Am frühen Morgen des 5. September 1972 klingelt in der Waldmann-Kaserne – zwischen dem Münchner Stadtteil Schwabing und dem Olympiagelände – das Telefon. Den Anruf nimmt Sanitätsgefreiter Brunner entgegen. Er versorgt unter anderem auch Mannschaftsmitglieder, die an den Olympischen Spielen teilnehmen. In der Nacht zum 5. September aber ist er als stellvertretender Wachhabender in der Waldmann-Kaserne eingeteilt. Weil Brunner von Natur aus hilfsbereit ist, bereitet ihm seine Arbeit beim Sanitätsdienst viel Freude. Jedenfalls bis zu diesem Anruf kurz vor der Wachablösung. Am anderen Ende ist das Verteidigungsministerium. Auf die israelische Olympia-Mannschaft sei ein Überfall verübt worden. Möglicherweise wollen die Täter Waffen aus der Waldmann-Kaserne in ihren Besitz bringen, heißt es aus Bonn. Weitere Informationen erhält Brunner zu diesem Zeitpunkt nicht. Weisungsgemäß weckt er seine Kameraden und informiert den Unteroffizier. Wie ernst die Lage ist, wird kurz darauf deutlich. In der Kaserne schaltet sich ein General ein. Brunner unternimmt einen Kontrollgang und bemerkt hinter einem Militärlastwagen prompt eine verdächtige Person. Doch bei dem Mann handelt es sich zum Glück nur um einen Kameraden, der einen Hund ausführt. Ein harmloser Vorfall also, der schnell vergessen ist. Die fürchterlichen Geschehnisse dagegen, die sich zur selben Zeit im Olympischen Dorf abspielen und von denen der Sanitätssoldat erst durch das Radio erfährt, beschäftigen Brunner noch Jahre danach.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Herrn Brunner