Sport hat im Leben von Helmut G. schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Als Jugendlicher zum Beispiel bei FC Bayern, wo er als junger Spieler leistungsmäßig hervorsticht. Beste Voraussetzungen also, um beim offiziellen Auftakt der Olympischen Spiele eine besondere Aufgabe zu übernehmen. Helmut G. nimmt vor der Eröffnung der Spiele als jüngster Sportler am olympischen Fackellauf teil. Er ist gerade 16 Jahre alt. Seine Etappe vom Trainingsplatz des TSV 1860 München bis zum Grünwalder Stadion legt G. zusammen mit zwei anderen Läufern „in einer Dreierformation“ zurück. Das Olympische Feuer wird übernommen und dann weitergegeben. Zuvor ist der große Auftritt über eine Strecke von einem Kilometer dreimal geprobt worden. Der Lauf von Helmut G. und seinen Kameraden steht in einer langen Tradition. Bis heute waren bei den Olympischen Spielen insgesamt 6.200 Fackelträger im Einsatz, 1.300 davon allein in Griechenland. Die von ihnen zurückgelegte Gesamtdistanz beträgt genau 5.532 Kilometer. Auch vor diesem Hintergrund empfindet G. seinen eigenen Einsatz „als große Ehre“. Seine Fackel darf der junge Mann als Souvenir behalten. An den olympischen Wettkämpfen weniger interessiert, tritt Helmut G. nach „seinem“ Lauf denn auch den Heimweg an und packt seine Reisetasche. „Zusammen mit einem Spezl“ geht’s in dessen VW Käfer nach Monaco in den Urlaub. Sein Andenken an Olympia \'72, die Fackel, kommt erst später wieder zum Einsatz – als Hingucker bei diversen Partys.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Helmut G.