Das Erscheinungsbild der Spiele

Als Journalist und Autor, 1972 arbeitet er in der Kommunikationsabteilung von BMW, hat Gernot Brauer einen besonderen Blick auf die Olympischen Spiele. Der Mann aus Norddeutschland, der seit den späten 60er Jahren in München lebt, sieht sie aus dem Blickwinkel des Öffentlichkeitsarbeiters. Gernot Brauer interessiert nämlich die kreative Arbeit, die im Vorfeld der Olympischen Spiele geleistet worden ist. Seine besondere Bewunderung gilt dem Grafikdesigner Otto Aicher, mit dem Brauer, so erzählt er, zu Zeiten vom Olympia \'72 „eine enge Zusammenarbeit” verbunden habe. Als Gestaltungsbeauftragter der Spiele hatte Aicher deren Erscheinungsbild geprägt, insbesondere mit seinen Piktogrammen. Gernot Brauer, zum Zeitpunkt der Spiele 32 Jahre alt, ist damals auch von den Farben der Münchner Spiele begeistert. Ein Enthusiasmus, der bis heute anhält: „Überall in der Stadt sah man diese Regenbogenfarben, dieses natürliche Farbspektrum, das war dermaßen erfrischend!“ Ganz München habe diese wunderbare Heiterkeit ausgestrahlt: „Die Botschaft war doch: dieses Land kann fröhlich sein.” Das Attentat vom 5. September warf jedoch einen schwarzen Schatten auf Olympischen Spiele in München. Dennoch habe die Stadt, so Gernot Brauer, „stark profitiert von den Spielen”. Und das betreffe nicht nur das Image von München, „sondern auch seine Infrastruktur”, wie Brauer betont. In diesem Zusammenhang verweist er auf das U- und S-Bahn-Netz von Stadt und Umland. Dieses brauchte Gernot Brauer im Jahr 1972 aber gar nicht, um das bunte Treiben auf dem Olympiagelände beobachten zu können: „Hoch oben im BMW-Vier-Zylinder", so Brauer, „reichte dafür schon ein Fernglas“.

 

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72

Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Gernot Brauer

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One thought on “Das Erscheinungsbild der Spiele

  1. Beim Abschnitt über die olympischen Farben fehlt mir etwas Wesentliches. Aicher war ja nicht in erster Linie jemand, der mit Farben spielte, so wie das viele Grafiker tun, sondern ein politischer Kopf. Grundlage seiner olympischen Farben war der Regenbogen. In Abgrenzung nicht nur zu Olympia 1936 strich er aus diesem Farbspektrum die „herrscherlichen“ und politisch so oft missbrauchten Farben rot und gold (gelb). Das verbleibende lichtblaue und lichtgrüne Spektrum setze er in Verbindung mit weiß überall in der Stadt als Olympiafarben ein. Besonders gut erinnerlich sind mir große Fahnenpulks schon an den Einfallstraßen nach München hinein und dann an vielen Plätzen der Stadt. Das war mehr als nur ein optisches Signal. Es war auch kluge Politik.

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