Zum Wappentier taugte Waldi eher nicht. Zum Maskottchen der Olympischen Spiele von 1972 aber allemal. Im hellen Blau des olympischen Farbspektrums von Gestalter Otl Aicher gehalten, fand der Münchner Miniaturdackel vielseitige Verwendung. Auf den offiziellen Olympia-Plakaten ebenso wie auf Buchdeckeln und Broschüren, auf Kaffeetassen und Ansteckern und auch als Schlüsselanhänger. Die Spiele sollten fröhlich sein und Waldi trug dazu bei. Bei M. B., 1972 eine junge Frau von 19 Jahren, lag der bunte Hund eine halbe Ewigkeit gut „versteckt“ in einer Schublade. Jetzt hat der Gummi-Waldi seinen Platz im Stadtmuseum und fühlt sich dabei offensichtlich wohl. An den Sommer 1972 und die vielen schönen Erlebnisse denkt M. B. gerne zurück. „Am besten fand ich die neuen öffentlichen Verkehrsmittel“, sagt die ehemalige Einzelhandelskauffrau. „Es war einfach super, dass man jetzt so viele Ziele mit der U-Bahn oder der S-Bahn erreichen konnte.“ Das sei vor allem auch ein Verdienst von Hans-Jochen Vogel gewesen. An das damalige Münchner Stadtoberhaupt hat M. B. nur die besten Erinnerungen: „Ein ganz toller Oberbürgermeister.“ Auch an die Olympischen Spiele erinnert sich die Münchnerin gerne zurück: „In der Stadt herrschte eine tolle Atmosphäre. All die Menschen aus so vielen Ländern, das war wirklich schön.“ Bis zur Geiselnahme im Olympischen Dorf. „Dass etwas passiert sein musste, haben wir gemerkt, als bei uns in Pasing plötzlich Hubschrauber übers Haus flogen.“ Von den schrecklichen Geschehnissen an der Connollystraße erfuhr M. B. aber erst aus dem Radio: „Schrecklich, einfach nur schrecklich.“ Dass die Spiele nach einem Tag der Trauer fortgesetzt wurden, fand die Münchnerin aber richtig: „Schon allein wegen der Sportler, die sich so auf die Spiele gefreut hatten.“
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit M. B.