Angelika Gruber (70) hat Olympia ´72 gleich dreimal erlebt: vor, während und nach den Spielen. 1963 war sie mit ihren Eltern in die Peripherie des späteren Olympiageländes gezogen und hatte von dort – nachdem München 1966 den Zuschlag als Austragungsort für die Spiele erhalten hatte – beobachten können, wie die Olympia-Bauten emporwuchsen. „Als erstes“, erinnert Frau Gruber sich, „wurde die Eissporthalle fertig.“ Sie sei öffentlich zugänglich gewesen, und so habe sie in dem neuen Gebäude Eislaufen gelernt. Später dann, bei den Spielen selbst, war Angelika Gruber dabei, als die Athletin Ulrike Meyfahrt mit 1,92 Meter beim Hochsprung Gold für Deutschland gewann. Erst später habe sie realisiert „wie toll dieser Tag war“. Viele Jahre nach Olympia, die Spiele von München waren schon Geschichte, nahm Frau Gruber eine Arbeitsstelle bei einem Unternehmen an, das auf Korrosionsschutz spezialisiert und mit seiner Expertise an der Verwirklichung des Olympia-Dachs beteiligt gewesen war. Das habe zwar nach ihrem Eintritt in die Firma schon mehr als zwei Jahrzehnte zurückgelegen, sei aber immer wieder ein Thema gewesen. Die Olympischen Spielen selbst hat Angelika Gruber „zwiespältig in Erinnerung“. Einerseits sei da die „tolle Veranstaltung“ gewesen, anderseits aber auch „das schreckliche Attentat auf die israelischen Sportler, das alle traurig gemacht hat“. Damals war sie bei ihren Eltern, also in der Nähe des Olympia-Geländes, und noch heute kann sie sich an das Geräusch der Hubschrauber erinnern, mit denen die Opfer und deren Entführer nach Fürstenfeldbruck ausgeflogen worden sind.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Angelika Gruber