Der Zeitzeuge, ein EDV-Spezialist, war während der Olympischen Spiele von München „zusammen mit 260 Techniker-Kollegen rund um die Uhr im Einsatz“. Kein Wunder, denn überall an den Sportstätten waren Monitore – damals noch Datensichtgeräte genannt – aufgestellt worden, die es zu überwachen galt. Darunter für damalige Verhältnisse auch große Bildschirme, auf denen die sportlichen Ereignisse beziehungsweise Ergebnisse ersichtlich waren. Eine damals ebenso neue wie wichtige Art der Datenübermittlung, nicht zuletzt für die vielen Journalist:innen aus aller Welt, die aus München über die Spiele berichteten und jetzt immer und überall abrufen konnten, wie die Wettkämpfe verliefen. Der Aufgabenbereich des Zeitzeugens war dabei die reibungslose Elektronische Datenverarbeitung der großen Rechner im Stadion und an allen anderen Sportstätten. Im Hintergrund zwar, aber hauptverantwortlich für diese frühe Form der IT, war das Unternehmen Siemens. Für seine spezielle Aufgabe in diesem Zusammenhang war der Zeitzeuge bestens qualifiziert. Bevor er 1965 nach München kam, hatte er in Köln ein auf EDV ausgerichtetes Studium absolviert. Bei den Olympischen Spielen dann musste er jederzeit erreichbar sein. „An jedem Tag der Spiele habe ich gearbeitet“, erzählt der Zeitzeuge und erinnert sich trotz der vielen Arbeit an eine „freundliche, fröhliche Atmosphäre“. Allerdings nur bis zum 5. September, dem Tag des Attentats auf Mitglieder der Olympiamannschaft aus Israel. Danach, so der Zeitzeuge, habe eine „sehr gedämpfte Stimmung“ geherrscht. Die vielen schönen, wegen seiner beruflichen Tätigkeit auch interessanten Momente der Spiele von München überwiegen allerdings deutlich in seiner Erinnerung. An diese Augenblicke erinnert ihn auch ein Paar Manschettenknöpfe aus Silber, das er als Dank für seinen Einsatz bei Olympia 1972 vom Olympischen Komitee geschenkt bekommen hatte.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen