„Wir danken Ihnen für Ihren Beitrag zum Gelingen der Olympischen Spiele.“ Unterzeichnet von Willi Daume, Präsident des Organisationskomitees und Walther Tröger, Generalsekretär des Organisationskomitees. Derlei Dank von höchster Stelle hat nicht jeder vorzuweisen, schon gar nicht auf einer offiziellen Urkunde, J. Engelbrecht allerdings schon. Als Wehrpflichtiger, für die Dauer der Olympischen Spiele einquartiert in der Funk-Kaserne am Frankfurter Ring, ist Engelbrecht als Bote zwischen den verschiedenen Pressezentren der Spiele unterwegs und bringt Informationsmaterial von A nach B. Und Engelbrecht, damals 21 Jahre alt, ist nicht nur zwischen den einzelnen Sportstätten unterwegs, sondern auch in der Stadt – „in der großen Stadt“, wie er noch heute betont. Von München „überwältigt“, lernt Engelbrecht 1972 „die verschiedensten Ecken der Stadt“ kennen. Dafür kann er den Tag nutzen, denn seinen Dienst für Olympia versieht er in der Nachtschicht. Ein weiterer Vorteil dieser Schicht: Tagsüber kann Engelbrecht, er hat Freikarten bekommen, auch verschiedene Wettkämpfe besuchen. Bei der uneingeschränkten Freude an München und seinen Spielen bleibt es jedoch nicht. Der tödliche Angriff auf die israelischen Sportler im Olympischen Dorf ist für Engelbrecht „ein großer Schock“, ein Ereignis, das den weiteren Verlauf der Spiele überschattet. Eine Folge des Anschlags ist auch, dass der Bundeswehrangehörige die Kaserne am Frankfurter Ring für eine Nacht nicht verlassen darf. „Es herrschte ein striktes Ausgangsverbot“, erinnert Engelbrecht sich. Insgesamt jedoch zieht er begeistert Bilanz, wenn er an Olympia 1972 zurückdenkt. Aufgewachsen „in einfachen Verhältnissen“, seien die Olympischen Spiele von München „die schönste Zeit meines Lebens“ gewesen.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit J. Engelbrecht