Obwohl „voll und ganz Münchner”, betrachtet der Zeitzeuge (Jahrgang 1940) die Olympischen Spiele in der bayerischen Landeshauptstadt eher leidenschaftslos. „Als dafür abgestellter Fernmeldetechniker”, so der Herr rückblickend, „waren die Spiele für mich in erster Linie Arbeit.“ Die Olympiagesellschaft hatte Siemens, den Arbeitgeber des Zeitzeugens, mit der Montage und Wartung der Komponenten und Anlagen für eine funktionssichere Übermittlung von „olympischen” Nachrichten aller Art beauftragt. Für die reibungslose Kommunikation auf dem Olympiagelände waren Telefon- und Funkanlagen sowie Lautsprecher und Mobilfunkgeräte erforderlich. Das diesbezügliche Fachwissen des Zeitzeugens ist nicht nur bei Olympia in München gefragt, sondern auch im Ausland und bei Prominenten. Dieser hat schon für den Schauspieler und Bond-Bösewicht Gert Fröbe gearbeitet, für den Tenor Rudolf Schock und auch für den „Krebsarzt” Josef Issels. Selbst im Urlaubsdomizil von Altkanzler Adenauer in Italien war er bereits im Einsatz. So ist der Zeitzeuge bei den Olympischen Spielen in München von dem Staraufgebot an Sportler:innen nicht übermäßig beeindruckt. Die Leistungen von US-Schwimmer Mark Spitz allerdings (sieben Goldmedaillen, sieben Weltrekorde) und der deutschen Hochspringerin Ulrike Meyfahrt (Goldmedaille und Weltrekord) beeindrucken ihn nachhaltig. Aber auch die Stimmung in der Stadt ist unvergesslich: „So leicht, so fröhlich, so unbekümmert.” Dann aber das Attentat im Olympischen Dorf. „Danach war alles anders”, erinnert er sich. „Die Atmosphäre war jetzt sehr gedrückt.” Dass die Wettkämpfe nach den schrecklichen Geschehnissen vom 5. September und einem Tag der Trauer fortgesetzt wurden, findet der Zeitzeuge „bis heute richtig”. Der Terror sollte keinen Sieg davontragen.
Beitrag entstanden im Erzählcafé München 72
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit dem Zeitzeugen