Meine junge Patentante war die erste Olympiahostess Münchens. Ich war 9 Jahre alt und begeistert, denn sie nahm mich oft mit auf das Olympiagelände – so auch zu einem Pressetermin in die noch unfertige Schwimmhalle. Es war ein Treffen mit Journalisten. Im Verlauf des Treffens wurde plötzlich ein Aufhänger für den Artikel gesucht. Kurzerhand wurde entschieden, das Kind – also ich –soll ins Wasser hüpfen! Ich war eher schüchtern, das Wasser kalt und das Becken noch gar nicht ganz fertig, aber ich habe mich getraut. Mit meiner Tante habe ich dann verabredet, nichts zu Hause zu verraten – es sollte eine Überraschung werden. Die nächsten Tage bin ich morgens vor der Schule an den Zeitungskasten gelaufen und habe die Zeitung durchgeblättert. Endlich, am dritten Tag war ein Foto von mir in der Zeitung, zusammen mit Marc Spitz, dem legendären Schwimmer, auf einer Seite! Mittags nach der Schule schnell nach Hause. Stolz zeigte ich meiner Mutter mein Foto in der Zeitung. Sie meinte nur, das Kind sieht dir schon ähnlich … - vielleicht um mich zu necken?
Unter dem Foto stand: „Sie wollte gar nicht mehr aus dem Wasser. Die zehnjährige Claudia durfte als allererste ins Olympiabecken springen.“
Ja, genau so war es, ich war die allererste im Olympiabecken und fand das ganz toll.
Übrigens hatte ich mich gegenüber den Journalisten älter gemacht: Die 10-Jährige Claudia - das klang doch viel schicker.
Claudia Probst
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72