Als 1972 an unserer Schule Ferienjobs bei den Olympischen Spielen angeboten wurden, meldete ich mich. Als 14-jährige wurde ich als Pressebotin - aufgrund der Kleidung "weiße Maus" genannt - der DDR-Nachrichtenagentur ADM zugeteilt. In der Früh mussten wir in der Pressestadt die Postfächer leeren und die Journalisten mit Getränken versorgen. Tagsüber waren wir in Bereitschaft, die wir im Innenhof mit Kicker und Tischtennis verbringen konnten, bis der nächste Auftrag kam. Oft begleiteten wir die Journalisten zu den Wettkämpfen und brachten aktuelle Fotos und Filme in das Agenturbüro. Mit meinem Ausweis hatte ich Zutritt zu vielen Orten: zur Olympiakantine, zu den Sportstätten und sogar zur Disco im Olympiadorf. Fasziniert war ich auch von einer ganzen Wand von Farbfernsehern auf der ich im Pressezentrum die Eröffnungsfeier verfolgte, denn meine Eltern hatten keinen einzigen. Die Schlussfeier sah ich dann live. Die Aufwandsentschädigung von 2 Dollar am Tag – 49 Mark in der Woche – war für mich viel Geld, das umgehend im Olympiaeinkaufszentrum in Plateauschuhe und Schlaghosen investiert wurde.
Brigitte W.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72