Olympia 1972 – aus der Sicht einer 9-Jährigen

Olympia 1972! Das waren nicht nur die längsten Sommerferien, alles war Olympia. Wir spielten Olympia, erfanden neue Disziplinen und maßen uns in Wettkämpfen.

Meine Tante war die erste Olympiahostess Münchens. Sie hat mich und meine zwei Jahre jüngere Schwester Christina schon lange vor den Spielen oft auf das Olympiagelände mitgenommen. Wir sind zusammen im offenen Kübelwagen bei Sonnenschein über diese riesige Baustelle gefahren, haben den Baufortschritt erlebt und jubelten zur Probe schon mal auf den unfertigen Rängen des Olympiastadions.

Die Identifizierung mit den Spielen war für mich und meine ganze Familie - mein Vater war Architekt - schon im Vorfeld sehr groß. Die heute noch moderne Architektur, die Leichtigkeit, die die Bauwerke ausstrahlen, die bunten Farben der Poster und der Piktogramme, das entsprach unserem Lebensgefühl damals, so wurde München zu meiner Stadt.

Das Attentat war die heftigste Zensur, die Spiele waren damit für uns beendet: Meine Eltern haben zu Hause die schönen Plakate abgenommen und wir alle waren wie erstarrt und voller Trauer um die Opfer.

Claudia Probst

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72

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