Die unvergesslichen Spiele

24 Jahre alt ist Norbert Helgert im Jahr der Olympischen Spiele von München - und Fußball-Fan durch und durch. Da ist es „geradezu eine Fügung“, dass ein „Spezl“, wie Helgert ihn nennt, Mitarbeiter der Olympiaorganisatoren ist. Helgerts Freund ermöglicht dem Hobby-Fußballer im Vorfeld der Spiele einen Besuch des Stadions. „Da stand ich dann auf dem heiligen Rasen“, schwärmt Norbert Helgert noch heute, „und war hin und weg. Hinter dem Stadion konnte ich den Olympiaturm sehen. Diesen Anblick werde ich nie vergessen.“ Überhaupt sind die Olympischen Spiele von 1972 für Helgert unvergesslich. „Und dass nicht nur wegen Heide Rosendahls Goldsprung von 6,78 Meter“, wie er betont. Ganz allgemein, so der Sportfan, seien die Spiele für München „etwas ganz Besonderes“ gewesen: „Alle waren so freundlich in der Stadt, sogar die sonst so grantigen Bedienungen. Alle haben sich bemüht. Es herrschte ganz einfach eine tolle Atmosphäre.“ Bis zum frühen Morgen des 5. September. Nach der Geiselnahme und den schrecklichen Verbrechen in deren Folge sei alles anders gewesen, sagt Norbert Helgert und erzählt von einem weiteren Freund, der bei den Spielen für den Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) tätig war. Er hatte die besten Absichten, erinnert Helgert sich, „und wollte den Leuten den lieben Gott näherbringen.“ Damit steht Helgerts Freund vor dem Attentat auf verlorenem Posten. Fast niemand interessiert sich für ihn. Nach dem 5. September aber wollen plötzlich sehr viele Menschen mit ihm reden. Der junge Mann vom CVJM wird zum Seelsorger.

 

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72

Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Norbert Helgert

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