Hoher Besuch

Wer kommt schon einer angehenden Königin nahe? Wohl kaum jemand. Die Zeitzeugin (80) aber kann genau das von sich behaupten, misst dem aber spürbar keine große Bedeutung bei. In dem Haus im Münchner Stadtviertel Gern, in dem auch die Zeitzeugin und ihr Mann wohnen, taucht einige Zeit nach Olympia „eine Dame mit Hut und Sonnenbrille“ auf, um ihre Patentante zu besuchen. „Wohl, um sich nach Schweden zu verabschieden“, wie die Zeitzeugin rückblickend glaubt. Bei der Dame handelt es sich natürlich um Silvia Sommerlath, der damals noch künftigen Königin von Schweden. Als offizielle Hostess der Olympiaorganisation lernte die junge Frau aus Heidelberg bei den Sommerspielen in München den schwedischen Thronfolger Carl Gustaf kennen. Die Hochzeit der beiden fand am 19. Juni 1976 in Stockholm statt. Deutlich wichtiger aber als der hohe Besuch im Nachgang der Olympischen Spiele war der Zeitzeugin und ihrem Mann 1972 das Großereignis selbst. Da von Gern aus das Olympiagelände schnell zu erreichen ist, sind sie dort oft und gern unterwegs gewesen und haben sich „die Szenerie auch schon mal vom Schuttberg aus angesehen“. Das besondere Interesse des Ehemanns galt dabei den spektakulären Bauten der Spiele. Als Architekt hatte er beruflich Kontakt mit dem Olympia-Baumeister Günter Behnisch. Aber egal ob Sport oder Architektur, insgesamt hat die Zeitzeugin die Olympischen Spiele von 1972 „als sehr schöne Zeit in Erinnerung.“

 

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72

Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit der Zeitzeugin

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