Später und lange nach Olympia hatte Eugen Gerl beruflich Kontakt zu Otto „Otl“ Aicher, arbeitete als studierter Designer mit dem berühmt gewordenen Olympia-Gestalter auf dem Gebiet der Produktentwicklung zusammen. Angefangen aber hatte alles ganz anders. Als Angehöriger der Bundeswehr war Gerl, zur Zeit der Spiele 20 Jahre alt, als Gästebetreuer im Freizeitpark der Spiele von 1972 eingesetzt. Dort vergnügten sich die Sportler:innen unter anderem beim Tischtennis oder bei Autorennen auf der Carrera-Bahn. In einer umgebauten Turnhalle hatte sogar ein Theater seinen Platz. Zauberer:innen sowie Musiker:innen sorgten für ein buntes Programm. „Eigentlich“, erinnert Eugen Gerl sich, „war das Theater mehr ein Ort für unterschiedliche Show-Programme“. Aber egal, die Sportler:innen hatten eine Menge Spaß. Auch eine Disco gab’s. „Da war abends die Hölle los“, erzählt Eugen Gerl schmunzelnd. Überhaupt sei die Stimmung „toll“ gewesen, „frei und lässig, vom Geist der 68er geprägt“. Am frühen Morgen des 5. September aber wird alles anders. Nach dem Überfall von Terroristen auf Mitglieder der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf herrscht „schlagartig eine gespenstische Stimmung“, so die Worte von Eugen Gerl. Dass die Spiele nach dem blutigen Anschlag fortgesetzt wurden, findet er „bis heute richtig“. Die grausamen Geschehnisse seien zwar „ein kolossaler Bruch“ gewesen, sie hätten aber richtigerweise nicht zum Abbruch der Spiele geführt. Wäre es anders gewesen, so Eugen Gerl, hätten die Terroristen einen Sieg davongetragen.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Eugen Gerl