Süßigkeitenverkäufer bei Olympia

„Überall herrschte Euphorie“, erinnert Rainer Hoffmann sich an Olympia 1972. Weil er damals „unbedingt mitmachen“ wollte, bewirbt sich der zu dieser Zeit 17-Jährige um einen Job als Süßigkeitenverkäufer – und wird angenommen. Sein Mitarbeiterausweis ermöglicht Hoffmann den Zugang zu fast allen Olympia-Bereichen sowie zu sämtlichen Wettkämpfen und Anlässen. So ist der junge Münchner auch bei der Eröffnungsfeier dabei und sitzt in dem Block, in dessen direkter Nachbarschaft das Olympische Feuer entzündet wird. „Ein großer Moment“, wie Rainer Hoffmann noch heute sagt. Auch bei den Wettkämpfen selbst fiebert er mit. Obwohl er seine Süßigkeiten verkaufen muss, bleibt doch Zeit fürs Zuschauen. Der damals 17-Jährige ist beim Hockey dabei, beim Schwimmen und beim Fußball. Auch Silvia Sommerlath, die spätere Königin von Schweden, damals aber noch Olympia-Hostess, lernt Rainer Hoffmann im Jahr 1972 kennen. Am 5. September aber hat all das ein Ende. Die Athleten und Betreuer der israelischen Mannschaft sind Opfer eines Attentats geworden. „Jede Minute nach dem Überfall“, erinnert sich Rainer Hoffmann, der am 5. September seinen freien Tag hat, „habe ich vor dem Radio verbracht“. Das Attentat sei „eine Katastrophe“ gewesen, es habe ihn „regelrecht wütend gemacht“. Den Tag der Trauer erlebt der junge Mann im Olympiastadion. Dass danach die Spiele fortgesetzt werden, findet er „richtig“. Richtig sei auch gewesen, am Ende der Geiselnahme „die Forderungen der Täter nicht zu erfüllen“.

 

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72

Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Rainer Hoffmann

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