Monika wohnt 1972 in Fürstenfeldbruck und wird am Abend des 5. September „aufgeschreckt von klirrendem Fensterglas, von Schüssen und Explosionen“. Tagsüber war die Studentin in München gewesen und auf eine große Menschenmenge aufmerksam geworden, die „entsetzt vor einem Fernsehgeschäft stand“. Auf dem Bildschirm war die Geiselnahme im Olympischen Dorf zu sehen. Da ahnt Monika noch nicht, dass sie abends hören wird, wie das dramatische Geschehen auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck enden wird. Alle elf israelischen Geiseln der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September sterben, dazu ein Polizist und fünf Geiselnehmer. Die heiteren Spiele von München münden in Angst und Trauer. Dennoch, heute wohnt Monika im Olympischen Dorf – zufrieden. Die Orte des Gedenkens an die Opfer des Terroranschlags vom 5. September aber, die Monika auf ihren Spaziergängen sieht, werfen noch immer lange Schatten. Dabei hat die 71-Jährige auch schöne Erinnerungen an Olympia 1972. Die Wettkämpfe im Turmspringen etwa und im Kunstturnen mit der sechsfachen Medaillengewinnerin Olga Korbut aus der damaligen Sowjetunion. Auch für München selbst seien die Olympischen Spiele ein Gewinn gewesen, sagt Monika heute. Dabei denkt sie nicht zuletzt an den U- und S-Bahn-Bau, der mit Blick auf das sportliche Großereignis vorangetrieben worden sei: „Das hat der Stadt und den Menschen viel gebracht.“
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Monika