellen Olympia-Plakaten ebenso wie auf Buchdeckeln und Broschüren, auf Kaffeetassen und Ansteckern und auch als Schlüsselanhänger. Die Spiele sollten fröhlich sein und Waldi trug dazu bei. Bei M. B., 1972 eine junge Frau von 19 Jahren, lag der bunte Hund eine halbe Ewigkeit gut „versteckt“ in einer Schublade. Jetzt hat der Gummi-Waldi seinen Platz im Stadtmuseum und fühlt sich dabei offensichtlich wohl. An den Sommer 1972 und die vielen schönen Erlebnisse denkt M. B. gerne zurück. „Am besten fand ich die neuen öffentlichen Verkehrsmittel“, sagt die ehemalige Einzelhandelskauffrau. „Es war einfach super, dass man jetzt so viele Ziele mit der U-Bahn oder der S-Bahn erreichen konnte.“ Das sei vor allem auch ein Verdienst von Hans-Jochen Vogel gewesen. An das damalige Münchner Stadtoberhaupt hat M. B. nur die besten Erinnerungen: „Ein ganz toller Oberbürgermeister.“ Auch an die Olympischen Spiele erinnert sich die Münchnerin gerne zurück: „In der Stadt herrschte eine tolle Atmosphäre. All die Menschen aus so vielen Ländern, das war wirklich schön.“ Bis zur Geiselnahme im Olympischen Dorf. „Dass etwas passiert sein musste, haben wir gemerkt, als bei uns in Pasing plötzlich Hubschrauber übers Haus flogen.“ Von den schrecklichen Geschehnissen an der Connollystraße erfuhr M. B. aber erst aus dem Radio: „Schrecklich, einfach nur schrecklich.“ Dass die Spiele nach einem Tag der Trauer fortgesetzt wurden, fand die Münchnerin aber richtig: „Schon allein wegen der Sportler, die sich so auf die Spiele gefreut hatten.“ Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit M. B.
SportsfreundinnenErinnerung
Keine Frage, Ursula Müller hat 1972 einen ganz speziellen Zugang zu den Olympischen Spielen in München. Ihr Freund ist ehrenamtlich im Pressezentrum der sportlichen Großveranstaltung tätig. Dort trifft er auf eine junge Frau, die als offizielle Olympia-Hostess im Einsatz ist. Ihr Name ist Silvia Sommerlath, die spätere Königin von Schweden. Nicht königlich muss sein, wer an einem Buffet für die ehrenamtlichen Helfer:innen der Spiele teilnimmt. Ursula Müller zum Beispiel, damals 25 Jahre alt. „Eigentlich war ich ja gar nicht berechtigt, dabei zu sein, nur mein Freund. Das Essen war ja nur für die Ehrenamtlichen bestimmt“, erzählt Frau Müller schmunzelnd. Interessant war der Anlass trotzdem, wenn auch „neu und etwas fremd“. Keinesfalls fremd für Ursula Müller ist ein Name, der im Laufe der Olympischen Spiele für Furore sorgt: Heide Rosendahl. Die junge Frau aus Nordrhein-Westfalen ist eine Freundin von Frau Müller und „holt“ in München zwei Gold- und eine Silbermedaille. Ursula Müller sitzt beim Triumphzug von Heide Rosendahl auf der Tribüne. Auch bei den Wettkämpfen einer anderen Athletin fiebert Frau Müller mit. Karen Mack ist eine Sportsfreundin von Ursula Müller aus gemeinsamen Leichtathletik-Tagen beim TSV 1860 München. Bei den Olympischen Spielen von 1972 belegt Mack Platz 7 im Fünfkampf.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Ursula Müller
Körperliche Einsatzbereitschaft als BoteErinnerung
Für den angehenden Bankkaufmann ein ungewöhnlicher Karriereschritt: Damals noch in der Ausbildung, bewirbt sich Hans Peter Reiter im Frühjahr 1972 auf eine Anzeige der Olympia-Organisatoren als Mitarbeiter für die Dauer der Spiele. Die Zusage erreicht ihn im Juni. Ab dem 26. August, dem Beginn der Wettkämpfe in München, ist Hans Peter Reiter dann im Olympiastadion als Bote zwischen den offiziellen Stellen im Einsatz. Unbedingte Zuverlässigkeit ist dabei ebenso gefordert wie körperliche Einsatzbereitschaft. Die Druckerei, in der die von Hans Peter Reiter und seinen Kollegen zu verteilenden Mitteilungen entstehen, befindet sich nämlich in den Katakomben des Olympiastadions. Das bedeutet für die Boten ein ständiges Auf und Ab zwischen den verschiedenen Stockwerken des Stadions. Dennoch, „die Stimmung damals war der absolute Wahnsinn“, erinnert sich Reiter, „besonders bei der Eröffnungsfeier, das war mein persönliches Highlight“. Sportlicher Höhepunkt sind für ihn die Siege von Rekordschwimmer Mark Spitz aus den USA: sieben Goldmedaillen für sieben Weltrekorde, eine Bilanz für die Ewigkeit. In Erinnerung bleibt Hans Peter Reiter aber auch eine Fahrt ins Dachauer Moos. Denn den Weg zur olympischen Regattastrecke legt der Bote zusammen mit der Rudermannschaft aus Schweden zurück. Überhaupt bleibt vieles von Olympia 1972 unvergessen. Das Gute ebenso wie das Schreckliche. Den Tag nach dem Attentat des 5. Septembers hat Reiter „eher für sich“ verbracht. Nichts war mehr so gewesen wie zuvor – keine Freude mehr, keine Heiterkeit. Die Plakate allerdings, die Hans Peter Reiter als Dank für seine Dienste bei den Olympischen Spielen von 1972 als Abschiedsgeschenk bekommt, zieren danach noch lange sein Zuhause.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Hans Peter Reiter
Von der Skeptikerin zur OlympiabegeistertenErinnerung
Das München vor Olympia 1972 war ein völlig anderes als heute. Von wegen Weltstadt, es war in meinen Augen noch eine behäbige bayerische Stadt. Als München den Zuschlag für die Olympischen Spiele bekam, war ich erst wenig begeistert, da es doch erstmal unendliche Baustellen in der Stadt, Mieterhöhungen und höhere Kosten bedeutete. Also ich war dagegen und habe zusammen mit meinem Freund die Wohnung gleich an Gäste vermietet und wollte verreisen. Das habe ich Gottseidank nicht getan, da ich doch neugierig wurde. Als ich das erste Mal auf das Olympiagelände kam, war ich total begeistert. Diese heitere und lockere Atmosphäre mit den Hügeln, dem großen geschwungenen Dach. Überall Buden, Gaukler und Straßenmusiker. Das hatten wir in München noch nie erlebt. Ja, es waren heitere Spiele, nirgendwo Polizei, Menschen lagerten auf den Wiesen und niemand beschwerte sich. Eines Tages bekam ich eine Eintrittskarte für das Stadion geschenkt. Die Atmosphäre im Stadion kann nur als großartig beschrieben werden. Es lief gerade der Hochsprungwettbewerb der Damen, der sich schon eine Weile hinzog. Als zum Schluss dann Ulrike Meyfarth über 1,92 m sprang, die Latte zitterte, aber nicht fiel, herrschte im Stadion erst Totenstille. Dann brach ein frenetischer Jubel aus, denn das bedeutete die Goldmedaille für Deutschland. Meine Begeisterung für die Spiele war geweckt und wurde grenzenlos. Dann endete der Traum von den heiteren Spielen so abrupt durch das schreckliche Attentat. Das hat uns ins Mark getroffen und mich tief erschüttert. Ich habe dann jedes Interesse an den Spielen verloren und bin nach Griechenland gereist. Die Erinnerung an die Spiele sind immer noch sehr lebendig in meinem Kopf. Jutta, München im Juli 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Hoffnung in ApfelgrünErinnerung
Wenn ich an die Olympischen Spiele von 1972 denke, fällt mir zuallererst das farbenfrohe Beisammensein der Sportler und Sportlerinnen aus aller Welt ein. Und als eine von insgesamt elf ARD-Hostessen war ich mittendrin in dem bunten Treiben. Obwohl keiner den anderen kannte, war die anfängliche Scheu schnell verflogen. Stolz und Sicherheit gab mir dabei mein apfelgrüner Minirock mit T-Shirt, beides Teile meiner offiziellen Olympia-Ausstattung. Weniger offiziell war, dass ich meinen Rock in Etappen gekürzt habe, um damals up to date sein. Den Minirock und mich sieht man auf dem Foto von damals. Genauso grün aber fast noch wichtiger: mein Ausweis für die Pressestadt und sämtliche Sportstätten. Insgesamt also: juhu!

Ingrid Neumayer, München

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72      
Die Spiele vor meiner HaustürErinnerung
Meine Eltern folgten dem Aufruf der Stadt München, Zimmer für Olympiabesucher:innen zur Verfügung zu stellen. Bei uns kamen zwei Sportjournalisten unter, die über die Dauer der Spiele im Elternschlafzimmer übernachteten. Die Journalisten schenkten mir viele benutzte Eintrittskarten - worüber ich mich sehr gefreut habe. Einmal überließen sie uns Karten für die Wasserball-Wettkämpfe im Dantebad - für meinen Vater und mich war das ein unvergessliches Erlebnis. Ganz besonders spannend war aber für meine Schwester und mich der Marathonlauf. Die Strecke führte direkt durch unsere Straße. Vom Gartentor aus feuerten wir stundenlang die Läufer an. Annette H. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Eine olympische HandarbeitErinnerung
Olympia war 1972 auch an meiner Grundschule allgegenwärtig. Ich war damals 10 Jahre alt und in der 4. Klasse. Im Handarbeitsunterricht durften wir eine Wandtasche aus grobem Leinen fertigen. Wir nähten alles mit der Hand. Für den Schriftzug konnten wir uns eine Farbe aussuchen. Ich wählte das Olympia-Blau. Diese Kreuzstich-Stickerei hat mir ziemlich viel Mühe bereitet. Die Tasche ist bis heute in Benutzung und wird es auch bleiben. Annette H. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Sitzschale im StadionErinnerung
Mein Mann Wolfgang Flath war als Industriedesigner zusammen mit Nick Roericht im Team von Otl Aicher tätig. Er entwarf die Sitzschalen für das Olympiastadion. Zu sehen ist ein 1:1-Modell in Rot, das als Vorlage für die Produktion diente. Die im Original grünen Sitzschalen mussten auf der Sitzfläche einen Ablauf für das Regenwasser haben. Aus Sicherheitsgründen durften die Schalen keine Rückenlehne haben. Heute dient unsere Schale zum „Schuheanziehen“. Petra Flath, München, 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Vom Kibbuz ins Olympische DorfErinnerung
Walter Buser erlebt die Olympischen Spiele von 1972 aus einer geografisch speziellen Perspektive. Zwischen August und September lebt er einen Monat in einem israelischen Kibbuz. Für das deutsch-israelische Versöhnungsprojekt hatte sich der frisch gebackene Abiturient nach Ende seines Zivildienstes beworben, um die Monate bis zum Beginn seines Architekturstudiums in München sinnvoll zu nutzen. Die ersten drei Wochen von Busers Aufenthalt in Israel verlaufen so, wie es ihm geschildert worden war: arbeiten im Orangenhain und auf der Hühnerfarm. Anschließend verfolgten die Bewohner:innen des Kibbuz gemeinsam die Olympischen Spiele im fernen Deutschland. Die Stimmung ist gut, bis zur Geiselnahme im Olympischen Dorf und den grausamen Geschehnissen danach. Bald nach seiner Rückkehr aus Israel zieht Walter Buser für sein Architekturstudium nach München. Hier ist es ihm ein Anliegen, die Schauplätze der olympischen Wettkämpfe und des verbrecherischen Überfalls auf die israelische Mannschaft mit eigenen Augen zu sehen. Was Walter Buser da noch nicht ahnt: Im fünften Semester zieht er in eine Unterkunft im ehemaligen „Frauendorf“. Diese ist nur drei Minuten entfernt von der Connollystraße 31 - dem Ort des Überfalls auf die Mannschaft aus Israel, jenem Land, in dem Buser vor dem Attentat in München eine so gute Zeit verbracht hatte.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Walter Buser
Nach München in die WeltstadtErinnerung
Der Vater von Axel Birkmann ist Sportjournalist und damit bei den Olympischen Spielen in München im beruflichen Großeinsatz. Aber auch Axel hat einen Job. Zusammen mit einem Freund legt er Infoblätter aus der im Stadion untergebrachten Bundeswehrdruckerei an den Kommentatoren-Plätzen aus. Den Aushang mit Jobangeboten für die Dauer der Olympischen Spiele hatte Axel Birkmann am Schwarzen Brett seiner Schule im heimatlichen Reutlingen gesehen. „Nach München, in die Weltstadt, in meine Traumstadt, da musste ich einfach hin”, erinnert sich Axel. „Alle redeten ja von der großen Offenheit Münchens, das war natürlich ungeheuer verlockend.” Der junge Mann aus Baden-Württemberg reiste schon eine Woche vor den Spielen an: „Drei Wochen weg von zu Hause, in diesem Alter, das war einfach toll.” Auch die ausgelassene Stimmung in den Sportstätten ist ihm in Erinnerung geblieben. Radrennen sieht Axel Birkmann dort, Rudern und Volleyball, Hockey und Turnen. Besonders angetan aber hat es ihm das Boxen: „Wirklich der Wahnsinn.” Mit seinem Arbeitsausweis hat Axel Zutritt zu beinahe allen Sportstätten und auch zum Olympischen Dorf. Eine Begebenheit ist ihm bis heute in Erinnerung: „Als ich einmal aus dem Olympischen Dorf kam, standen da ein paar Kinder, die auf Autogrammjagd waren. Da habe ich mich natürlich nicht lange bitten lassen.” Seinen Vater, den Journalisten, sieht Axel Birkmann während der Spiele nur selten. Axel übernachtet in einer Schule in Milbertshofen. Von dort macht er sich auch am 5. September auf den Weg ins Olympische Dorf. Unterwegs erfährt er, „dass dort etwas passiert ist”. Trotzdem setzt der junge Mann aus Reutlingen seinen Weg fort. Angekommen, trifft er auf Polizei und Kameras. „Bei diesem Anblick verstand ich die Welt nicht mehr”, sagt Axel Birkmann rückblickend. „Die Stimmung war plötzlich maximal angespannt, aber niemand von uns wusste zu diesem Zeitpunkt genau, was eigentlich los war. Später kursierte dann auch noch die Meldung von der angeblichen Befreiung der Geiseln.” Eine Falschmeldung, wie sich wenig später auf dramatische Weise herausstellte. Von einem auf den anderen Tag sind die heiteren Spiele von München vorbei. Es folgen eine Trauerfeier, die Fortsetzung der Wettkämpfe und die Abschlussfeier, die Axel Birkmann unangemessen findet. „Wenn man an das Attentat dachte, war es da einfach zu ausgelassen. Tanzende Menschen, alles übertrieben”, findet Birkmann noch heute. Seiner Liebe zur bayerischen Landeshauptstadt allerdings tun die schrecklichen Geschehnisse vom 5. September keinen Abbruch.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Axel Birkmann
Entrittskarten für die EröffnungsfeierErinnerung
mit 9 Jahren Besucher bei der Eröffnungsfeier, unvergessen ! 🙂
Postkarte von der GroßmutterErinnerung
War 9 Jahre alt und habe mit meinem Vater die Eröffnungsfeier besucht. Meine Großmutter hat mir dazu eine Ansichtskarte gesendet.
Der Olympiaturm steht ModellSammelsurium
Im Jahr der Olympischen Spiele in München war der Zeitzeuge gerade 30 Jahre alt und arbeitete im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik. „Einmal in der Woche“, erinnert er sich amüsiert, „gab's so eine Art Bastelarbeit, und damals haben alle diesen Turm gemacht. Am Ende waren es so 50 bis 80 Stück.“ Dieser Turm, das war das Modell des Olympiaturms in München. Im Original misst er eine Höhe von 291,28 Metern und ist neben dem einzigartigen Dach das alles überragende Wahrzeichen der Olympischen Spiele von München. Ein paar weitere Details zu dem spektakulären Bauwerk: Gebaut wurde der Olympiaturm in den Jahren 1965 bis 1968. Die Eröffnung war am 22. Februar. An seiner Basis hat der Olympiaturm einen Durchmesser von 16,5 Metern. Mit einer Geschwindigkeit von sieben Metern pro Sekunde fahren zwei Aufzüge bis zu einer Höhe von 185 Metern. Drei unterschiedlich hoch gelegene Aussichtsplattformen bieten einen atemberaubenden Blick über die Dächer der Stadt München und bei gutem Wetter sogar bis hin zu den Alpen. Ein Ausblick, der anzieht. Seit seiner Eröffnung vor 54 Jahren haben den Olympiaturm mehr als 42 Millionen Menschen besucht. Eine Zahl, die auch den „Modellbauer“ beeindruckt. Sein Olympiaturm aus dem Max-Planck-Institut überzeugt genauso wie das Original – wenn auch „nur“ als „Bastelarbeit“ und „nur“ im Miniaturformat.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen
Das Café TreffErinnerung
Als Küchenchef im Arabella-Hotel am Spitzingsee hat Robert Westermeier schon den einen oder anderen Prominenten bekocht. Auch Sportler:innen waren darunter, was in dieser Gegend nicht ungewöhnlich ist. Trotzdem staunte Westermeier nicht schlecht, als ihm sein oberster Chef eine Tätigkeit im Rahmen der Olympischen Spiele anbot. Dieser schlug dem erfahrenen Koch eine Stelle im „Café Treff“ vor und Westermeier sagte zu. Das „Café Treff“ lag inmitten des Olympischen Dorfes am Platz der Nationen. Im Laufe der Spiele machte es seinem Namen alle Ehre, denn es entwickelte sich zum Treffpunkt vieler Athlet:innen. Und der Küchenchef vom Spitzingsee kochte für sie. Mehr noch: Im Olympischen Dorf traf Westermeier den Bobfahrer Franz Kemser. Die beiden kannten sich aus Garmisch-Partenkirchen. Über ihn gelangte Westermeier für seinen Sohn und seine Frau auch an ein paar Eintrittskarten auf der Ehrentribüne. Auch wenn der Sohn nicht genau wusste, wer sich da auf den Sitzplätzen neben ihm befand, besorgte sich der Neunjährige Zettel und Stift, um Autogramme der Ehrengäste einzusammeln. Zu Hause klebte er diese in sein rotes Autogrammbuch mit den Unterschriften der Sportler, die er bereits im Olympischen Dorf ergattern konnte. In dem Buch ist auch eine Zeichnung mit den Olympischen Ringen zu sehen. Das Besondere daran: Auf dem Bild des Jungen sind die Autogramme des neuseeländischen Ruder-Achters. Für den heute 58-jährigen Sohn des Kochs aus dem Olympischen Dorf ist das Autogrammbuch ein Erinnerungsstück von ganz besonderem Wert. Ähnlich seltene Souvenirs hat auch sein Vater bekommen. Eine Speisekarte aus dem „Café Treff“ zum Beispiel mit der Unterschrift der zweifachen Gold-Gewinnerin Heide Rosendahl und einen Wimpel der argentinischen Delegation. Auch Abzeichen der einzelnen Delegationen brachte Robert Westermeier mit nach Hause, im Olympischen Dorf war nämlich eine regelrechte Tauschbörse mit den Ansteckern entstanden. Eine andere Erinnerung an die Spiele von München lässt die Westermeiers allerdings bis heute erschaudern - die Geiselnahme vom 5. September. Der Sohn des Küchenchefs machte sich große Sorgen, denn er wusste, dass sein Vater nur unweit der israelischen Unterkunft arbeitete. Aber Robert Westermeier sah nur noch, wie der Konvoi mit den Geiseln auf dem Weg zu den Hubschraubern das Olympische Dorf verlies.   Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72 Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Sebastian Westermeier
Sperrung der Schleißheimer Straße am 5. September 1972Erinnerung
Ich war von der Bundeswehr für den Fahrdienst bei den Olympischen Spielen abgeordnet. Regelmäßig holte ich morgens um 4:30 Uhr einen Funktionär in Neuaubing ab und fuhr ihn zu den Sportstätten. Auch am 5. September wollte ich in aller Frühe von der Kaserne über die Moosacher Straße über die Schleißheimer Straße auf den Mittleren Ring fahren. Doch aus für mich unerklärlichen Gründen war die Schleißheimer Straße an diesem Tag stadteinwärts gesperrt, so dass ich einen Umweg nehmen musste. Erst gegen Mittag erfuhr ich aus dem Radio von dem Attentat auf die israelischen Sportler in der Nacht. Ein ungutes Gefühl. Anton Hö.1 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Constanze allein bei den Olympischen SpielenErinnerung
Constanze S. war 15 Jahre alt als sie im Sommer 1972 von ihrer Schule Freikarten für die Leichtathletikwettbewerbe geschenkt bekam. Die sportbegeisterte Schülerin freute sich sehr über die Möglichkeit, Wettkämpfe live im Stadion zu verfolgen. Zumal sie ohne Eltern und Geschwister allein die Sommerferien in München verbrachte - ein großes Abenteuer für die Jugendliche. Der jahrelange Umbau der Stadt mit seinen vielen Baustellen machte natürlich auch neugierig auf das Ergebnis. Mit Hilfe eines Münchenstadtplans und der neuen U-Bahn gelangte sie problemlos zum Olympiagelände. Die heitere und offene Stimmung begeisterte sie sofort und sie genoss die internationale Atmosphäre auf dem Gelände um das Stadion. Im Stadion fanden Leichtathletikwettkämpfe statt - Heide Rosendahl und Ulrike Meyfarth kämpften um Medaillen. Die mitreißende Stimmung ließ Constanze den ganzen Tag im Stadion verbringen und mitfiebern. Überhaupt das Stadion - die ungewöhnliche Bauweise und das bunte Drumherum mit Fahnen, Imbisständen und vielem mehr - all das begeistere die junge Schülerin. Ein wunderbarer und ereignisreicher Tag, dessen Erinnerung und Atmosphäre Constanze S. bis heute begleitet. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Waldi in den AndenErinnerung
1970/1971 überbringen fünf Münchner Bergsteiger eine Einladung zu den Olympischen Spiele nach Ecuador. Zitat aus dem Bericht von Bergsteiger Erich Grießl an Willi Daume nach der Expedition in Ecuador:
„Waldi“ und Wimpel waren unsere ständigen Begleiter. Der Hund „bellt“ noch immer aus 5180m Höhe vom Tabernacule I, auf dessen schlankem Eisgipfel wir ihm einen ständigen Platz gegeben haben“.
Die ganze Geschichte können Sie im Audiobeitrag hören. Martina Grießl. München 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Das Attentat und mein "Vorteil" darausAttentat
Ich konnte für keinen einzigen Wettkampf eine Eintrittskarte ergattern. Doch viele auswärtige Besucher hatten ja Hotels, Flüge und Eintrittskarten zu festen Terminen gebucht, die anlässlich des Attentats hinfällig waren. Deshalb wurden viele Karten zurück gegeben und erneut zum Kauf angeboten. Zu meiner Freude konnte ich also - anlässlich des Attentats - eine Karte für einen Leichtathletik-Wettkampf erobern. Das ändert(e) nichts daran, dass mich die Geschehnisse zutiefst erschüttert haben, um so mehr in der heutigen Rückschau, in der die damaligen Fehler schonungslos offengelegt werden!
Aufbruchstimmung in MünchenErinnerung
W.B. war als 17-Jährige jeden Tag auf dem Olympia-Gelände. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Ein Haus voller GästeErinnerung
W.B. schildert in diesem Audiobeitrag, wie ihre Familie trotz beengter Verhältnisse zahlreiche Gäste während der Olympischen Spiele beherbergte. Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72  
Schrankenposten 5 – Paradise Lost(Stadt-)Bau
Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. Mein Vater, Rupert Koller, war seit etwa 1950 Schrankenwärter am Posten 5 an der Lerchenauer Straße. Anlässlich der Olympiade wurde diese Bahnschranke durch eine Unterführung ersetzt. Mein Vater tat dann Dienst an den Sperrenhäuschen am Hauptbahnhof und kontrollierte Fahrkarten beziehungsweise erteilte Auskunft. Der Garten, den meine Eltern entlang der Gleise gehegt und gepflegt hatten, musste weichen, aber sie erhielten eine Parzelle im neuen Schrebergartengelände der Bahn am Fasaneriesee. Der Umzug bedeutete ziemlich großen Stress, sie bestellten sogar einen Lastwagen, der die gute Erde vom Bahngarten zu dem neuen Garten brachte. Die vielen Johannisbeer- und Stachelbeersträucher mussten natürlich ebenso mit wie die Rosen oder Pfingstrosen. Dieser neue Kleingarten war mit 300 m² sogar größer und was da an Gemüse wuchs, war auch "echt bio"; denn am Posten 5 fuhren viele Dampfloks vorbei. Dr. Angelika Koller Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Erzählcafé "München 72"Sammelsurium
Ihr Beitrag zum Ausstellungsprojekt München 72 Kommen Sie in unser Erzählcafé im Münchner Stadtmuseum und erzählen Sie uns von Ihren persönlichen Olympia-Geschichten und Erinnerungen. Sie besitzen noch ein Objekt, das Sie besonders an die Olympischen Spiele 1972 erinnert? Bringen Sie es mit! Die im Erzählcafé gesammelten Geschichten und Erinnerungsstücke kommentieren und erweitern die Ausstellung "München 72. Mode, Menschen und Musik". Die Ausstellung läuft von 29. Juli 2022 bis 8. Januar 2023 und ermöglicht einen Rückblick sowie eine aktuelle Einordnung der Geschehnisse rund um die Olympischen Spiele in München 1972. Das Erzählcafé "München 72" auf der Website des Münchner Stadtmuseums
Lost Place - Lost MusicMusik
Die Olympischen Spiele 1972 haben für mich einen besonderen Klang. Und diesen Klang habe ich zum ersten Mal viele Jahre nach Olympia gehört. Das war nach meiner Erinnerung zu Beginn der 90er Jahre. Damals war ich wie so oft im Olympiapark mit dem Fahrrad unterwegs. Und da war er plötzlich dieser Klang, glockenklar und wie aus einem Guss. Apropos Guss: Der Klang stammte von einem Glockenspiel, das eigens für die Olympischen Spiele gebaut worden war und heute leider nicht mehr existiert. Es handelt sich also tatsächlich um „Lost Music“ an einem „Lost Place“. Der Klang dieses Carillons begleitet mich bis heute. Das Beste daran: Wann immer ich das Olympia-Glockenspiel hören möchte, brauche ich nur eine CD in den Player einzulegen. Rainer Lenhard, München, Juni 2022 Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72