Ein Tagebuch über Olympia

Sehr nah dran an den Olympischen Spielen in München war Dorothea Licht. In erster Linie allerdings durch die Tätigkeit ihres Mannes. Als Angehöriger der Bundeswehr – Guntram Licht hatte an der Hochschule in Neubiberg junge Offiziere in Taktik, Methodik und Logistik unterrichtet – fungierte der damals 54-Jährige als Verbindungsmann zwischen 2.000 Soldaten und den Olympia-Organisatoren. Bei dieser Aufgabe, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit war eine Grundvoraussetzung, kam Licht seine Erfahrung als Lehrer an der Bundeswehrhochschule zugute. Auf dem Olympia-Gelände bildete der Offizier eine Bürogemeinschaft mit dem Sportfunktionär Walther Tröger. Der spätere Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) war 1972 Bürgermeister im Olympischen Dorf. Der gehobenen Position ihres Mannes hatte es Dorothea Licht zu verdanken, dass sie „immer wieder Wettkämpfe besuchen konnte“, erzählt sie. Auch das Olympische Dorf fand Frau Licht „sehr spannend“. Nicht zuletzt auch für ihre vier Kinder, denn im Münchner Quartier der Athlet:innen kamen am Abend, so Dorothea Licht, „alle Nationen zusammen“. Für ihren Mann allerdings sollte das Olympische Dorf noch eine traurige Bedeutung bekommen. Sein Büro und das von Walther Tröger lag gegenüber der Connollystraße 31, dem Ort des Überfalls auf Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft. So wurde Licht unmittelbar Zeuge des dramatischen Geschehens. Unter anderem bemerkte er, dass die Terroristen an einem Fernsehgerät verfolgen konnten, wie es um die Bemühungen stand, die Geiselnahme zu beenden (an den Verhandlungen mit den Terroristen war auch Walther Tröger beteiligt). Seine Erlebnisse hielt Guntram Licht in einem Tagebuch fest – neben den schrecklichen allerdings auch die schönen.

 

Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72

Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Dorothea Licht

+Erinnerung hinzufügen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Erinnerung

Unter welchem Namen soll dieser Beitrag erscheinen?

Persönliche Informationen (werden nicht veröffentlicht)

Datenschutz*
×
×
×