Israelreise

Peter Mayer, damals 20 Jahre alt und Maschinenbaustudent in Regensburg, fand die Olympischen Spiele als sportliches Großereignis „zunächst gar nicht so aufregend“. Was möglicherweise auch daran lag, dass er in der Zeit der Wettkämpfe zusammen mit einem Kommilitonen durch Israel reiste. Dort allerdings gab es ab dem 5. September, Tag des Attentats auf Mitglieder der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf, kein anderes Thema mehr. An diesem Tag, erinnert Peter Mayer sich, herrschten in den Straßen von Israel „Aufruhr und blankes Entsetzen“. Er selbst habe den Ortsnamen „Fürstenfeldbruck“ verstanden. Erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland aber erfuhr der Student vom ganzen Ausmaß des Dramas im Olympischen Dorf und von seinem grausamen Ende auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. Die Erinnerung daran ist bis heute geblieben. Doch nicht nur an die Geiselnahme denkt Peter Mayer, wenn von Olympia 1972 die Rede ist. Vor dem Attentat sei es „einfach eine tolle Zeit“ gewesen, sagt er rückblickend. Überhaupt kann Mayer den Spielen im Nachhinein viel Gutes abgewinnen. „Immer noch fasziniert“ sei er zum Beispiel davon, „in welch kurzer Zeit München so viel moderner wurde“. Aber nicht nur die Bauten, U- und S-Bahn, sondern auch ein kleiner Begleiter erinnert Peter Mayer an das Jahr 1972: eine Edelversion des Olympia-Dackels „Waldi“ aus Pelz, genäht von Mayers Mutter, einer Modistin. Sein Vater dagegen, ehrenamtlicher Schiedsrichter in Regensburg, hielt es eher mit Fußball.

 

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72

Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Peter Mayer

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